Kapitel 2

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Der Film endete einige Minuten nachdem ich den Saal wieder betreten hatte. Die Zeit war so schnell vergangen... Wie lange hatte ich denn im Klo gebraucht?

Eilig erhob ich mich aus meinem Sitz. "Was ist los?", fragte sie mich während sie mir besorgte Blicke zuwarf. "Ich fühle mich nicht gut, bitte lasst uns schnell Heim fahren...", antwortete ich ihr, was sogar wahrheitsgetreu war.

Zu zweit, nebeneinander gehend, verließen wir das Kino. Der dunkelblaue Kombi, mit dem wir auc hergebracht wurden, wartete bereits auf uns. Darin saß die etwas stärkere Mutter von Anna.

Wir waren mitten auf der Fahrbahn als uns plötzlich 2 Polizeiautos entgegen geschossen kamen und in die Richtung des Kinos rasten. Scheisse Sie haben sie gefunden... Ich betete, dass sie keine Fingerabdrücke finden würden.

»Das beten kannst du dir in den Arsch schieben, genau wie Gott«, hallte es in meinem Kopf.

Noch bevor wir bei meinem Zuhause ankamen, hörten wir die tragische Radionachricht: "Eine alleinerziehende Mutter wurde heute Abend, in einem Kino, auf brutalste Weise ermordet. Die 52-jährige Dame wurde auf der Toilette zerhakt aufgefunden. Mit ihrem Darm wurde 666, die Zahl des Teufels, auf den Boden gelegt und mit einem ihrer Organe wurde auf latein 'Diene dem Teufel' auf den Spiegel geschrieben..." Ich hielt den Atem an presste meine Lippen fest zusammen. Meine Hände begannen zu zittern also verschränkte ich sie.

"Wie schrecklich", raunte die Mutter. "Wie kann man zu so etwas nur fähig sein?", fragte Anna kopfschüttelnd. "Ich weiß es nicht", sagte ich stumpf als das Auto gerade in unsere Einfahrt fuhr. "Danke und gute Nacht", murmelte ich und stieg aus dem Wagen. Anna winkte mir zu und ich lächelte schwach zurück, als Abschied.

Müde tappste ich in mein Zimmer und ließ mich aufs Bett fallen. Vielleicht ist es ja einfach nur ein Albtraum und ich wache bald auf. Ich versuchte mir selbst Hoffnungen zu machen. Die Hoffnung kann mir immerhin keiner nehmen. Müde ließ ich mich noch mit Alltagskleidung in mein verlockend weiches Bett fallen.

Erneut wurde ich in der Nacht geweckt. Diesmal allerdings nicht von der Stimme. Gott sei dank. Es war ein Vibrieren. Das Vibrieren meines Handys. Ich kramte es aus meiner Tasche heraus und bemerkte dabei, dass die blutigen Finger der Frau auch noch drinnen waren. Es kostete mir viel Kraft nicht panisch aufzukreischen. Wie um alles in der Welt konnte ich bis eben gerade noch seelenruhig schlafen obwohl ich heute eine Frau umgebracht habe. ICH HABE EINE FRAU UMGEBRACHT, ICH WAR ES!

Ich richtete meine feuchten Augen auf den Bildschirm meines Handy. Nun begannen meine Hände wieder zu zittern. Teils war das Telefon daran schuld, teils war ich so wütend auf mich selbst.. Der Display war komplett schwarz. Allerdings betrug die Temperatur des Telefons bestimmt 41 Grad. Plötzlich erschien eine weiße Schrift. Kurz musste ich mir meine müden Augen reiben weil das Licht mich blendete.

~Duis autem diaboli~Diene dem Teufel~

Dieser Text begann nun in Endlosschleife über den Bildschirm zu rennen. Mit der Zeit färbte sich die Schrift blutrot und der schwarze Hintergrund wandelte sich langsam um in ein Bild worauf der kleine, schwarz haarige Junge zu sehen war, während er die Tat vollbracht, die ich am Abend begannen hatte.

Er kniete über der Leiche und rupfte gerade den Darm raus. Die Bauchdecke lag neben ihm und grinste förmlich in die Kamera.

Ein kalter Schauer rann mir über den Rücken und ich konnte das Schreien nicht mehr zurückhalten. Ich warf mein Handy gegen die gegenüberliegende Wand und es knallte auf den Boden.

Aus dem Lautsprecher des Handy erdrang nun wieder diese raue Stimme: »Duis autem diaboli« "HALT DIE KLAPPE", schrie ich das Gerät an. Ich sah keinen Ausweg mehr also trat ich darauf ein. Die Stimme wollte einfach nicht verstummen. "WAS SOLL DER SCHEISS?", schrie ich wütend und trat weiterhin mit voller Wucht darauf ein.

Da platzte meine Mutter in mein Zimmer und schaute mich mit einem verstörten Blick an. In dem Moment als sie den Raum betrat verstummte die Stimme, worüber ich unglaublich froh war.

"Was soll dieser Radau? Es ist mitten in der Nacht! Was tust du da?", sie legte den Kopf schief.

"Ich....äh....also...." Schnell du brauchst eine Ausrede!

"Anna hat mir eine dumme Nachricht geschrieben die mich sauer gemacht hat...", versuchte ich mich raus zu flunkern.

"So spät? Naja die Reparatur bezahlst du", sie ließ es dabei bleiben, zum Glück, obwohl sie mir nicht wirklich glaubte, das spürte ich eindeutig. "Und jetzt lass mich schlafen", sagte sie mit wütendem Unterton und verließ mein Zimmer.

Ich setzte mich auf den Boden und betrachtete mein Handy. Etliche Risse zogen sich über den Bildschirm aber dennoch war dieses Bild zu erkennen...

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