Der Thronsaal war wie auch der Rest des Schlosses eisig kalt. Hohe eisige Säulen flankierten den Weg zum Thron aus Eiszapfen. Sie hatten es gerade zur Einbruch der Nacht ins Schloss geschafft, der Weg hier hinauf war lange und schweigsam gewesen und hier angekommen, waren sie sofort zum Thronsaal geleitet worden. Das Schloss wirkte surreal, ein Gemisch von Stein und Eis willkürlich aufeinander gestapelt und um es noch praktischer zu machen mit Eiszapfen beschmückt die mitten in den Weg hineinragten. Die Bediensteten hatten bei ihrem Anblick begonnen zu tuscheln und auf sie zu zeigen. Plötzlich wurde Siana von Naikyl aus ihren Gedanken gerissen, als er ihr bedeute sich zu verneigen. Erst in diesem Moment erkannte sie die schmale Person, die vom Thron herunter zu ihnen schaute. "Das ich den Tag erlebe darf an dem sich Prionnsa Naikyl dazu herablässt sich vor mir zu verbeugen!" Siana riskierte einen Blick nach oben, um zu erkennen das die Königin ein spöttisches Lächeln auf den Lippen hatte, bevor sie in einem ernsteren Ton fortfuhr. "Wenn du ohne Wiedersprüche dich verbeugst, dann denke ich das du wirklich dringend etwas von mir brauchst. Und da du sonst ohne Begleitung unterwegs bist, vermute ich das es etwas damit zu tun hat, also erweise mir den Gefallen und stell deine reizende Begleitung vor." Das leise Rascheln des Stoffes lies Siana erahnen, das Naikyl sich wieder aufgerichtet hat und sie tat es im gleich. "Wenn ich vorstellen darf; Siana, Tochter der Gräfin von Seileastair und wenn ich mit meiner Vermutung richtigliege Angehörige des hohen Standes der Elben." Siana knickste leicht, ihre Hände zitterten leicht als sie sich verlegen durch ihre verknoteten Haare fuhr. Wie wild schossen Gedanken durch ihren Kopf, wie hatte sie sich genau zu benehmen? Noch nie zuvor war sie einer Königin vorgestellt worden. Leise knirschten ihre Zähne, als sie daran dachte wie unwissend sie war, sie war verzweifelt und wütend, auch Naikyl hatte es nicht für notwendig befunden, ihr das wichtigste zu sagen, wie man sich am Königshof eines Wesen verhält. "Willkommen Siana Tochter der Gräfin von Seileastair. So wie ich deinen Begleiter kenne, hat er dir nichts über mich oder was er hier möchte erzählt, nicht wahr?" Sagte die Königin in einem warmen Tonfall, doch trotz der Herzlichkeit in ihrer Stimme erschauderte Siana, die Stimme klang gleichwohl wie eine schlecht geölte Türangel. Siana brachte ein schwaches Nicken zustande, aber ohne ihr grosse Beachtung zu schenken fuhr die Königin fort. "Tritt näher Elbentochter..." Naikyl unterbrach sie rasch. "Nein, das wird sie nicht!" "Rührend, rührend, aber du wusstest was ich verlange, als du sie hierhergebracht hast." "Aber verlange es nicht von ihr, sie hat doch noch keine Ahnung!" Von was habe ich keine Ahnung?!" Beide, Naikyl und die Königin drehten sich nun zu ihr um, als hätten beide vergessen, dass sie auch noch anwesend war. "Von dem Gefallen den ich verlange um euch mit meinem Wissen zu helfen." Zu nett ausgedrückt, sie raubt deine Träume, Wünsche und Gefühle, ehe du dich versiehst, lass mich es übernehmen. Hörte sie Naikyl leise in Gedanken sagen. Nein, dass wird nicht zu schlimm, wenn ich endlich etwas nützliches tun kann, dann mach ich das, ich brauche nicht immer eine Amme. "Ich mache es." Sagte sie nun laut und trat vor. Zeitgleich vernahm Siana das leise spöttische Lachen der Königin, das ihr wieder einen Schauer den Rücken runter jagte. Naikyls zorniger Blick half da auch nicht zur Verstummung bei, eher im Gegenteil. "Gib mir deine Hand Elbentochter." Zögernd warf sie Naikyl einen Blick zu, der die Augen verdrehte, aber trotzdem kurz nickte und der beide Hände auf dem Heft ruhen liess, bereit jederzeit einzugreifen. Als Siana ihre Hand in diejenige der Königin legte, erschrak sie ab deren Eiseskälte, es war viel mehr als würde man einer Toten die Hand reichen. Aber da umfing sie schon die Nacht.
