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~Selfie

Ich hatte meine Arme auf den Lenker meines Fahrrads abgestützt. Es war Punkt 10 Uhr und schon sah ich Manu um die Ecke biegen. Seine schulterlangen braunen Haare wehten im Wind und seine Augen waren zusammengekniffen, wegen der Sonne.

"Hey.", rief er und sprang vom Sattel.
Wir schlugen einander ein als Begrüßung und schoben die Räder zu den Ständern. Wir legten ein Zahlenschloß um die Speichen, verdrehten die Zahlen aber nicht, da dies bei einer nötigen Flucht suboptimal wäre. Das klang jetzt irgendwie zu brutal. Wir wollten schließlich niemanden umbringen!

Wir liefen locker zu dem Ticketschalter des Sees, wo uns eine junge Studentin begrüßte. Ich schätzte sie auf 19 oder 20, welche sich ihr eigenes Geld verdienen musste.

"2 mal 2 Stunden Karten für jeden von uns."
Ich fing an sie schelmisch anzugrinsen. Die junge Frau wusste nicht so recht was ich von ihr wollte und öffnete ihren Mund um nachzufragen, jedoch fiel ich ihr ins Wort.
"Zwei 4 Stunden Karten."
Sie drehte sich einfach stumm um und Manu entfuhr ein fieser Lacher. Ich schmunzelte dazu und schon reichte sie uns die Karten. Ich schaute kurz runter auf ihre Brust und sah dort ein kleines Namensschild mit einem "Lindsey" darauf.
Ich nahm die Karten und sagte frech:"Danke...Lizzy". Damit verschwand ich mit Manuel durch das Tor. Ich konnte ihren verwirrten Blick förmlich in meinem Rücken spüren. Wahrscheinlich dachte sie gerade, dass sie von einem 16 Jährigen angebagert wurde, aber ich wollte sie einfach nur ärgern.

Als aller erstes standen Manuel und ich, mit den Armen in der Hüfte da, um uns ein wenig umzusehen. Es waren tatsächlich schon sehr viele Leute, trotz der frühen Zeit hier. Sofort tauchten vor meinen Augen überall Pläne auf, was ich alles anstellen könnte.

"Komm wir ziehen uns um.", meinte ich zu Manu und deutete ihm mit einer Handbewegung mir zu folgen.
Wir liefen durch einen langen Gang durch den sich eine Reihe von Spinden zog. Ich ließ meine Augen umher schweifen, bis mir ein stechender Geruch in die Nase drang. Es roch nach Farbe!
Kurz darauf entdeckten wir einen Maler welcher auf einer Leiter stehend die Decke mit weißer Farbe anmalte. Sofort verspürte ich ein aufgeregtes Kribbeln und meine Haut fing an zu brennen. Manu konnte mir meine Unruhe ebenfalls ansehen.
Er lief zu dem Maler und sprach ihn an.

"Entschuldigen Sie? Ich finde mich hier nicht zurecht. Sie kennen sich hier doch bestimmt aus..."
Manu zog den Mann von der Leiter und mit sich raus aus dem Gang. Jetzt hatte ich freie Bahn!
Ich schnappte mir die Farbrolle, tauchte sie in die weiße Farbe und setzte sie vor mir am Boden an. Schon raste ich los. Ich spürte den Adrenalinkick dabei. Es war ein Kribbeln, tief in meinem Bauch, wenn ich etwas Verbotenes tat.
Ich rannte den Flur auf und ab, so wie beim Rasen mähen. Ich strich den ganzen Boden weiß und als nächstes ließ ich den großen Pinsel über die Spinde fahren. Ich legte sehr großen Wert darauf, mein Chaos ordentlich zu verbreiten. Das hieß, dass ich nach 5 Minuten den ganzen Flur (mit Spinden) weiß gestrichen hatte.

Ich ließ die Farbrolle fallen und machte mich aus dem Staub. Bald traf ich Manu wieder, welcher den Maler wieder abschütteln konnte.
"Und, was hast du getan?"

Ich deutete ihm mit dem Zeigefinger mir zu folgen. Wir betraten wieder den Flur und schauten um dir Ecke, wo der Maler mit seiner Leiter stand. Dieser hatte beide Hände hinter den Kopf geworfen und betrachtete fassungslos mein Werk. Wir lachten uns den Magen aus der Brust und
drehten uns wieder um. Wir überließen dem armen Kerl das Problem.

***

Wir hatten endlich einen Platz auf der großen Wiese unter einem Baum, weit weg von den ganzen Menschen  gefunden und schon sprang ich wieder auf.
"So... Was machen wir als nächstes?"

Manu musste wegen meiner Aussage lachen. "Du könntest so gut in der Schule sein. Leider benutzt du deine Fähigkeiten auf eine böse Art und Weise."

