Meine Liebste Tochter Siana
Gerne hätte ich dir alles persönlich erklärt, aber da ich annehme, das du mich davon abgehalten hättest und mir nicht zugehört hättest, schreibe ich dir diesen Brief. Du solltest wissen, dass ich diese Entscheidung nicht ganz freiwillig getroffen habe, denn nebst der drohenden Verfolgung hat auch der Hof Druck ausgeübt um mich zur Rückkehr zu bewegen. Wenn du diesen Brief gelesen hast, ist das Schicksal deines Vaters längst besiegelt. Suche nicht nach ihm. Verlasse die Festung noch vor dem Mittag. Bitte gib acht auf dich, bitte ein Dienstmädchen, dir gewöhnliche Kleidung zu leihen. Du solltest wissen, das auch alle anderen Sithiche-Adligen in Gefahr sind. Meide alle Menschen, den selbst wenn wir unter Schutze des Königs stehen würden, beachtet dies im Moment keiner. Verhalte dich so gewöhnlich wie möglich und nimm kein grosses Gepäck mit, am besten nimmst du dein Pferd mit bis zum Waldrand aber probiere nicht den ganzen Weg mit dem Pferd zurückzulegen. Im Wald wird ein Pferd dir mehr Schaden als nutzen bringen. Folge den Katzenäugleinen, denn dort wirst du mich finden. Ich hoffe, dass du mir mein Handeln verzeihst.
In Liebe deine Mutter
Über Täler und Höhn,
Durch Dornen und Steine,
Über Gräben und Zäune,
Durch Flammen und SeenWandl' ich,
schlüpf ich überall,
Schneller als des Mondes Ball.
Ich dien der Elfenkönigin
Und tau ihr Ring' aufs Grüne hin.
Die Primeln sind ihr Hofgeleit;
Ihr seht die Fleck' am goldnen Kleid,
Das sind Rubinen, Feengaben,
Wodurch sie süß mit Düften laben.
Nun such ich Tropfen Taus hervor
Und häng 'ne Perl in jeder Primel Ohr.
Leb wohl! ich geh, du täppischer Geselle!
Der Zug der Königin kommt auf der Stelle.
Ich erkannte die Zeilen sofort. Mir waren diese Zeilen oft aufgesagt worden im Bezug auf den Sithiche-Hof. Ich wusste deshalb sofort dass ich ihr an den Hof folgen sollte. Die Stadtglocken weckten mich aus meinen Gedanken, es war schon 11 Uhr und mir lief die Zeit davon. Die Treppe hinabstürzend, rief ich nach einem Dienstmädchen und zu meinem Glück kam auch gerade Anya angerannt. Sie hatte ungefähr die gleiche Grösse und so erzählte ich ihr von meinem Vorhaben. Wir rannten gemeinsam den Flur zu den Schlafsälen hinunter. Sie klaubte ein normales Alltagskleid hervor und half mir mich zu verkleiden. Sie war genau wie ich eine Halb-Sithiche mit allen Fähigkeiten unseres Volkes. Denn bei Halblütern kann es sein das sie alle oder keine Fähigkeiten erbten. Deshalb war der Begriff Halbblut irreführend, denn entweder war man ein Mensch oder ein Sithiche. Ich warnte sie: "Bitte warne auch alle anderen Wesen, denn wir sind hier nicht mehr sicher, nehmt den Tunnel und flüchtet zur Stadt am Meer." Sie nickte mir beruhigend zu: "Mach dir keine Sorgen um uns, gib mehr acht auf dich. Willst du den nicht auch mit uns kommen, es wäre einiges einfacher und sicherer? " "Nein, kann ich nicht." Antwortete ich und schwieg. Sie zog die blauen Bänder des Kleides zusammen und knotete eine hübsche Schleife. Schnell flocht sie mir auch noch die hellbraunen Haare zu einem halben Kranz. "Öffne den Kranz erst am zweiten oder dritten Tag, so werden sie länger ordentlich bleiben. Und vergiss eines niemals, egal wo du bist und wie es dir auch gehen mag, verlier nie deine Würde und zeige keine Schwäche, denn du bist eine Sithichetochter und wir geben niemals auf." Sagte sie zum Abschied und drehte sich um und verlies den Raum. Ich nahm meine Siebensachen und ging, ohne mich noch einmal umzudrehen, in den Schein der Mittagssonne hinaus.
Durch die sehr belebte Stadt zu kommen zur Mittagszeit, war wirklich schwer, überall waren Menschen die irgendwohin strebten, es war laut, stickig und eng. Ich hätte schon fast meine Kräfte angewandt, als hinter mir das Geräusch von beschlagenen Hufen auf Pflasterstein ertönte. Meinen Kopf senkte ich und zog Icra, mein Pferd, näher zu mir heran. Und wie ich es schon geahnt hatte ertönte die Stimme des Obersten Glans. Der Glanorden "säuberte" die Welt von Wesen, oder das war ihr Ziel. "Alle Bewohner dieser Stadt müssen sich beim Marktplatz einfinden, wir suchen flüchtige Wesen. Mit sofortiger Wirkung werden auch die Stadttore nach aussen hin verschlossen. Niemand der kein Sonderstatus hat verlässt die Stadt."Rief der Oberste Glan. Jetzt sass ich in der Falle, um mich herum war nun ein hektisches Gewusel, alle drängten zum Marktplatz. Ich stieg nun schnell auf Icra auf und lenkte sie in eine Seitengasse. Wohin sollte ich? Es war klar, dass sie mich suchten oder eine andere Sithiche. Auch wenn letzteres für mich angenehmer wäre, so ist auch die suboptimal. Als dann am Ende der Gasse ein Glan auftauchte und mich aufforderte mich beim Marktplatz einzufinden, folgte ich der Aufforderung. Auch wenn der Plan heikel war, es musste klappen. Der Glan hatte mir zum Glück nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt und dies war mein Vorteil. Also machte ich mich gemächlich auf den Weg zum Platz, dabei wählte ich die Flussseite, diese Seite der Stadt war nicht stark befestigt und dies war die Schwäche, die ich ausnützen würde. Die meisten Menschen waren schon verschwunden so, dass ich mit Icra traben konnte. Als ich beinahe am Marktplatz war, lenkte ich Icra zum Fluss. Zu meinem überraschen beachtete mich niemand. Und jetzt musste ich schnell handeln. Ich wusste nicht ob mein Plan funktionieren würde aber es war die Chance. Für die kurze Zeit die ich brauchte, verband ich Icras Geist mit meinem. Icra, wir werden jetzt galoppieren und zwar in den Fluss, bitte spring vom Steg aus. Danach müssen wir auf die Brücke, am besten dort beim schmalen Grasstreifen der zur Brücke hoch führt und von dort aus über die Strasse in den Wald. Sie nickte kurz zur Zustimmung und entgegnete noch: Kommst wieder mal nicht ohne mich aus, immer wenn du in Schwierigkeiten steckst soll ich dich rausholen Siana? Und wieherte leicht belustigt. Ich hatte jetzt aber keine Zeit für das und gab ihr das Signal. Hinter uns hätte jetzt gerade die Durchsuchung begonnen, aber wir lenkten nun doch ein wenig sehr ab. In gestreckten Galopp ging es auf den Steg zu, meine Haare flatterten im Wind und übertönten fast die Rufe, die vom Platz herkamen, um uns aufzuhalten. Wir kamen dem Steg immer näher aber hinter uns waren noch andere Reiter zu hören, ich konnte nun keinen Blick zurück wagen. Ich konzentrierte mich auf das Ende des Steges, noch 7 Meter, noch 6, 5, 4, 3, 2 und noch einer und Icra sprang ab. Das Geklapper von Hufen verstummte, als wir im Wasser aufprallten. Meine zitternden Finger hielten sich an ihrer Mähne fest und ich liess mich von der sitzenden Position in eine liegende gleiten. Hinter uns wurden wieder Stimmen laut, die das Brückentor öffnen wollten, um uns abzufangen. Ich hörte das Geräusch der öffnenden Tore und dankte der Dummheit des Glanordens. Mein Plan sollte nun aufgehen. Icra legte die letzten Meter schwimmend zurück und wir kamen auf den schmalen Grasstreifen der zur Brücke hoch führte, das äussere Brückentor war offen das Geräusch der Hufe der Pferde des Ordens kam näher, aber wir überquerten den letzten Streifen Stadtboden und galoppierten in Richtung des verfluchten Waldes, den kleinen blauen Blüten am Wegesrand unbewusst folgend.
Danke allen die meine Geschichte lesen. Das Gedicht stammt von Shakespeares Sommernachtstraum / A Midsummer Night's Dream.
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Lus-crè
FantasyIm finstern Mittelalter zwischen den Welten. In einer Zeit in der dich das Vertrauen in eine andere Person mehr als nur dein Leben kosten kann. Wenn Unwissen und Wissen auf das Gleiche hinauslaufen, dann ist Niemand mehr sicher. "Kennst du das Gefü...