Als sie die Augen wieder aufschlug, stand sie auf einer Klippe, tief unter ihr, brachen die stürmischen Wellen ans Ufer und der salzige Wind zerzauste ihr die Haare. Schritte hinter ihr erklangen und noch ohne umzudrehen fragte sie: "Wo sind wir hier?" Ohne zu zögern antwortete die Königin. "Auf Sian, oder Keyll, wie du es nennen willst und bevor du fragst, du wurdest nach dieser Insel benannt." Endlich drehte Siana sich um, und betrachtete die Königin verwundert. "Woher wisst ihr dies alles?" "Weil ich deine Geschichte kenne, und wo denkst du, wo wir denn sind? In der Wirklichkeit tausende Meilen gereist? Nein, mein Kind wir sind in deinen Gedanken und Erinnerungen. Lass uns ein paar Schritte gehen." Der Wind fuhr durch das hohe Gras und liess es wie die Wellen wirken, über ihnen zogen kreischend Möwen ihre Kreise. Siana liess ihr Blick über diese Atemberaubende Natur gleiten, weit gegen das Landesinnere am Horizont könnte sie einen Wald ausmachen. Es mutete sich seltsam an, zu wissen, dass alles hier nicht in Wirklichkeit stattfand, sondern in ihren Gedanken. Doch gerade diese unterbrach die Königin, alls sie anfing zu erzählen. "Du hast viele Fragen Kind, doch auch ich darf nicht alle diese Schleier lüften, doch lass mich dir das Wichtigste erklären und zeigen." Während sie diese Worte gesprochen hatte, hatten sie einen kleinen Teich erreicht, auf dessen Oberfläche nun ihr Spiegelbild erschien. Mit einer Handbewegung liess die Königin das Bild verschwinden und da erschien ein jüngeres Bildnis ihrer Mutter. "Wer war sie wirklich?" Fragte Siana ohne ihren Blick vom Teich abzuwenden. "Eine Freundin für mich, und eine herausragende Sithiche, die für die Liebe alles tat. Mehr zu sagen als dies wäre im Moment töricht, es ist ihre Geschichte, du wirst sie selbst fragen müssen. Aber die Kette die du trägst war ihr Eigentum, soviel kann ich dir sagen, deshalb kannst du sie benützen." Es war seltsam wie die Königin, alles wusste, aber Siana war trotzdem froh, zu wissen das sie wenigstens ein kleiner Teil ihrer Mutter bei sich hatte. "Wie funktioniert die Kette genau?" Wollte sie nun wissen. "Genau weiss ich es selber nicht, aber sie speichert Magie und reagiert auf solche und verstärkt deine natürlichen Fähigkeiten, sie ist aber auch gefährlich, jedes magische Objekt hat auch seinen eigenen Willen. Aber du möchtest doch sicher auch über anderes noch etwas erfahren..." "Ja, Naikyl hat erwähnt, dass ich aus dem höheren Adel stamme, stimmt dies?" Unterbrach sie die Königin. Diese wendete sich ab und blickte aufs Meer hinaus. "Ja es stimmt." Antwortete sie einsilbig. "Doch dies alles ist unbedeutend jetzt, weisst du wo wir genau sind oder was Sian oder Keyll genau ist? Und weisst du warum Naikyl dich wirklich zu mir gebracht hat?" "Ich kann weder das eine noch das andere abschließend beantworten." Die Königin wendete sich nun wieder ihr zu mit einem leisen Lächeln auf den Lippen. "Dann lass es mich dir zeigen." Sagte sie und zog Siana noch näher an den Teich heran. Die Handbewegung von vorhin wiederholend, erschienen wieder Bilder. Ein Schloss tauchte aus den tiefen des Wassers hervor. Weiss silbern schimmerte es und kam Siana seltsam vertraut vor, als ob sie schon einmal dort gewesen wäre und