Prolog

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Es würde ein kalter und harter Winter werden. Das stand fest für die Bewohner von Bony Forest. Die Stadt, oder eher das Dorf verdankt sich seinen denkwürdigen Namen von dem angrenzenden Wald, dessen Bäume nur selten Blätter tragen und die kahlen Zweige wie Knochen aussehen. Es war ein toter Wald. Der einzige Grund für den Bestand des Dorfes war das Meer, welches sich bis zum Horizont erstreckte. Die Wellen brachen laut gegen die hohen Steine an der Küste. Ein kalter Wind fegte übers Land, durchs Dorf und lies die Arbeiter auf den Feldern, welche gerade noch die Reste der Ernte hineinholten, frieren. Der Wind durchdrang die einfachen Wände der Holzhütten und blies die spärlichen Feuer unter den Kesseln aus. Der Wind war stärker als sonst. Er war der Vorläufer des Winters. Der Vorläufer des Schreckens, der Zeit der Kälte, des Hungers und der Verzweiflung. Der Winter war keine schöne Zeit für die Bewohner von Bony Forest und schon gar nicht für ihn. Den bald schon neunfachen Vater. Er freute sich nicht über die baldige Geburt seine s Kindes. Er stellte sich die Frage wie er ein weiteren Mund füttern soll, obwohl die Familie schon so mit dem Hunger kämpfte. Einige hundert Meter weiter lag seine frau in den Wehen. Sie wurde gut umsorgt von den Nonnen und die dicken, steinernen Klosterwände hielten den kalten Wind draußen. Sie machte sich keine Sorgen, dafür waren die Schmerzen zu stark. Und sie wusste das die Schmerzen noch andauern würden.

Die Stunden vergingen und die Sonne senkte sich am Himmel. Der Mond war bereits zu sehen, doch noch mit den letzten Sonnenstrahlen erblickte das Kind die Welt. Die Mutter war verzaubert von dem kleinen Wesen in ihren Armen und erstaunte zum neunten Mal wie klein ein Säugling doch war. Vorsichtig, als wäre es der größte Schatz der Welt, hob sie das kleine Kind etwas höher und flüsterte ihm ins Ohr: "Minna, meine kleine Minna"


Was die Mutter allerdings nicht bemerkte war der Ausdruck in den Augen der Nonne, welche bei ihrer Entbindung geholfen hatte. Hätte sie aber hingesehen, wär ihr ein Gefühl in den Augen der Nonne aufgefallen welches sie nie einer Nonne zugeschrieben hätte. Neid.


Ja, mit Neid betrachtete die Nonne die glückliche Frau mit dem Neugeborenen. Denn sie war neidisch auf das Glück vor ihr, welches ihr eigentlich auf ewig verwehrt werden sollte. Eigentlich. Doch sie war nicht dumm. Sie hatte den kalten Wind bemerkt, sowie den abgemagerten Körper der Frau und die kaputte und alte Kleidung. Sie wusste der Familie konnte es nicht gut gehen und auch kein weiteres Kind ernähren. Und irgendjemand müsste das Kind aufnehmen. Und diejenige würde sie sein. Da war sie sich sicher. Und so sollte es auch kommen.


Das war der Prolog. Ich hoffe er hat dir gefallen. Ich möchte nur einmal anmerken dass alle Personen und Orte in diesem Buch fiktiv und von mir erfunden sind.




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