Dunkelheit. Ein Blick auf den Wecker verrät, es ist halb vier. Dieses verdammte Bein, jetzt raubt es mir auch noch den Schlaf. Stöhnend richte ich mich auf und greife nach dem Stock der am Bettende hängt. Auf und ab, wieder und wieder hinke ich den Hausgang entlang. Das langsame gehen hilft etwas, es lockert den verkrampften, verkümmerten Rest meines Oberschenkelmuskels. Auf und ab. Draussen wird es langsam heller Wie immer wenn ich mein Bein sehe, überkommt mich eine Welle des Abscheus, einerseits wegen dem aussehen, andererseits wegen dem was es aus meinem Leben gemacht hat. Das einzig gute ist, das die Leute mich weitgehend in Ruhe lassen. Ab und zu, müssen Wilson und Caddy zwar über meinen Vicodin Konsum meckern. Aber ich lasse sie einfach reden. Wenn sie von meinem Pillen Vorrat wüssten... Dann ist da auch noch Cameron. Sie und ihre Schwäche für kaputte Männer. So ungern ich es einsehe, doch leider falle ich genau in das Schema. Aber vielleicht ist das ja auch besser so. Was wäre denn die Alternative? Normal zu sein? Sich wie ein Irrer eins aufs andere mal ins Verderben zu stürzen? Die Liebe, pah. Sie ist wie eine falsche Frau, doppelzüngig. Sie gibt vor süß und toll und zuckerwattenweich zu sein. Doch ist es einmal aus mit ihr, bleibt der Schmerz. Stacy. Der Gedanke an sie bringt alte Erinnerung. Reiß dich zusammen House. Warum hast du überhaupt damit angefangen? Knurrend kicke ich einen Schuh weg, der mir schon die ganze Zeit im Weg liegt. Alleine kann mein Bein mich nicht halten. Fluchend versuche ich den Fall zu bremsen, was mir nur eine breite Schramme am Arm beibringt, weil ich mich nicht richtig am Schrank festhalten konnte. Jetzt liege ich am Boden, ein pochendes Bein und keine Lust auf zu stehen. Das Leben ist beschissen, und dann stirbt man.
Nach einer Weile, Sonnenlicht durchflutet mittlerweile das Wohnzimmer, raffe ich mich schließlich auf und stemme mich nach oben. Ein Blick in den Spiegel und ich weiß, duschen ist wirklich nötig. Meinen Stock hänge ich an die Oberkante der Duschwand. Vorsichtig, immer darauf bedacht, dass der Wasserstrahl nicht direkt auf meinen Oberschenkel trifft, schäume ich mich ein.
Nach dem Duschen ziehe ich mich an, als Krönung meine geliebte Lederjacke.
Das Princeton Plainsboro kommt in Sicht, und ich fahre mein Bike in die Tiefgarage. Auf der gesamten Fahrt pochte das Bein wie wild, und der Schmerz fängt an schärfer zu werden. Da fällt mir ein, dass ich heute noch keine Pille genommen. Tja, das hat man nun davon. House M.D. steht auf dem Schild das meinen Parkplatz markiert. Direkt vor der Fahrstuhltür, damit ich nicht weit laufen muss. Pille, Pille, Pille. Kein anderer Gedanke hat mehr Platz in meinem Kopf. Noch bei laufendem Motor fasse ich in meine Jacke, doch die Packung Pillen die ich hervor ziehe ist leer. Entgeistert stecke ich sie zurück, mit der freien Hand stelle ich das Motorrad aus. Ich richte mich auf um meine Hosentaschen zu durchsuchen, das rechte Bein zu belasten ist jetzt eine wahre Qual. Bedauernd erinnere ich mich das die Hose frisch aus dem Schrank ist und nicht einmal Flusen in den Hosentaschen hat. Im Rucksack könnten noch welche sein!
Ein Griff auf den Rücken und mir fällt ein, dass ich den daheim liegen lassen habe. Wilson ist meine letzte Rettung, er muss mir ein Rezept ausstellen. Meinen Helm hänge ich an den Lenker, fassungslos fahre ich mit den Händen über all meine Jackentaschen. ''Guten morgen Dr. House. Suchen sie etwas?'' Das war Dr. Cuddy. Ohne auf ihre Begrüßung ein zu gehen erwidere ich: ''In der Tat! Ich suche meine Jungfräulichkeit. Ohh, ich muss sie wohl verloren haben.'' Sie wirft mir ihren typischen Blick zu aber erwidert nichts. Sie geht auf den Fahrstuhl zu, der sich natürlich sofort öffnet und hält die Tür offen. ''Na kommen sie schon, ich halte sogar die Tür für sie auf.'' Was soll ich jetzt machen? Ich kann nicht von meinem Bike absteigen wenn jemand zusieht. Vor allem nicht, wenn Cuddy zusieht. ''Sie haben schlechten Atem, das rieche ich bis hier. Ich würde lieber nicht in einem Fahrstuhl mit ihnen sein.'', sage ich. Natürlich ist das absolut gelogen. Ich würde liebend gerne mit ihr in den Fahrstuhl steigen. Am besten gleich sie besteigen, aber das ist im Moment nun mal aus mehreren Gründen nicht möglich. ''Also wirklich House! Jetzt seien sie nicht kindisch und steigen sie in den Fahrstuhl!'' ''Mhmm, nööö.'', antworte ich. Zufrieden stelle ich fest, wie sie versucht unauffällig an ihrem Atem zu riechen. Doch immer noch hält sie die Tür auf. Trotzig fasse ich in meine obere Jackentasche und ziehe meinen Gameboy hervor um ein bisschen Donkey Kong zu spielen. Mein Bein spielt unterdessen verrückt. Der Schmerz zieht langsam bis zum Knie und zur Hüfte, auch wenn ich kaum Gewicht auf dem Bein lasten habe, zittert es leicht. Unauffällig, so das Cuddy es nicht merkt, verlagere ich all mein Gewicht auf das gesunde Bein und die Maschine. Sie sieht mir noch eine Weile zu. Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, wie sie mit den Schultern zuckt, einen Schritt zurück tritt und der Fahrstuhl sich endlich schließt. Erleichtert packe ich den Gameboy weg, um abzusteigen. Trotz dem Versuch, all mein Gewicht auf den Stock zu verlagern glüht mein Bein vor Schmerz auf. Mein Zähnefletschen wird zu einem leisen knurren, dann einem lauteren Stöhnen. Doch letztendlich habe ich es geschafft. Endlich runter von der Maschine hinke ich zum Fahrstuhl. 'Klick' Natürlich muss ich warten. Ich fahre direkt ins Stockwerk der Onkologie. Pillen, Pillen, Pillen. Nichts anderes zählt mehr. ...
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