da erschien wie aus dem Nebel Wörter in ihrem Kopf. Rioghachd Sithichean "Es ist der Sitichean-Hof!" Rief Siana aus. "Genau, und dein Schicksal ist eng damit verknüpft und damit kommen wir zu meiner Gabe. Weisst du was ich bin?" Das Bild im Teich wechselte wieder, nun war eine junge Frau an einem Bett zu sehen und Siana meinte sie Elbisch sprechen zu hören. "Bàs, Ceann-uidhe agus atharrachadh" "Tod, Schicksal und Veränderung," übersetzte Siana leise. "Genau, das was ich bin." Sagte die Königin. "Denn was ist die Macht der Bean-Sìdh, der Banshees, anderes als dies?" "Dann sind Sie eine Todesfee?" Fragte Siana. "Nicht im eigentlichen Sinne, wir sind eher Schicksalsfeen, wir sehen das Schicksal eines jeden einzelnen und wachen über dessen Weg. Und bitte sprich mich nicht so förmlich an, ich bin nur Meòra." Antwortete die Königin. "Also ein wenig wie in die Zukunft zu sehen. Und inwiefern betrifft dies nun mich?" Und sah Meòra nun direkt in die Augen. "Dein Schicksal ist mit vielen anderen verknüpft, genau so wie auch Naikyls Schicksal auch mit einigen verknüpft ist. Ich darf dir deine Zukunft nicht verraten, doch darf ich dich auf den richtigen Pfad führen. Denn ihr Zwischenkinder, Wandler zwischen den Welten und Verlorene seid der Schlüssel zu grösserem. Das was euch bedroht, vor dem du geflohen bist, nimmt immer schlimmere Ausmaße an." Für Siana wurde dies alles langsam zuviel. "Also willst du mir sagen, das du zwar meine Zukunft sehen kannst, aber mir nicht genau sagen darfst, was passieren wird, ausser kryptische Hinweise zu geben?!" Frustriert kickte sie Steine ins Wasser, kaum erfuhr sie etwas, taten sich zehn neue Türen mit offenen Fragen auf. Beruhigend legte Meòra die Hand auf die Schulter, welche sie aber sofort abschüttelte. Sie wollte schreien wie ungerecht doch die Welt war, warum sie verfolgt wurde, warum sie alleine ihre Mutter suchen sollte und diese zur Rede stellen musste und da ging ihr ein Licht auf, als im Teich ein weiteres Bild erschienen war. Es stellte sie dar, im Alter von ca. fünf Jahren, wie sie schon einmal hier war. Mit unterdrückter Wut in der Stimme wendete sie sich wieder an Meòra. "Du hast gesagt, wir seien in meinen Gedanken und Erinnerungen?" Ergeben nickte Meòra, sie wusste was jetzt kam. "Du hast meine Erinnerungen gestohlen! Ich war schon einmal hier, ich kannte dich vor langer Zeit, ich war auch schon einmal am Hofe." Rief Siana zornig aus. In ihr tobte ein Sturm, denn zu entfesseln sie kurz davor war. "Deine Mutter kam nach einem Zwischenfall zu mir, um dir gewisse Erinnerungen zu nehmen, um sicherzustellen, dass du keine solche Aufmerksamkeit mehr auf dich ziehst." "Dann gib mir meine Erinnerungen wieder zurück!" Meòra sah ihr bei ihrer Antwort in die Augen. "Sie werden dann erscheinen, wenn du bereit bist..." "Ich bin bereit!" unterbrach sie Meòra wütend. Wie auch in ihrem Innern tobte nun um sie herum ein gewaltiger Sturm. Das Wasser der anrollenden Wellen spritzte schon fast zu ihnen herauf, während der Wind an der Kleidung und den Haaren zerrte und riss. "Ich bin kein kleines Kind mehr!" Schrie Siana die Königin an. Mit diesen Worten wurde der Sturm endgültig entfesselt und das Letzte dass sie sah, war der verletzte Gesichtsausdruck Meòras.
