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Zum Glück haben Jace und ich unterschiedlich Stundenpläne. Wir haben lediglich Mathe, Erdkunde, Chemie, Sport und Kunst zusammen. Da wir in der letzten Biologie haben (Jace hat Physik, wie er mir überflüssiger weise erzählt hat, obwohl es mich nicht interessiert), habe ich mich im Sekretariat abgemeldet und gehe nun mit Moony neben mir her zu einem Tierwarenhandel, um das ein oder andere für ihn zu besorgen. Gerade sah ich mir einen Kratz-Baum an, den es in zwei Varianten gab, als mein Handy in meiner Jackentasche vibriert.

Wo bist du?
Eine Nachricht von einer unbekannten Nummer.
Wer will das wissen?
Antworte ich.
Dein heimlicher Verehrer, Prinzessin.
Ein Licht geht mir auf.
Sehr witzig, Jace.
Genervt seufzte ich auf.

👉🏻(E=Emma J=Jace)👈🏻
E: Woher hast du meine Nummer?
J: Ich hab so meine Quellen hehe
E: Heißen deine Quellen zufällig 'Lucy'?
J: Du hast mich erwischt, Prinzessin!
Das war jetzt auch nicht wirklich schwer.. Immerhin ist Lucy so ziemlich die einzige die meine Nummer besitzt. Ich bin mir ziemlich sicher, das Jace nicht mal nach meiner Nummer fragen musste.. Übrigens herrscht in meiner Kontaktliste genauso eine gähnende Leere, wie in meinem Liebesleben.
Ha
Ha
Haa...
E: Also was willst du von mir?
J: Hmm.. Wenn du mich schon so fragst!
E: Stop, du Widerling!
Oh Gott, kann man sich mit diesen Junge nicht einmal, wirklich nur EINMAL, normal unterhalten?
J: Ich mach doch nur Scherze ;) Ich wollte eigentlich nur wissen warum du nicht in der schule bist
E: Bist du mein Babysitter?
E: Und woher weißt du eigentlich das ich nicht in der schule bin, huh?
Eine Weile bekam ich keine Antwort, anscheinend hat Jace das nicht ganz durch dacht mich einfach so anzuschreiben.
J: Meine Instinkte
E: Gruselig, aber okay.
J: Also?
E: Hast du's schon wieder vergessen?
J: Was?
E: meinen Lieblingssatz: "Das geht dich nichts an", hm? 

Ich lasse mein Handy in die Tasche verschwinden. Im Ernst, ich hab kein Bock auf dieses Verhör. Ich trete mit einer voll bepackten Tüte aus dem Laden. Der kühle Herbstwind schlägt mir ins Gesicht.
Noch 10 Tage bis zu meinem Geburtstag.
Plötzlich fühle ich einen stechenden Blick in meinem Nacken. Ruckartig drehe ich mich um und schaue aber nur in mein eigenes Spiegelbild im milchigem Glass der Ladentür. Auch Moony gibt ein fauchendes Geräusch von sich. Anscheinend hat er das dasselbe gefühlt wie ich. Genau neben dem Laden befindet sich ein kleines Waldstück, doch auch dort entdecke ich nichts. Angestrengt starre ich noch weitere Sekunden in die Gebüsche. Stirnrunzelns setze ich dann doch meinen Weg weiter fort.

Leise lasse ich die Tür hinter mir zu fallen, sobald Moony durch gehuscht ist. Schon macht sich der Kater auf, um das Haus zu erkunden.
Seltsamer Weise höre ich leise Musik aus dem Radio in der Küche und das klirren von Geschirr das vom schwappende Wasser begleitet wird. Auf leisen Sohlen schleiche ich an die Küche heran. Und dort steht tatsächlich Lucy. Das wundert mich. Ich bin immer davon ausgegangen, dass sie um diese Uhrzeit irgendwo arbeitet. Doch stattdessen steht sie hier und wäscht das Geschirr. Da stellt sich mir doch die Frage: Wo kommt unser ganzes Geld her?
Ich lehne mich am Türrahmen. Sie scheint mich immer noch nicht bemerkt zu haben. Fröhlich summend schäumt sie einen Teller ein. Ungewöhnlicher Weise trägt sie ihre Haare in einem hohen Dutt auf dem Kopf. Dabei fallen ihr ihre goldenen Locken ins Gesicht. Ich habe sie in all den Jahren, die ich sie nun kenne, noch nie mit hochgebunden Haaren gesehen.
Mit ihren Fingern streicht sie ein paar der Strähnen hinter ihr Ohr.
Da sehe ich es plötzlich:
Das Katzenauge, darüber eine Schleife, dessen Enden sich kunstvoll um das Auge schlängeln.

Wie vom Blitz getroffen Stürme ich auf Lucy zu. Erschrocken lässt sie den Teller in ihrer Hand fallen und dieser zerspringt mit einem lauten Klirren auf dem Boden. Doch ich habe Lucy Nacken gepackt und gewaltsam zur Seite geneigt, wodurch ich das Mal besser betrachten kann.
Unglaublich, es ist doch tatsächlich wieder fast das gleiche Tattoo.
"Also ich glaube, langsam seid du und Jace mir eine Erklärung schuldig.", überraschend ruhig trete ich einen Schritt zurück von Lucy und betrachte sie mit einem durchdringenden Blick.
Sichtlich unwohl und nervös beißt sie sich auf ihren Lippe und schaut überall hin, nur nicht zu mir. Die Überraschung von gerade eben ist verflogen. Jetzt scheint Lucy fieberhaft zu überlegen was sie sagen soll.
"Emma-Schatz..", beginnt sie, aber ihre Lippen beben und ich kann ihren Blick nicht ganz deuten, als er wieder zu mir schwenkt. "Ich... ich kann es dir noch nicht erklären.."
"Ach tatsächlich!", langsam staut sich eine ungewöhnliche Wut in mir auf. "Wann kannst du es mir denn erklären? Wenn ich 50 bin oder vielleicht doch wenn ich tot bin?" Vielleicht übertreibe ich ja, aber ich hatte es echt satt, das sie mir nicht die Wahrheit sagte. "Warum lenkst du jedes Mal von Thema ab, wenn ich dich danach frage? Ist dir eigentlich bewusst, was ich alles in Kindergärten oder Schulen durch machen musste? Wie all die Eltern und Lehrer hinter meinem Rücken darüber gelästert haben, was für eine schlechte Mutter du bist und wie du es deinem eigenen Kind nur erlauben kannst ein Tattoo zu haben?", ich lasse all meinen Frust an Lucy aus. All die Wut darüber, wie schlecht die Leute über sie reden und all den Schmerz, weil die Leute mich herablassend anblicken.
Und ich weiß, dass ist nicht fair, immerhin hat Lucy so viel für mich getan. Immerhin hat sie mich getröstet, wenn ich traurig war und immer hat sie mich beruhigt, wenn ich meine Wut mal wieder nicht kontrollieren konnte.
Doch im Moment herrscht eisige Kälte zwischen uns. Lucy kann mir nicht mal in die Augen sehen, doch ich sehe den Schmerz in ihren Augen.
"Es tut mir leid, Emma."
Mehr sagte sie nicht und mehr brauchte ich nicht um mit zittrigen Händen aus der Küche zu stürmen, mich in meinem Zimmer zu schließen und die Tränen der Wut zurück zu halten.

Cat Eyes - Das Erwachen der Prinzessin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt