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Ein Jahr später habe ich mich gut eingefunden und gehe auf eine andere Schule, was ja sowieso klar war. Naja, die Schule ist kein Internat, aber ich bin bei einer sehr freundlichen und hilfsbereiten Dame untergekommen, bei der ich jetzt wohne. Oft gehe ich für sie einkaufen und mache das, was sie aufgrund ihres Alters nicht mehr schafft und im Gegenzug darf ich bei ihr wohnen.

„Na Alice, was wollen wir heute unternehmen?", fragt mich meine neue Freundin Elena. Ich bin so froh jemand gefunden zu haben, mit dem ich mich richtig unterhalten kann. „Ne, tut mir leid, ich muss für Ms Jackson einkaufen gehen und danach habe ich ihr versprochen endlich mal den Garten in Ordnung zu bringen.", lächle ich entschuldigend zurück und sehe Elena an. Sie sieht mehr als unglücklich aus, aber ich kann meinen heutigen plan nicht mehr ändern. „Aber wir könnten doch diesen Freitag ins Kino gehen?", versuche ich ihre Laune zu retten und ihr Gesicht hellt sich schlagartig auf. „Aber diesmal bezahlst du das Popcorn!", sagt sie und ich umarme sie.

„Ms Jackson, ich bin zuhause.", rufe ich durch das kleine Haus und bekomme wenig später eine Antwort: „In der Küche ist noch etwas vom Mittagessen für dich, wäschst du dann bitte auf?" „Mach ich."

Vom Mittag sind noch nudeln übrig, die ich gierig verschlinge, anschließend wasche ich auf und erledige meine Hausaufgaben.

Seit einem Jahr ist mein Leben ruhiger als in 16 Jahren zusammen verlaufen und darüber freue ich mich.

Der Rasen ist jetzt auch gemäht und schon begebe ich mich zurück ins Haus. „Ms Jackson, wo ist mein Rucksack? Ich finde den nicht.", ich treffe sie in der Küche an und sie sagt mir, dass ich ihn in meinem Zimmer liegen lassen hätte. Ja, das war zwar unnötig, aber ich bin noch nie besonders gut darin gewesen mir solche Sachen zu merken.

Im Supermarkt fühle ich mich, seitdem ich ihn betreten habe, beobachtet. Unauffällig sehe ich mich um, doch was ich sehe jagt mir eine unglaubliche Angst ein. Luca steht keine 10 Meter hinter mir bei den Getränken und sucht irgendetwas. Unbeirrt laufe ich weiter und verschwinde gleich im nächsten Gang.

Noch einmal sehe ich an die Stelle, wo ich ihn stehen sehen habe, doch dort steht nicht Luca, sondern ein völlig fremder, junger Mann, der nach dem richtigen Bier sucht. Ich rede mir ein, dass es nur Einbildung war, aber ich bin mir nicht sicher. Daher breche ich die Suche nach dem besonderen Wasser, dass Ms Jackson so mag ab und gehe zur Kasse, wohlwissend, dass es dieses Wasser auch in einem Getränkehandel gibt, der sich hier in der Nähe befinden sollte.

Immer noch wuschig und wie unter Strom laufe ich mit wackeligen knien nach Hause.

„Alice hast du alles bekommen, oder gab es etwas nicht mehr?", fragt mich Ms Jackson und ich erwidere: „Das Wasser gab es nicht mehr im Supermarkt, also bin ich zum Getränkehandel gegangen." „Das ist schön zu hören, gibt es spezielle Wünsche für das Abendessen, oder kann ich mich austoben?", fragt Ms Jackson lachend und ich lache nur.

Plötzlich höre ich ein mir viel zu bekanntes Lachen, Luca! Ich drehe mich hektisch um, doch es steht niemand mit uns im Zimmer. Tief einatmen und tief ausatmen.

Ein aus

Ein aus

„Alice, was ist denn los mit dir?", höre ich Lucas stimme, doch das kann nicht sein. Panisch sehe sich hilfesuchend zu Ms Jackson. Ich werde am Arm gerüttelt und seine Stimme ist verschwunden, stattdessen redet Ms Jackson beruhigend auf mich ein.

Alice, das Mädchen im NebelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt