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Es war Freitag. Für mich bedeutete das, vor dem Wochenende noch einmal den meisten Unterricht der Woche zu haben. Dementsprechend schlecht drauf war ich auch. Als dann der eine Mensch, der mich an meiner Schule hasste, in der Pause mit zwei weiteren Jungs direkt auf mich zukam, war der Tag endgültig für mich gelaufen. Dieser Junge hatte mich vom ersten Tag an im Visier. Ich habe nie herausgefunden, was genau er gegen mich hatte, aber anscheinend störte ich ihn. Das war auch Grund genug für ihn, mich regelmäßig zu provozieren, mit Essen abzuwerfen oder sich sonst irgendetwas einfallen zu lassen, was mich stören könnte.

Als diese drei Idioten mich erreichten, machten sie deutlich, ich sollte sie begleiten. Ohne mich zu wehren folgte ich ihnen auf den Parkplatz vor dem Schulgelände. Hier konnte man sich prügeln, ohne Stress mit der Schulleitung zu bekommen.

Die halbe Schule schien uns zu folgen. Es hatte schon länger keine Schlägerei mehr gegeben, also waren alle neugierig, was wohl passieren würde.

Ich war kaum 5 Meter außerhalb des Schulgeländes, als ich auch schon den ersten Schlag abbekam. Ich hätte mich vielleicht wehren können... hätte vielleicht auch ihnen Schmerzen zufügen können.... aber es war mir egal. Ich tat nichts. Ich weiß nicht mehr, wie viele Schläge ich abbekommen habe, oder wo ich getroffen wurde. Ich weiß nur noch, dass niemand mir geholfen hat.

Nach einer Weile hatten die drei anscheinend den Spaß an mir verloren und waren gegangen. Auch die restlichen Schüler gingen nach und nach. Ich erinnere mich noch an ihre Blicke. Einige lachten mich aus, andere schauten mich mitleidig an und wieder andere schauten einfach nur weg, als hätten sie gar nichts mitbekommen.

Ich blieb noch einige Minuten liegen, stand dann auf und ging Richtung Unterricht. Ich würde ihnen nicht den Gefallen tun, meine gebrochene Nase, das Blut in meinem Gesicht, die Prellungen und die restlichen Verletzungen zu verstecken. Sollten sie ruhig alle sehen, was sie zugelassen hatten.

Als ich die Tür zum Klassenzimmer öffnete richteten sich sofort alle Blicke auf mich, als hätten sie schon auf mich gewartet. Ich ignorierte sie und setzte mich in die letzte Reihe. Keiner sagte etwas. Der ganze Raum war totenstill. Nicht einmal der Lehrer schien zu wissen, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Vielleicht hat er auch irgendetwas gesagt und ich hab es nur nicht mitbekommen.

Irgendwann ging der Unterricht wohl weiter, da ich auf keine der Fragen reagierte, die mir dann doch noch gestellt worden waren.

Nach der letzten Stunde nahm ich nicht den Schulbus, um zurück nach Hause zu kommen. Ich wollte weder, dass meine Schwester mich so sah, noch wollte ich das anstehende Gespräch mit meiner Mutter führen. Stattdessen ging ich zu Fuß nach Hause. Nach zwei Stunden wartete ich noch eine weitere Stunde, bis meine Mutter für ihren wöchentlichen Einkauf wegfuhr.

Meine Schwester blieb in ihrem Zimmer. Natürlich wusste sie was passiert war, aber sie war klug genug um zu wissen, dass ich im Moment besser alleine gelassen wurde. Trotzdem schrieb sie mir eine kurze Nachricht:

„Alles ok?"

„Ja"

Ich aß schnell etwas vom übrigen Mittagessen und ging dann hoch in mein Zimmer, verschloss die Tür, ging an den Computer.

Ich wollte mich ablenken.... meine Wut hinunterschlucken... vergessen was passiert war... Das erwies sich aber als schwieriger als gedacht, da mir so ziemlich jede Bewegung Schmerzen bereitete.

Den PC konnte ich vergessen, sitzen tat zu sehr weh. Ich hatte mir wohl auch das Steißbein gestaucht oder geprellt. Also legte ich mich auch meine Schlafcouch. Zum Schlafen würde ich sie heute wohl nicht mehr brauchen.

Weil ich sonst nichts tun konnte, dachte ich also doch über diese drei Arschlöcher nach. Meine Wut wurde immer größer und größer.

Ich holte mein Messer wieder aus dem Nachttisch, doch dieses Mal war nicht mein Arm das Ziel. Ich nahm das Messer in die Hand, wie ich es aus Filmen kannte, und stellte mir vor, was ich diesen drei Jungen antun könnte. Mit diesen Gedanken wurde ich langsam immer ruhiger. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte mir das vielleicht Sorgen bereitet, doch dafür war an diesem Abend kein Platz in meinen von Wut und Hass beherrschten Gedanken.

Ich schaute auf die Uhr. Überrascht stellte ich fest, dass es schon nach 11 Uhr abends war. Doch immer noch kontrollierten mich diese grausamen Gedanken.

Ich bereitete einige Sachen vor, packte ein paar Dinge in meine Tasche und ging um 3 Uhr nachts, als der Rest meiner Familie bereits schlief, aus dem Haus. 

SuizidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt