-2- »Deshalb kennst du mich nicht«

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31. März. 2017, Córdoba

Am nächsten morgen wachte ich in meinem Bett auf. Jedoch konnte ich mich nicht erinnern in mein Bett gestiegen zu sein. Ruggero war ebenfalls verschwunden.
Erschöpft raffte ich mich auf und betrat das Bad des Hotelzimmers.
Ich zog mich aus und betrat die Dusche.
Leise und sanft ließ ich die kalten Tropfen auf meinen nackten Körper prasseln. In der Hoffnung, dass mich das ein wenig wacher machen würde. Ich hatte wirklich wenig geschlafen, nur ungefähr 3 Stunden und heute musste ich auch noch ein Konzert geben.
Dankeschön, Ruggero.
Das Wasser tröpfelte meine Haut hinunter, ein lästiges Gefühl. Genau wie die nassen Haarsträhnen die in meinem Gesicht klebten.
Ich schaltete die Dusche aus und wickelte mich in mein Handtuch ein.
Es war schon irgendwie komisch so ganz allein zu sein, ohne meine Mamá. Sonst war sie immer an meiner Seite und nun war sie in Mexiko Stadt, um Papá und Mau zu besuchen. Eigentlich war es auch schön mal auf mich allein gestellt zu sein, aber es war eben seltsam. Ob sie es damals verkraftet hatte, dass sie nur meinetwegen das Land wechseln musste und meilenweit entfernt von meiner restlichen Familie war? Noch nie hatte ich mir darüber Gedanken gemacht. Wie egoistisch ich doch war.
Ich schlüpfte in eine schwarze Jeans und ein rosa Sweatshirt, unbequeme Sachen konnte ich heute während des Konzerts noch oft genug tragen.

Beim gemeinsamen Frühstück heute morgen, analysierte ich das Verhalten von 'Michaentina' genau und stellte fest, dass Ruggero Recht hatte: Ich musste wirklich blind gewesen sein, um das nicht zu erkennen. Die ganze Zeit warfen sie sich verliebte Blicke zu. Ein Wunder, dass es noch niemand herausgefunden hatte.
Resigniert betrachtete ich mein Toast als wäre es völlig fremd und nutzlos.

»Also Karol, das ist ein Toastbrot. Ein Nahrungsmittel. Das bedeutet man kann es essen!«, machte Ruggero sich über mich lustig. Kurz war ich schockiert, da ich für gewöhnlich still am Tisch saß und den Anderen lauschte, anstatt dass jemand mit mir sprach.
Ich grinste ihn an: »Ich bin müde, weil du mich gestern wach gehalten hast«.
Er kratzte sich verlegen am Kopf: »Was habe ich dir gestern gesagt, was ich dir nicht sagen hätte sollen?«.
»So einiges!«, antwortete ich belustigt und traute mich nun doch an mein Toast heran. Ruggero verzog nur das Gesicht, da ihm vermutlich klar wurde welch großes Geheimnis er mir erzählt hatte.
Suchend flog mein Blick über das Frühstücksbuffet.
»Hier!«, Ruggero stellte mir das 'Dulce de Leche' vor meinen Teller.
»Woher wusstest du..?«, fragte ich leicht verwirrt über seine Reaktion.
»Tja ich kenne dich eben gut, Sevilla«, erwiderte er stolz.
»Da wäre ich mir nicht so sicher«, murmelte ich und wandte den Blick von ihm ab.
»Was soll das denn bitte heißen?«, wollte er gespielt erstaunt wissen.
»Nichts«, antwortete ich so belanglos wie möglich und widmete mich weiter meinem Toast.
Er wollte mir schon antworten bis Agustín kam und sich gegenüber von ihm setzte. Sie begrüßten sich mit einem Handschlag, den sie immer vollzogen. Schon geriet ich wieder in Vergessenheit. Unbeteiligt aß ich mein Toast auf und stand von meinem Stuhl auf.
»Ciao«, verabschiedete ich mich von Ruggero, jedoch antwortete er nicht.
Es versetzte mir einen kleinen Stich in mein Herz. Kleine Menschen wurden eben schnell übersehen. Doch auch kleine Menschen hatten Gefühle.
»Deshalb kennst du mich nicht«, flüsterte ich kaum hörbar und verließ den Speisesaal.

***

»Wow!«, rief ich erstaunt. Ich stand auf der Bühne der Orfeo Superdomo Arena und schaute in das noch leere Publikum. In wenigen Stunden würde ich in die strahlenden Gesichter der Kinder blicken und mich wieder daran erinnern warum ich dieses Leben liebte. Ich machte Menschen glücklich.
Als ich daran dachte wie es war als ich das erste Mal auf einer Bühne stand musste ich automatisch lächeln. Damals war ich gerade mal sechs Jahre alt gewesen und so furchtbar nervös. Es hätte nicht viel gefehlt und ich wäre gar nicht daraus gegangen bis mein Bruder mich beruhigte.
»Karol. Ich weiß, dass du das kannst. Das dort draußen ist dein Ding, deine Welt. Sie werden dich lieben, genau wie du mich damals davon überzeugt hast dich zu lieben. Du hast diese positive Energie die alle ansteckt. Wie kann man dich nicht lieben? Und jetzt gehe daraus und bezaubere sie!«, hatte er gesagt.
Seit dem hatte ich nie wieder ein Gefühl von Lampenfieber verspürt.
Wie schön es doch wäre wenn Mauricio doch jetzt hier wäre. Wenn er meine Hand nehmen würde und mir sagen würde, dass alles gut sei.
Ich seufzte einmal und drehte mich weg.

Was war bloß mit mir los? Ich führte mich auf wie ein Sorgenkind. Wo steckte die aufgeweckte Karol mit der positiven Energie von der Mau gesprochen hatte? War sie verschwunden?
Ich zwang mir ein Lächeln auf die Lippen. Es lag alles an mir, ob sie nun für alle sichtbar war.
Ich. Bin. Zufrieden.
»Der Körper schüttet beim Lachen Glückshormone aus. Die ausgeschütteten Endorphine wirken entzündungshemmend und schmerzstillend«, murmelte ich mir überzeugend zu.
»Mit wem sprichst du?«, grinste Fausto amüsiert. Er stand plötzlich neben mir ohne, dass ich es bemerkt hatte.
»Mit mir selbst!«, antwortete ich ihm so souverän wir nur möglich, damit es nicht lächerlich wirkte. Vergebens, nach ungefähr 2 Sekunden begannen wir beide laut zu lachen.

»Warum wundere ich mich überhaupt noch?«, entgegnete er vergnügt, »Du sprichst auch mit deinen Einhörnern... A pro pos in deiner Garderobe wartet eine Überraschung auf dich!«.
Ich sprang hoch und klatschte in die Hände: »Ich liebe Überraschungen!«.
»Ich weiß!«, er tippte mir mit seinem Finger auf die Nase und lächelte.
Ich kicherte. Da war die positive Energie wieder. Ich allein war der Schlüssel zu ihr, das musste ich noch lernen.
Fausto ergriff meinen Arm und nahm mich mit zu meiner Garderobe.
Der Nachteil daran, dass wir auf Tour waren, war, dass ich meine Garderobe nicht mehr dekorieren konnte. Meistens benutzte ich sie nur für 2 Tage und musste sie danach wieder verlassen. Jammer schade, denn ich liebte meine Garderobe am Set für Soy Luna. Sie war voll mit Bildern und mein ganzes Zeug lag dort herum. Sie war wie ein drittes Zimmer für mich.
Fausto deutete in die Ecke, in der sich nun ein Plüsch-Einhorn meiner Körpergröße befand. Ich riss den Mund auf und kreischte los, während ich auf meinen neusten Besitz zulief.

Paula, meine Stylistin, lachte als sie sah wie sehr ich mich darüber freute: »Ein paar Fans haben es vorhin vor der Arena abgestellt. Wie willst du die alle mit nach Hause kriegen. Es sind jetzt schon fünf Stück und die Tour hat gerade mal begonnen!«.
»Ich werde mir etwas einfallen lassen!«, verkündete ich zuversichtlich.

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Also ich weiß nicht, ich bin irgendwie unzufrieden mit diesem Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch wenigstens.
Ich bin mir sicher, dass die meistens unter euch Fausto kennen, aber für die die ihn nicht kennen: Das ist der da:

 Ich bin mir sicher, dass die meistens unter euch Fausto kennen, aber für die die ihn nicht kennen: Das ist der da:

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Müsstet ihr schon mal gesehen haben. Er ist ein Skater bei Soy Luna und bei Soy Luna en Concierto....
C I A O !

Verblasst -RuggarolWo Geschichten leben. Entdecke jetzt