Siana stand am selben Ort an dem sie gestanden war als sie den Thronsaal verlassen hatte und noch immer lag die ihrige Hand in der Meòras. Schnell entzog sie ihre Hand und drehte sich zu Naikyl um. Dieser sah sie erst besorgt an, aber dann fing er an zu grinsen. "Wenn du wütend bist, hast du schon ziemliche Macht." Sagte er und deutete auf die Säulen. Und da erst erkannte Siana was sie angerichtet hatte. Die vorher eleganten, schlichten Säulen, wirkten nun wie Bäume nach einem Schneesturm, vereist und gebeugt. "Das ich das zu meinen Lebzeiten erleben darf, wie jemand das Schloss der grossen Königin der Schatten verwüstet." Sagte er und spielte auf die Bemerkung der Königin bei ihrem eintreffen an. Doch Siana war zu erschöpft um noch diesem Geplänkel weiter zuzuhören. Mit wackligen Beinen ging sie auf Naikyl zu, schon nur gehen war zu anstrengend, einen Fuss vor den anderen setzten, dachte sie sich, nur noch ein Schritt. Kaum hatte sie den Fuss angehoben, um ihn vor den anderen zu setzen, gaben ihre Beine nach. Anstatt der Länge nach hinzufallen, fing Naikyl sie auf und setzte sie wieder auf ihre Beine und stützte sie. Seine Miene hatte nun wieder zu besorgt gewechselt, als er leise auf sie einsprach. "Kannst du alleine stehen oder soll ich dich stützen?" Ihre Zunge war sehr schwer, als sie mühselig ihre Antwort formte. "Stützen" Die Königin die vorher denn beiden nur zugeschaut hatte, griff nun ein. "Ihr könnt über Nacht im Schloss bleiben als meine Gäste, Anne wird euch auf eure Zimmer bringen. " Aus den Schatten der Säulen trat eine junge Frau, die ihnen nun bedeutete zu folgen. Siana probierte es noch einmal mit der Hilfe Naikyls zu gehen, bevor es ihm zu blöd wurde und sie hochhob und trug. Schwach probierte sie zu reklamieren, doch in Gedanken schlug er jeden Protest aus. Du bist zu schwach, keine Wiederrede. Das Letzte was sie tat bevor ihre Augen zufielen war zu fragen: Warum machst du all dies Naikyl? Du kennst mich kaum und trotzdem hilfst du mir und lässt mich mit dir reisen. Warum? Doch noch vor dem das eine Antwort notwendig gewesen wäre, war Siana im Land der Träume. Als er dies bemerkte, breitete sich ein Lächeln über seinem Gesicht aus, das ungesehen blieb.
Hallo meine Lieben Leser!
Ja, mich gibt es auch noch, es tut mir wieder einmal Leid, dass ich es einfach nicht schaffe regelmässig zu updaten. Dies ist jetzt einmal ein längeres Kapitel, über 2000 Wörter umfasst es. Danke das ihr meine Geschichte lest und ein grosses Danke an all jene die auch voten, es motiviert mich enorm. Für Kritik und Vorschläge bin ich immer offen, wenn ihr Fehler findet, bin ich froh, wenn ihr mich darauf hinweist.
Was denkt ihr, was Naikyl im Schilde führt? Und welchen Vorfall meinte die Königin wohl?
Bis zum nächsten Kapitel!
Eure Mia L.
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Lus-crè
FantasyIm finstern Mittelalter zwischen den Welten. In einer Zeit in der dich das Vertrauen in eine andere Person mehr als nur dein Leben kosten kann. Wenn Unwissen und Wissen auf das Gleiche hinauslaufen, dann ist Niemand mehr sicher. "Kennst du das Gefü...