"Ich weiß und deswegen bist du mit mir befreundet.", entgegnete ich ihm schmunzelnd.

Wir liefen eine Runde durch das Strandbad und analysierten alles. Wir beobachteten die Leute, welche im See badeten und die, die im extra dazu gebauten Chlorpool schwommen.

"Mich würde interessieren, wer dieses Jahr hier als Bademeister arbeitet, denn nach der Aktion vom letzten Jahr, wird die alte Bademeisterin geflohen sein."
Nur um diese Frage zu klären: Letztes Jahr habe ich hier auch schon mein Unwesen getrieben. Und zwar habe ich damals tatsächlich mit einer Futterspur aus dem Wald nebenan Stinktiere und Waschbären in das Bad gelockt. Dank mir wurde das Bad für eine Woche geschlossen und das beste daran war, dass sie niemals herausgefunden hatten, dass ich der Übeltäter war! Soviel zum letzten Jahr...

Ich betrachtete alle Leute und hielt nach einem weißen Shirt mit roter Aufschrift "Bademeister" ausschau. Mein Blick landete auf einem ungefähr 1,80 cm großen Mann mit rotem Haar. Seine Statur war schlank und leicht sportlich. Er hatte eine blaue Short an und unter seinem Arm hielt er ein Klembrett. Er hatte sich also als nächstes in dieses Bad getraut. Sein Pech...

Ich griff in meine Badetasche und holte einen Sack voller Badebomben heraus. Die waren zurzeit so im Trend, dass meine Mutter 35 Stück davon gekauft hatte. Wenn man diese ins Wasser tat, fingen diese an zu sprudeln, zu zergehen und färbten das Wasser in verschiedene Farben. Diese Dinger konnten zum Glück auch niemanden verletzen, deswegen waren sie legitim (akzeptabel) für mich.

Mit Manu lief ich zu dem Chlorbecken in Richtung Sprungturm. Das Sprungbrett war 5 Meter über der Wasseroberfläche, weswegen fast nie jemand dort oben war. Wir schlichen uns an dem neuen Bademeister vorbei und liefen die Treppen hinauf. Oben angekommen legten wir uns auf den Bauch, damit man uns nicht mehr sah. Ich kramte aus dem Sack die Bomben und schon fingen wir an diese einfach in irgendeine Richtung zu werfen. Nach den ersten 15 hörten wir schon die ersten Schreie und mussten loslachen. Ich lehnte mich über den Rand und beobachtete das Spektakel. Die Frauen fingen an zu kreischen und sprangen aus dem Becken. Manche riefen sogar "Iiie", da nicht eindeutig zu erkennen war, was das für Dinger waren. Manche sprangen so schnell aus dem Pool, dass sie draußen direkt wieder hinfielen. Die kleinen Kinder verstanden nicht wie sie reagieren sollten, deswegen betrachteten sie die Bomben, wie sie ihre Farben versprüten. Noch lustiger war mitanzusehen wie die Mütter in die Becken sprangen und ihre Kinder raus zerrten, so als ob sie sie vor einem Hai retten wollten.

Wir hatten 25 Badetabletten in den Pool geworfen. Daher, dass das Becken nicht so groß war, war es nach kurzer Zeit voller Schaum und drohte überzulaufen und alles zu überschwemmen. Mittlerweile hatten sich fast alle umgedreht und beobachteten die Party. Der Pool war ein einziges Schaumbad um das die Badegäste versammelt standen und es entgeistert anschauten.

Manu und ich liefen von dem Sprungturm runter. Ich suchte nach dem Bademeister und kaum, dass ich den Rotschopf sah, schnappte ich mir eine Badebombe. Er stand ebenfalls vor dem Becken und versuchte sich wieder zu fassen. Ich holte aus und warft.
Unerwarteterweise traf ich tatsächlich ziemlich gut, denn die Badebombe prallte genau an seiner Schläfe ab. Geschockt hielt ich mir die Hand vor den Mund. Manu musste mich sofort wegziehen, denn der Typ drehte sich sofort um. Leider hatte Manu mich nicht schnell genug aus seinem Blickfeld gezogen, denn er hatte für einen kurzen, aber intensiefen Moment Blickkontakt mit mir.

Oje...😅

Selfie is schon so ein kleiner Schlingel.😂❤

LEUTE...es ist halb 1 am Montag...viele von euch müssten mittlerweile wissen, dass ich es liebe zu spät oder mitten in der Nacht zu updaten...Wenn nicht, dann wisst ihr es jetzt.😉😂

Diese Story hat 8 Kapitel, aber jedes Kapitel hat über 1000 Wörter also...viel Spaß beim Lesen.🙂

-nichtPessi

Problemkind! / SelfishiiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt