Kapitel 6

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Normalerweise sog Minna die Worte aus den Lesungen auf, wie ein Schwamm Wasser. Sie liebte die Lesungen aus der Bibel. Immer wenn die Stimme von einer ihrer Schwestern einen Abschnitt aus der Bibel vorlas, entspannte sie sich, wie sonst nur im Garten. Schon beim ersten Wort fühlte sie sich an den Ort des Geschehens versetzt und erlebte vor ihrem geistigen Auge jede einzelne Sekunde mit. Dies war ihre Art zu reisen. Durch die Bibel erlebte sie viele Orte, von denen sie vorher manchmal noch nie gehört hatte. Keine Frage, Minna liebte auch das Kloster. Es war ihr zu Hause. Ihre Heimat. Ihr sicherer Hafen. Doch hin und wieder träumte auch sie von der Weite der Welt. Und in den Lesungen bereiste sie die.

Bei dieser Lesung waren ihre Gedanken jedoch nicht in der Kapelle und auch nicht in Jericho,(A/N Gleichnis vom Barmherzigen Samariter) sondern im Krankenzimmer bei dem Jungen und schwerverletzten Wikinger Mávur und Erik. Und statt mit ihren Glaubensschwestern in das Gebet mit ein zu stimmen, betete sie leise für die Genesung des Kindes.

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Erik konnte nicht sagen wie lange er schon in der kleinen Kammer war, doch er war sich sicher, dass wenn sich nichts tun würde, er verrückt werden wird. Wie ein Tiger in seinem Käfig schlich er unruhig im Zimmer auf und ab. Mávur lag weiter regungslos in dem Bett und Minna und die andere Nonne waren verschwunden und bis jetzt noch nicht wieder aufgetaucht.

Sein Blick ruhte wieder auf Mávur. Was wenn er nicht wieder aufwachen würde, wenn es einfach zu spät war? Erik fröstelte es, obwohl der Kamin im Raum eine angenehme Wärme verbreitete. Nein!, schollt er sich in Gedanken. So darfst du nicht denken. Mávur wird wieder gesund!


Langsam strich Erik mit dem Finger über die einzelnen Behälter auf dem Regal. Nicht der kleinste Staubkorn blieb an ihm haften. Die Sauberkeit sollte ihn eigentlich beruhigen. Sauberkeit, Ordnung, Hygiene. Drei wichtige Dinge in einem Krankenzimmer, die gut für die Genesung waren. Doch stattdessen breitete sich ein ungutes Gefühl in seinem Magen aus und er hatte das Gefühl das irgendwer ihm die Luft zum Atmen stahl. Das war bestimmt ihr Gott. Ja genau! Er war es. Doch erst wegen dem Kloster hatte dieser Gott die Macht ihm, den wohl meist gefürchteten Wikinger, die Luft weg zu nehmen.


Erik war klar, dass dies nicht stimmte. Das es Schwachsinn war. Trotzdem suchte er weiter nach Dingen und Gründen die die Nonnen schlechter dastehen lassen würden. Und als er keine fand, zumindest keine die ein vernünftig denkender Mann verstehen würde, hatte Erik das Gefühl das einer große Last sich auf seine Schultern drückte. Wie, als wenn er eine Kiste voll mit Raubgut vom Schiff zum Langhaus tragen würde. Nur viel schwerer.


Er hat dieses Gefühl noch nie gehabt. Zumindest nicht in diesem ausmaß, trotzdem wusste er was es war. Schuld.


Schon bald konnte Erik nicht mehr sagen wie viel Zeit vergangen war. Weder wie lange er in dem Krankenzimmer war, noch wie lange der Abstand zwischen seinem Blick in dem Kamin und dem zu Mávur war. Es könnte bloß ein Wimpernschlag gewesen sein, oder die Zeit die die Sonne vom Aufgang bis zum Zenit braucht. Seine Müdigkeit machte ihm zu schaffen. Der Sturm und das Schiffsunglück und die ganzen Sorge. Das alles nagte an ihm und laugte ihn völlig aus. Wie gern er sich einfach hinlegen würde. Ein Bett mit Decke und Kissen, wie seine Kameraden es hatten, wäre fein, doch auch der Boden vor dem Kamin sah gemütlich aus. Da war es so schön warm. Erik merkte wie seine Lider sich langsam schlossen und auch seine Muskeln sich nach und nach entspannten.

Aber er durfte nicht schlafen!

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Klein aber fein. (Hoffe ich)

Es tut mir leid das ich zur Zeit (eigentlich immer ;) ) so unregelmäßig update.

Und das noch bei einer so tollen Community wie euch!

Danke an all die Votes und Kommentare von euch!

Ich habe mir vorgenommen die Geschichte bis Ende des Jahres zu ende zu schreiben. Damit ich mich aber auch wirklich hinter meinen PC setze und tippe würde ich mich freuen wenn ihr wie  3-TJ-3 mir in die Kommentare schreibt wann ich denn wieder update, weil mich das einfach mega motiviert. Aber ich freue mich über jeden Kommentar, auch Kritik. Und Votes. Und Leser.



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