Die Tür von Wilsons Büro kommt in mein Sichtfeld. Ohne an zu klopfen trete ich ein. Das heißt, ich versuchte einzutreten, doch ich renne gegen eine Wand. Wütend rüttel ich am Türknauf. ''Sir? Dr. Wilson ist heute nicht in seinem Büro.'' ''99 Punkte Watson, bei 100 gäb's ne Waschmaschine. Wo steckt der Blödmann denn?'' ''Dr. Wilson hat sich heute krank gemeldet. Er hat gesagt, er liege mit Migräne im Bett.'' Murrend wende ich mich von der Frau ab und gehe zum Fahrstuhl. Was für ein Vollidiot. Da braucht man ihn einmal, und er bleibt zu Hause wegen so ein bisschen Migräne. Hallo? Ich bin der, der wirklich schmerzen hat. Am besten, ich sehe zu so schnell wie möglich Heim zu kommen.
Im Stockwerk mit meinem Büro angekommen, bin ich noch keine drei Schritte aus dem Fahrstuhl getreten, da läuft schon Cameron auf mich zu. ''House, wir haben einen dringenden Fall. Eine Patientin, sie kam gerade rein.'' ''Was sie nicht sagen. Eine Patientin? In einem Krankenhaus? Unmöglich!'' Sie geht nicht darauf ein, und gemeinsam laufen wir Richtung Büro.
Chase, Foreman, Taub und 13 sind schon da und beginnen sofort damit, mir die Beschwerden des kleinen Mädchens vorzutragen. Das wird wohl noch eine Weile dauern. Grummelnd werfe ich meinen Stock in die Luft, und lasse ihn 180° drehen. Mit dem Griff hake ich an einem Stuhlbein ein und ziehe es Richtung Bücherregal, weg von den Ärzten vor mir. Unbeirrt berichtet Chase weiter über ihre Beschwerden. ''... und sie klagt über Bauchweh, schon seit fast einer Woche.'' ''Oh Gott, ein Kleinkind mit Bauchweh. Wir sollten ihr einfach ein Fläschchen Rizinusöl verschreiben, wenn der Darm leer ist, kann der Bauch gleich gar nicht mehr so weh tun.'' Während ich das sage, will ich mich hinsetzen, doch als mein Bein aufglüht kann ich gerade noch einen Aufschrei unterdrücken. Schnell halte ich mich am Regal fest, um das Bein zu entlasten, schließlich lasse ich mich etwas unsanft auf den Stuhl plumpsen. ''Alles O. K. bei ihnen?'', fragt Cameron. ''Schauen sie mich nicht so an, auch ein Hochseilakrobat kann mal das Gleichgewicht verlieren.'' Für einen Moment sieht sie mich zweifelnd an, doch dann widmet sie sich wieder dem Thema. ''Das Kind hat keine Verdauungsschwierigkeiten, die Mutter hat nichts erwähnt.'' ''Sie hat nichts erwähnt? Ist ja toll! Foreman, gehen sie runter und schicken die beiden Weg. Eine Wärmflasche und ein Tag Bettruhe sollten sie kurieren. Ich bin dafür, dass wir heute alle früher Feierabend machen. Taub, kommen sie mal her.'' Chase blickt auf seine Armbanduhr. ''Wir haben noch nicht einmal 11 Uhr.'' ''Danke für die Information Dr. Chase. An Harvard haben sie mit nicht beigebracht die Uhr zu lesen.'' Foreman verlässt schulterzuckend das Büro, und Taub stellt sich vor mich. Ich halte ihm meine Hand hin, unsicher schüttelt er sie. ''Hören sie auf damit und ziehen sie mich hoch.'' Er reagiert verdutzt, macht jedoch mit. ''Ist bei ihnen wirklich alles O. K.?'', fragt Cameron. ''Aber ja doch, diese Information habe ich ihnen doch bereits vor 5 Minuten zu kommen lassen. Da fällt mir ein, ich habe noch ein Hühnchen mit ihnen zu rupfen. Folgen sie mir.'' Ohne auf eine Antwort zu warten, drehe ich mich um und betrete mein Büro. Ich lasse mich auf den Schreibtischstuhl fallen, trotz aller Bemühungen, flammt mein Bein erneut auf. ''Schließen sie die Vorhänge.'' Eine Mischung aus Angst, Erwartung und Neugier erscheint in ihren Augen, doch sie tut was ich sage ohne Widerworte ''Auch die Vorhänge zum Gang hin.'' Sie hat anscheinend angenommen, das ich ihr die Blamage vor den Augen der