"Wenn ich so darüber nachdenke, weiß ich nicht seit wann sie da steht, sie tat es halt immer, ich-ich , also.. ich bin hier nicht aufgewachsen...Es-"
"Beruhigen Sie sich. Noch mal, wer ist sie?"
"Wir wissen es nicht."
"Das heißt sie leben hier seit 5 Jahren, Tag täglich war da dieses Mädchen und sie wissen verdammt nochmal nicht wer sie ist?!"
"Niemand weiß wer sie ist! Sie saß immer nur da und lächelte vor sich hin. Nachts ging sie in eine Seitengasse rein. Vielleicht war dort ja der Eingang zu ihrem Haus, ich weiß es nicht. Sie stand da und flechtet Kronen aus Blumen. Jeden Tagen bis es dunkel wurde und wenn sie fertig war, schenke sie die Krone irgendwem"
Der Polizist lehnte sich schnaufend zurück. Er hatte ihn erst zehn Minuten lang befragt und schon war klar ,dass auch Alec nicht weiterhelfen können würde. Woher auch. Es stimmte, er lebte schon seit fünf Jahren hier. Die Universitäten waren gut, die Nachtclubs relativ bekannt , gut für einen Studenten. Zugegeben, da war diese Sache mit den Serienkiller, aber keine Stadt ist perfekt.
Über das seltsame Mädchen hatte er nie länger als 30 Sekunden nachgedacht. Das machte keiner. Sie war einfach schon immer dort. Nie fror sie, nie weinte sie, er hatte sie auch noch nie sprechen hören.
"Fein!", der Polizist klappte die Mappe schwungvoll zu und schaute ihn etwas genervt an, "Dann gehen Sie jetzt einfach nach Hause und Sie rufen eben einfach an, wenn Ihnen doch noch was einfällt" Alec nickte schnell und zog seine Jacke an.
Ihm würde nichts mehr einfallen. Er wusste nichts vom Blumenmädchen. Die Polizei hatte heute morgen einfach bei ihn geklingelt und erklärt, es gebe einen neuen Verdächtigen im Falle des Serienmörders der durch die Stadt zieht.
Die Polizei verzweifelt schon seit Jahren an diesen Fall. Seit fast zehn Jahren tötet irgendwer Menschen mit einem Messer in die Brust. Es wurde niemals eine Tatwaffe gefunden, keine Fingerabdrücke, nicht einmal Einbruchsspuren.
Der Täter tötete die Menschen einfach in ihrem Haus, ohne auf das Alter, den Status oder das Geschlecht des Opfers zu achten.
Das war das größte Problem der Polizei, es gab keine einzige Gemeinsamkeit zwischen den Opfern, keine Haarfarbe, kein Stand, keine Wohngegend, nichts.
Bis auf diese verdammte Blumenkrone ,dachte Alec missmutig und trat aus dem Polizeigebäude raus.
Er lebte eine Tür weiter entfernt. Eine Tür soll ihm vor einer Massenmörderin trennen.
Das Blumenmädchen saß immer unter diesen einen Balkon. Sie saß dort im Schneidersitz auf einer braunen Decke und flocht Blumenkronen aus den verschiedensten Blumenarten, nur um sie schließlich zu verschenken.
Sie sollte eine Massenmörderin sein.
Alec lief durch die verregneten Straßen und hoffte eigentlich nur inständig, nie wieder daran erinnert zu werden.
Vielleicht hat die Polizei übertrieben ,sprach er sich in Gedanken selber gut zu, es hatten eben alle Opfer eine blöde Krone, das macht sie nicht zur Mörderin, sie mussten irgendwen festnehmen, um Fortschritte zu simulieren
Das stimmte immerhin auch. Nach fast zehn Jahren war der Druck der Gesellschaft enorm, da führte selbst eine Blumenkrone zu einer Verhaftung.
Nun lief er auch etwas entspannter. Ja, sie wollen nur Erfolge vermerken können
Als Alec schließlich in seiner Straße einbog hatte er den Verdacht rund um das Blumenmädchen schon fast aus seinem Gedanken verbahnt. Da sah er sie wieder.
In Schneidersitz saß sie da. Die Haselnuss-braunen Haare fielen ihr auf die Schulter, die braune Decke wie immer ordentlich ausgebreitet und das weiße Hemd wie immer umgebügelt.
Das konnte nicht sein! Die Polizei hatte sie inhaftiert. Sie durfte nicht dort sein.
Sein Herz schlug ihn bis zum Hals als er langsam weiterging. Er musste die Polizei rufen, aber davor wollte er in seine Wohnung. Wenn sie wirklich eine Mörderin sein sollte, wäre er doch das nächste Opfer, wenn sie erfährt wer sie verpfiffen hatte.
Flach atmend und drauf bedacht nach vorne zu schauen lief er an ihr vorbei. Sie lächelte vor sich hin und flochtete gerade eine Krone aus gelben Blüten als sie plötzlich zu ihm aufschaute.
Alec wollte weiterlaufen, so tun als habe er nichts gemerkt, aber es ging nicht. Er hielt an und wusste beim besten Willen nicht warum. "Wa-"
"Nimm meinen Kranz", sagte sie mit milder Stimme und reichte ihn den Kranz aus gelben Blüten.
"Ich will deinen Kranz nicht", brachte er noch heraus obwohl seine Hand schon auf den Weg zu Krone war, als sei es ein Seil, das ihn vor den Abgrund bewahren könnte.
Als würde er es brauchen.
"Ja du hast recht. Du willst den Kranz sicherlich nicht. Der Kranz will dich"
Er wollte diesen verdammten Kranz nicht, er musste sofort die Polizei verständigen, wegrennen. Irgendwas tun, nur nicht nach den Kranz greifen, aber er tat es und wusste beim besten Willen nicht warum.
Das Blumenmädchen lächelte ihn saft an, als er die Krone schließlich in der Hand hielt und stand ruhig auf.
Alec schaute ihr wie gebahnt dabei zu wie sie die Decke zusammen faltete und wie immer in die Seitenstraße verschwand.
Es war dunkel geworden und immer noch wie in Trance ging er ins Haus.
Diese Krone könnte mich umbringen, ruf die Polizei! schien eine Stimme in seinem Kopf zu sagen, aber die Stimme war zu schwach um gegen die zweite, deutlich überzeugender Stimme anzukommen. Du brauchst diese Krone. Behalte sie, bewahre sie gut. Keiner darf erfahren das du sie besitzt.
Erst später wurde ihm bewusst, dass die Stimme zwar wie seine klang, aber mit Sicherheit nicht seine war.
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I_live_1000_lives
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Blumenmädchen
Short Story"Du willst ,dass ich sterbe." "Ich möchte erlöst werden. Dein Tod ist nur Mittel zum Zweck" Das ein geflochtener Blumenkranz, ein Todesurteil sein könnte, wäre Alec nie in den Sinn gekommen, aber als rauskam, dass alle die eine Krone vom sogennaten...