My Second Life

Mv

Heute ist der große Tag. Vielleicht für JOH aber nicht für mich. Wieso? Wieso müssen wir schon um 7 Uhr morgens anfangen zu drehen? Sie sind ja selbst Schuld, dass das eine Set nicht rechtzeitig fertig war und den Dreh um einen Tag verschieben mussten. Fünf nach sechs. Mein Wecker hat vor fünf Minuten begonnen zu klingeln. Ich sollte langsam aufstehen, schließlich werden wir in genau 25 Minuten abgeholt. Langsam quäle ich mich aus dem Bett. Klamotten habe ich mir gestern bereits rausgesucht. Eine kurze schwarze Hose, schwarzes Shirt und die Jacke von Tae, die er bei mir liegen lassen hat. Nachdem ich mich in Schneckentempo fertig gemacht habe, gehe ich ins Wohnzimmer, die anderen Mädels sitzen schon am Esstisch und genießen ihr Frühstück. Keine sagt ein Wort. So früh am Morgen sind selbst Zuri und Alex still.

Yoonri haben Namjoon und Hobi heute morgen abgeholt, da sie heute auf sie aufpassen werden und sie am Nachmittag wieder zu Min-aes Eltern bringen werden. Es klingelt an der Tür. Wortlos ziehen wir unsere Schuhe an und steigen in den Van, der vor der Haustür geparkt hat. Die Fahrt kommt uns wie eine Ewigkeit vor. Am ersten Set, eine Highschool, werden wir sofort begrüßt. Der Plan für das Mv und den heutigen Tag wird erklärt, wobei ich und Rose uns aneinander lehnen und für ein paar Minuten etwas dösen. Bis wir leicht angestupst werden. "Kommt, wir müssen in die Maske", erklärt Zuri uns.

In der Maske, einem umfunktionierten Klassenzimmer, beschweren die Stylisten sich über die tiefen Augenringe von mir und Julie. "Das ist wirklich unverzeihlich. Diese Dinger werden unmöglich zu überschminken sein", meckert Julies Stylistin. Wenn wir Zeit zum Schlafen hätten würde das ja anders aussehen, aber wenn von uns verlangt wird noch neben dem Training zu arbeiten, siehts halt mit Schlaf düster aus. Die Tür hinter uns öffnet sich. Im Spiegel sehe ich, wie ein junger, hübscher Mann den Raum betritt. "Oi! Mi", begrüßt er mich und lächelt mich an. Etwas verwirrt murmel ich nur ein leises "Morgen". Irgendwoher kenne ich sein Gesicht, aber woher ist mir ein Rätsel. "Begrüßt man so seinen besten Freund? Ich will eine Umarmung!", beschwert er sich und breitet seine Arme aus. "Minho, bitte warte, bis sie fertig ist", entgegnet mein Stylist und wendet sich wieder meinen Haaren zu. 

Minho. Minho. Doch nicht etwa? Und ich habe ein großes Problem. Minho ist nicht irgendein Minho, sondern Choi Minho, Mitglied von SHINee und Schauspieler. Geil. Der Typ kennt Mi-joo vermutlich besser, als sie sich selbst. Er wird zu 100 Prozent merken, dass ich nicht Mi-joo bin und dann habe nicht nur ich ein Problem. Mein Stylist klopft auf meine Schultern. "Fertig, ich bringe dich und Minho jetzt zu eurem Shoot, das Programm heute ist streng", erklärt er mir. Sofort zieht Minho mich in seine Arme. "Es ist so cool, dass wir zusammen was drehen dürfen", freut er sich. "Ja, ich wirklich toll", brumme ich. Wieso müssen alle Typen diese Angewohnheit haben mich zu zerquetschen? Ich bin kein Stressball. Angeführt von dem Stylist laufen wir durch die Gänge der Schule. "Wie läufts mit Tae?", fragt Minho mich leise. "Gut", antworte ich. Er zieht eine Schnute. "Komm Mi, ich will Details, nicht einfach nur "gut". Erzähl mir alles" Genervt stöhnend schubse ich ihn leicht. "Das geht dich nichts an", brumme ich.

"Wie viel hast du geschlafen, dass du so mies drauf bist? Der Regisseur wird viel Spaß mit dir haben" Wir halten vor einem Musikzimmer. Überall stehen Kameras. Alex steht in einer Schuluniform neben unserer Tanztrainerin, deren Namen ich immer wieder vergesse. "Ah, Mi-joo. Dann können wir ja direkt anfangen. Kommt beide mal her", begrüßt uns BangPD. Was macht der denn heute so auf nett? Schnell erklärt er uns den Aufbau der Szene. Aber schon nach dem ersten Satz, zieht etwas völlig anderes meine Aufmerksamkeit auf sich. Zuri kommt, lautstark meckernd, in den Raum. "Ich will diesen bescheuerten Rock nicht anziehen!", protestiert sie. Ein Team aus Stylisten watschelt hinter ihr her. "Probier ihn doch nur einmal an", reden sie auf sie ein. "Nein, nein und nochmals nein! Ich werde keinen Rock tragen", entgegnet Zuri wütend. 

Sie gehörte schon als wir klein waren zu den Mädchen, die eher Hosen getragen haben, als Röckchen. Das war auch einer der Gründe, warum wir uns direkt verstanden haben. Wir waren immer draußen im Wald, sind auf Bäume geklettert, haben Schlammschlachten veranstaltet und so weiter. Von den anderen kann ich zwar nicht das Gegenteil behaupten, aber Julie, Alex und Rose trugen auch manchmal Röckchen und haben es dann halt lieber vorgezogen, sich keinen Ärger mit ihren Müttern einzuhandeln. Diese Eigenschaft von Zuri und mir, kein großer Fan von Röcken zu sein, ist bis heute erhalten geblieben. Aber ich muss sagen, dass dieser Rock sogar noch ansatzweise geht. Es gibt schlimmeres. Zum Beispiel, Minhos tadelnde Blicke, als mein Manager zur wütenden Zuri geht, um das Problem mit ihr zu lösen. "Wir fangen an. Alle auf ihre Plätze" Verdammt. Ich habe keine Ahnung was ich machen soll. "Nicht aufgepasst?", höre ich Minho neben mir murmeln. Ich nicke. "Setz dich einfach ans Klavier, ich halte dir dann einen Zettel hin, nimm und öffne ihn. Das ist alles", erklärt er schnell. 

"Ich schulde dir was", flüstere ich schnell, bevor ich zum Klavier gehe und mich hinsetze. "Shoot 1. Action" Die Schritte Minhos kommen näher. Ich drehe mich in seine Richtung und sehe ihn an. Mit einem leichten Lächeln hält er mir den Zettel hin. Ich nehme ihn. "Cut. Sehr gut. Nochmal von vorne" Nachdem wir die selbe Szene noch gefühlte zwanzig Mal in verschiedenen Winkeln gedreht haben, geht es nun an die Shoots der anderen. Bei Zuris lief von allen am meisten schief, da Minho Zuri mit einem Papierflieger abwerfen sollte, durch den Wind flog dieser überall hin, aber nicht in Richtung Zuri. Außerdem hatte sie es geschafft unseren Manager zu überreden ihren Shot auf dem Sportfeld der Schule in Sportklamotten zu drehen und nicht, wie zuvor geplant, in der Bibliothek. Das Making Of vom Dreh wird wahrscheinlich besser, als das Musik Video selbst. Erst recht nachdem Zuri, Alex und Julie eine Kamera in die Hand gedrückt bekamen.