Kollegen einen Rüffel zu erhalten abnehmen wollte. Als alle Fenster zu Nebenräumen verdeckt sind, fange ich ohne Umschweife an. ''Wenn sie mir noch einmal die Eltern eines Patienten hinterher schicken, werde ich sie feuern. Jetzt gehen sie.'' Ohne es gemerkt zu haben, reibe ich unentwegt mein Bein, dessen glühendes Brennen immer noch nicht nachgelassen hat. Ohne auf ihre drohende Entlassung einzugehen, kommt sie ein paar Schritte auf mich zu. ''Es ist ihr Bein, richtig? Es ist heute schlimmer.'' Wütend fahre ich aus meinem Stuhl, in der Eile entlaste ich mein Bein kaum. Ich kann spüren wie mir das Blut aus dem Gesicht weicht, und Teile meines Sichtfeldes haben schwarze Punkte. Doch kein Schmerzenslaut dringt über meine gefletschten Zähne. ''Sie haben sieben Sekunden dieses Büro zu verlassen. Ansonsten werde ich sie unverzüglich Kündigen.'' Ihr Blick zeigt diesmal keine Angst, nur tiefes Mitgefühl. Leicht streckt sie ihre Hände aus und blickt an mir herunter. Auch ich komme nicht umhin zu sehen, wie sehr mein Bein zittert. ''House, ich kann ihnen helfen. Sie müssen mich nur..'' ''Raus.'' Meine Stimme ist so tief und bedrohlich das es mich selbst überrascht. Doch es ist nichts gegen Cameron. Diesmal ist wahre Angst in ihren Augen. Ohne ein weiteres Wort verlässt sie mein Büro. Mit letzter Willenskraft schließe ich noch beide Türen ab, dann lasse ich mich wieder in den Bürostuhl fallen. Hektisch durchsuche ich sämtliche Schubladen, Kästchen und Geheimverstecke. Doch ich bin mir bereits sicher, dass keine Pillen da sind. In den letzten Paar Wochen habe ich häufiger mal meine eisernen Reserven geplündert. Das kommt mir jetzt teuer zu stehen. In diesem Zustand kann ich nicht heim fahren. Deshalb beschließe ich, ein Nickerchen im Sessel zu machen, vielleicht kann ich in einer Phase des Ab ebbenden Schmerzes zur Garage hinken und heimfahren. Aber schon der Gedanke daran das Motorrad zu besteigen tut weh. Vielleicht könnÜte ich auch Cuddy fragen... aber nein. Das wäre eine zu große Demütigung. Im Nebenraum kann ich hören, wie Cameron und Co leise reden. ''Wir sollten zu ihn gehen. Er braucht hilfe.'' ''Er hat die Türen abgesperrt, für denn Fall, dass du es nicht gemerkt hast. Und überhaupt, was willst du tun. Ihm noch mehr Pillen rein drücken?'' ''Vielleicht hat er vergessen welche zu nehmen.'' ''House soll vergessen haben seine Pillen zu nehmen? Eher gefriert die Hölle.'' Tja Chase, wie sehr du dich irrst. ''Was ist, wenn seine Pillen aufhören zu wirken. Kann er dann noch als Arzt praktizieren?'' ''Ich habe von einer Art Massage Therapie gelesen die ihm helfen könnte. Wie bei Leute mit einer frischen Amputation, die ihren Stumpf desensibiliesieren, damit das tragen der Prothese nicht so schmerzt.'' Genug ist genug. Mit meinem Stock klopfe ich gegen die Scheibe. ''Hört auf mit dieser Tratscherei. Wenn sie mir etwas gutes tun wollen, gehen sie runter und schieben ein paar Stunden Ambulanzdienst in meinem Namen. Ansonsten nehmen sie sich einen Tag frei.'' Ich warte ein paar Sekunden, doch es ist keine Reaktion zu vernehmen. Seufzend schalte ich meinen Bildschirm ein, und schalte die Kamera im Nebenraum ein. Dort sitzen sie beisammen und flüstern. ''Ich sagte, sie sollen sich verdrücken. Nicht 'setzt euch zusammen und flüstert.' '' Ihre Reaktion ist unbezahlbar. Wie die Hühner zerstreuen sie sich, und endlich ziehen sie ihre Jacken an und gehen nach Hause. Cameron und 13 werfen noch einmal einen langen Blick auf 'mich'. Dann verlassen auch sie das Zimmer.
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