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Das Wetter ist schrecklich, leichter Regen und Wind, der mich unter meiner Lederjacke erschauern lässt. Mit aufgezogener Kapuze schaue ich immer wieder auf den Ausweis in meiner Hand, auf die Adresse wo Costia Greene wohnt. Meine Schuhe sind laut auf dem Asphalt, die Geräusche der Stadt sind mir nicht neu, aber sie erinnern mich an die Zeit hier, an früher. Die Zeit in der ich mit Jasper durch die Straßen gezogen bin, wir die Zeit unseres Lebens hatten, bis alles den Bach runter ging.

Ein prüfender Blick auf die Adresse verrät mir, dass ich angekommen bin. Abrupt bleibe ich stehen, sodass die Person hinter mir gegen mich läuft. Schnell drehe ich mich um und schaue die Geschäftsfrau entschuldigend an. Sie verdreht die Augen und drängelt sich an mir vorbei, dabei rammt sie ihre Schulter in meine.


„Scheiß Punks.", höre ich sie leise fluchen.

Kopfschüttelnd drehe ich mich zu dem Gebäude neben mir, mein Mund klappt auf und mein Körper spannt sich an. Denn vor mir befindet sich eine Wohnung deren Eingangstür mir bereits verrät, dass hier jemand mit viel Geld auf dem Konto wohnen muss. Langsam schiebe ich den Schlüssel in die Tür, mein Herz klopft wild. Was wenn jemand zu Hause ist? Wenn Costia einen Mitbewohner hat? Oder gar einen Ehemann?

Drinnen angekommen traue ich meinen Augen kaum. Die Wohnung besteht nur aus Designermöbeln, Deko, teuren Bildern die an den Wänden hängen und einer großen Küche. Ich bin mir sicher einige meiner Zimmer früher waren kleiner als diese Küche. Mein Blick schweift weiter umher, ich entdecke ein Zimmer links von mir, es ist das Schlafzimmer. Auch hier hängen Gardinen die vermutlich mehr wert sind als alles, was ich je besessen habe. Ich komme mir so fehl am Platz vor.

Nachdem ich meine Tasche abgelegt habe gehe ich zuerst zum Kühlschrank. Doch noch bevor ich ihn öffne sehe ich einen kleinen Zettel auf dem steht: ‚Bis bald Costia. Ich vermisse dich jetzt schon. L.'

„So so, du hast also einen Freund...", flüstere ich vor mich hin, bevor ich ein Bier aus dem Kühlschrank ziehe und einen großen Schluck nehme. Als dann mein Handy in meiner Hosentasche anfängt zu vibrieren zucke ich zusammen. Wieso bin ich nur so schreckhaft? Ach ja, ich bin gerade eingebrochen...

„Hey Clarkie," ich rolle mit den Augen. „Wie ist die Wohnung der Selbstmörderin?"

„Sie hat eine große Wohnung, teure Einrichtung, einen Freund, offensichtlich Geld... sie hat wohl ein verdammt geiles Leben gehabt Jasper.", antworte ich. Geistesabwesend schaue ich in alle Regale und Schränke, in der Hoffnung vielleicht etwas wie Drogen oder Geld zu finden. Oder zumindest einen starken Bourbon.

„Wenn sie so ein tolles Leben hatte, warum hat sie sich dann umgebracht?"

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„Also, wer ist Costia Greene?" ich schrecke hoch, blinzelnd schaue ich auf das Handy neben mich, beinahe habe ich vergessen, dass Jasper noch dran ist.

„Ich weiß es noch immer nicht. Nur, dass sie genauso aussieht wie ich, wohl einen Freund hat der mit dem Buchstaben L anfängt. Und dass sie mehrere Konten hat, aber auf allen nur kleine Beträge..."

„Was?"

„Ich durchsuche ihre Unterlagen.", erkläre ich und schaue auf die vielen Dokumente vor mir.

„Natürlich tust du das." Jasper seufzt dramatisch durch den Hörer. Gott ich liebe es, dass er schwul ist. Einen schwulen besten Freund braucht jeder.

„Oh mein Gott Jas," ich grinse breit. „hier ist ein Sparkonto mit über 75.000 drauf."

„Was? Wie viel?"

„Du hast richtig gehört." Ich werfe meine Jacke auf das teure Sofa vor mir und lege meine Füße auf den Tisch, noch immer grinsend. „Und das wird bald unser sein." Es ist ein paar Sekunden still, bevor Jasper tief durchatmet.

The OrphanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt