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Nach einer Weile räusperte er sich und sagte:"Ich habe dir etwas gegen die Kopfschmerzen gegeben." "Danke", gab ich halbherzig von mir. "Lass mich doch bitte gehen." - "Nein. Das geht nicht. Ich muss dich beschützen." "Was?" Ich verstand nur Bahnhof. 

"Wovor musst du mich beschützen?" - "Vor... denen die dich entführt haben." - "Aber du ... du hast mich doch a-auch entführt", gab ich verwirrt von mir. "So bescheuert es auch klingt, aber du musst mir vertrauen." Was muss ich? Glaubte er wirklich, dass ich ihm vertrauen würde? Nach dem was er mir angetan hat? Entführung, Fesseln und wer weiß, was noch. Ich verdrehte die Augen.

Wie sollte man so einer Person vertrauen? Wie konnte er so etwas überhaupt erwarten. Irrsinnig schüttelte ich den Kopf. 

"Und wie soll ich das bitte schön machen. Ich- du-" Ich seufzte frustiert. Ich merkte, wie sich eine Träne an die Oberfläche bahnte. Schnell wischte ich mir über die Augen, ließ nicht zu, dass er sie sah.

Aus dem nichts bremste er und man hörte, wie die Reifen des Autos laut quietschten. Mein Körper schleuderte nach vorne und ruckartig zurück in die Sitzfläche. Die Schmerzen setzten in Null Komma nichts wieder ein. Mein Hinterkopf wurde gegen den Hintersitz geschlagen. Übelkeit stieg in mir auf.

"Was soll das?! Bist du bescheuert?", rutschte es aus mir raus. "Verdammt, tut das weh" - "Tut mir leid, wirklich. Ich dachte ich hätte etwas gesehen." "Denn heiligen Geist vielleicht?"

Ich merkte förmlich, wie mein Gesicht rot anlief. Meine Hand bildete eine Faust
Die Wut und die Angst hatte sich im ganzen Leib angestaut, was keine gute Mischung war.

Er guckte mich verdattert an und Wut stieg auch in ihm auf. "Ich versuche dir zu helfen und was machst du? Du undankbare Göre! Maulst mich an. Glaubst du ich lasse mir das von einem kleinen Mädchen, wie dir gefallen?" Bei jedem Satz steigerte sich seine Wut. Ich wurde leicht angespannt. Denn wenn ich etwas falsches sagte, würde es brenzlig werden. Da war ich mir sicher. Mit größter Mühe bemühte ich mich runter zu kommen, aber mein Blick sprach Bände.

Am liebsten hätte ich ihm noch mehr Sachen gesagt, doch so dumm oder mutig - wie man es auch nimmt - war ich dann doch nicht. Also entschuldigte ich mich schön brav und damit gab er sich zufrieden. Mein Blick durchbohrte noch immer seinen Rücken, als er sich wieder auf die Straße konzentrierte. Ich biss meine Zähne fest zusammen, um nicht alles um mich kurz und klein zu schlagen, um meinen Schrei zu unterdrücken.

*****

Seit dem Vorfall fuhren wir jetzt schon seit einigen Stunden umher und ich wusste immer noch nicht, wo er hin wollte. Ich wusste nicht mal, ob er das Ziel kannte oder ob er einfach nur Irrlos herum fuhr. "Kannst du mich bitte frei binden", flehte ich ihn zum hundersten Mal an. "Bitte." Ich schaute verzweifelt in den Innenspiegel, wo er mich direkt hindurch anblickte. 

Er war leicht genervt, aber ich erkannte ein Hauch Mitleid in seinen Augen.

Er antwortete: "Aber du musst mir versprechen - zu deinem eigenen Besten - dass du nicht versuchst ab zu hauen" Dabei ergänzte er, dass er Versprechen sehr ernst nahm. Mit gekreuzten Fingern versprach ich ihm das. Aber er war so auf meinen Mund fixiert, dass er nicht einmal auf meine Hand achtete und meine zwei sich kreuzenden Finger blieben unentdeckt.

*****

Er löste meine Fesseln mit einem scharfen Taschenmesser, das er in der Tasche aufbewahrt hatte. Er bemerkte meinen Blick, das ich aufsetzte als er das Messer heraus holte. Er sagte -ich zitiere - "Wieder etwas zu meiner Sicherheit." Er trug schwarze Handschuhe. Etwas, was ich überhaupt nicht verstand, da es nicht kalt war, aber ich hielt den Mund.

Er löste die Drähte ganz vorsichtig. Trotzdem zuckte ich zusammen als seine Hand ausversehen an mein Verband kam. Gleich anschließend fasste ich mir mit der gesunden Hand an den Hinterkopf, der angeschwollen war, und bückte mich in der Hoffnung, dass die Schmerzen dadurch geringer werden würden. Das half natürlich nicht, sondern machte es stattdessen nur noch schlimmer. 

Der Mann griff in seine Tasche und bot mir Tabletten gegen Kopfschmerzen an. Ich schüttelte den Kopf, wodurch ich ein Stechen am Hinterkopf verursachte. 

Er streckte seine Hand direkt vor meinen Gesicht."Nimm sie!", schrie er. Ich wollte nicht,aber die Schmerzen waren zu groß und der Mann zu unberechenbar. Ohne zu zögern nahm ich die Tablette und wir fuhren kurz danach weiter, ohne zu wissen, ob es sich wirklich um eine Schmerztablette handelte oder nicht. Ich bettete nur, dass es so war.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 24, 2017 ⏰

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Plötzlich Entführt: überarbeitete VersionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt