-7- Speziell

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7.April.2017, Santiago

Meine Augen waren grün. Sie waren eine art Pastellgrün, eine Mischung zwischen grün und blau, aber doch eher grün. Wenn man sie aus einem anderen Lichtwinkel betrachtete wirkten sie blau, teilweise auch braun. Nur etwa 2 Prozent der Weltbevölkerung besaßen grüne Augen. Also waren sie etwas besonderes.

Besonders war nur eine andere Umschreibung für speziell. Mit dem Unterschied, dass besonders in den Ohren viel positiver klang als 'speziell' und doch war es das selbe.
Meine Augen waren genau wie ich; speziell. 

War das der Grund warum ich auf Menschen komisch wirkte? Der Grund weshalb mich der Cast nie dabei haben wollte?
»Karol?", konnte ich die Stimme von Paula hinter mir hören. Ich wandte meinen Blick rasch vom Spiegel ab und schaute zu ihr,
»Du hast jetzt ein Interview«.
Stumm nickte ich und warf noch einen letzten Blick auf mein Spiegelbild.

Ich sah hübsch aus, so ganz in schwarz gekleidet. Meine Haare hatte Paula geglättet und zu einem Seitenscheitel frisiert und mein Make-Up fiel ,passend zu meinem Outfit, dunkel aus, samt schwarzem Lippenstift.
Vielleicht würde ich Ruggero gefallen.

Erschrocken über diesen Gedanken biss ich mir auf die Lippe. Clara hatte mich gestern Nacht zugequasselt, dass sie eine angebliche Chemie zwischen mir und Ruggero gespürt hätte, als sie uns auf der Bühne in Salta gesehen hatte, was mich ehrlich gesagt verwirrt hatte.
Natürlich hatte ich ihr erklärt, dass es zu unserem Job gehörte, eine gewisse Chemie zwischen uns rüber zubringen. Und wie Candelaria, Ruggeros Freundin, mal in einem Interview gesagt hatte; auf der Bühne waren wir nicht Karol und Ruggero, sondern Luna und Matteo.

Nun gut, er war Matteo und ich war Karol. Irgendwie. Also war es nicht Ruggero der mir mit seinen Küssen das Gleichgewicht raubte, sondern Matteo Balsano. Eine seltsame Weise die Situation zu betrachten. Ich lächelte meinem Spiegelbild leicht zu und stand schließlich auf, um zu meinem Interview zu gehen.

Jorge, Michael, Valentina und Ruggero saßen bereits auf den Sesseln, die in einer Art Halbkreis im Raum aufgestellt wurden. Mittendrin saß ein Mann, der wahrscheinlich das Interview führen würde. Um ehrlich zu sein, überraschte es mich, dass Jorge dabei war, denn oft hatte ich Interviews alleine, mit Ruggero, mit allen oder mit Ruggero, Michael und Valentina, jedoch selten mit Jorge.

Ich setzte mich still auf den übriggebliebenen Sessel neben Ruggero. Er schaute mir für eine kurze Weile in die Augen, was ich mit einem Stirnrunzeln quittierte. Er lachte bloß, nervös?, verlegen?, ich wusste es nicht. Der Interviewer begrüßte uns alle, mit dieser Standart Begrüßung die ich mitllerweile schon auswendig wusste. Dann stellte er fest, dass ein Stuhl zu wenig da stand.

Einer aus dem Team hinter der Kamera registrierte sein Problem und reichte ihm einen Holzstuhl. Jorge und ich rückten ein Stück, dass der Moderator seinen Stuhl zwischen uns stellen konnte. Trotzdem war noch nicht genug Platz. Ruggero fasste an die Kante meines Stuhls, womit er unabsichtlich leicht mein nacktes Bein streichelte und zog meinen Stuhl mitsamt mir ein Stückchen zu sich heran. Das Kribbeln was er an meinem Bein hinterlassen hatte versuchte ich zuverdrängen.

Der unbekannte Chilene begann mit der ersten Frage und Jorge griff sich das Mikrofon, weshalb ich mich entspannt zurück lehnte. Ich war froh ausnahmsweise mal ein Interview mit fünf Personen zuhaben, da ich so nicht so viel reden musste, abgesehen davon waren es eh immer die gleichen Fragen. Jorge erzählte davon wie schön es doch war, in seinem eigenen Land zu singen und überhaupt zurück in Chile zu sein und bla bla bla. Von da an hörte ich auf zuzuhören.

Vor ein paar Wochen, bei einer Pressekonferenz in Argentinien, hatten wir uns ziemlich gut verstanden. Vorher hatte ich nicht wirklich viel zu tun mit ihm gehabt, doch jetzt verbrachte ich schon etwas mehr Zeit mit ihm. Doch auch für ihn war ich nicht so wichtig, wie er für mich war. Es war am Grunde wie zu Schulzeiten.

Sie waren die Beliebten. Und ich gehörte nicht dazu. Ich diente lediglich dem Zeitvertreib, manchmal waren sie gut mir befreundet, doch sobald sie wen anderes hatten war ich wieder unwichtig. Warum ließ ich sie jedes Mal wieder an mich heran, wenn ich wusste, dass sie mich wieder im Stich lassen würden?

Clara riss mich aus meinen Gedanken als sie plötzlich auf uns zugelaufen kam. Sie schnitt mir komische Grimassen, weshalb ich leicht grinsen musste. Ich schnitt eine äußerst komische Grimasse zurück und wir beide setzten unser albernes Verhalten fort, bis ich Ruggeros Blick plötzlich auf mir spürte.

Langsam drehte ich meinen Kopf in seine Richtung. Belustigt zog er die Augenbrauen hoch und wir mussten abrupt anfangen zulachen. Ich schaute ihn an und bemerkte wie gut er heute doch aussah. Er trug ein blaues Hemd, darüber ein schwarzes Jackett und eine schwarze Jeans mit offenen Knien, was seinem Look Lässigkeit verlieh.

Er war schon hübsch, keine Frage. Sofort musste ich an das gestrige Gespräch mit Clara denken. Darüber dass ihr ihr anvertraut hatte, wie gut er doch küsste. Er hatte eindeutig mehr Erfahrung als ich. Fand er vielleicht dass ich schlecht küsste? Küsste ich schlecht?

Er stupste mir leicht in die Seite. Meine Augen weiteten sich. Hatte ich laut gedacht? Völlig erleichtert stellte ich fest, dass Mike mir lediglich das Mikrofon hinhielt und ich nicht aufgepasst hatte. Das war peinlich, aber es hätte so viel peinlicheres passieren können.

Ich erzählte davon wie glücklich es mich machte jedes einzelne Lächeln der Fans im Publikum zusehen und gab das Mikrofon weiter an Ruggero.

Seine Stimme riss mich in einen Bann, was mir Angst einjagte. Es jagte mir Angst ein, dass ich seit den letzten Tagen so fixiert auf ihn war, dass sich Gefühle in mir entwickelten die ich nicht kannte. Dieses kleine Feuer musste ich sofort ersticken, bevor es sich ausbreitete.

Spielerisch reichte Rugge das Mikrofon an Valentina weiter, bis sie es ihm amüsiert aus der Hand riss. Der Moderator begann zu lachen: »Ich merke hier herrscht eine Chemie in der Gruppe. Eine perfekte Überleitung zu meiner Frage. Valentina, es ist die erste Tour die ihr zusammen verbringt. Wie ist es in der Gruppe? Versteht ihr euch gut untereinander?«.

»Ja, sehr gut sogar. Wir sind eben 24 Stunden des Tages zusammen. Immer sind wir alle zusammen in einem Zimmer und spielen Activity oder schauen uns einen Film zusammen an. Wir tauschen unsere Shampoos. Agustín hat immer noch meins!«.

Autsch. Es war als wollte sie mir noch einmal vor Augen halten, was für ein gutes Verhältnis sie doch alle (ohne mich) untereinander hatten. War das Absicht?

»Vielen Dank für das Interview. Ich wünsche euch allen noch eine schöne, erfolgreiche Tour und wir alle würden uns freuen, wenn ihr bald wieder nach Chile kommt«.

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Hallöle. Nach gefühlten 20 Jahren kommt auch mal wieder hier ein Kapitel 🎉🎊. Entschuldigung, aber ich hatte eine kleine Blockade. Es war ja so, dass ich ganz am Anfang des Buches beinahe jeden Tag ein Kapitel herausgebracht habe und jetzt hatte ich halt einfach keine Ideen mehr. Ich hoffe mal, dass meine Leser mir erblieben sind ☺️. Das Kapitel ist zwar ein bisschen Käse am Ende geworden, aber ich hoffe ihr freut euch, dass eins gekommen ist...
C I A O !

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 29, 2017 ⏰

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Verblasst -RuggarolWo Geschichten leben. Entdecke jetzt