Drunk

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Seufzend lief ich durch die beschienen Straßen und musterte die Leute um mich herum. Sie standen an verschiedenen Ständen, tranken und hatten Spaß.
Es war mittlerweile schon 1 Uhr und der größte Teil war betrunken. Wie auf jedem Stadtfest eigentlich.

Ich kämpfte mich durch die Menge und ignorierte die wenigen lallenden Leute, die wild herumriefen.
Vorhin hatte ich mich mit Freunden getroffen und nun wollte ich heimgehen. Eigentlich.

Denn plötzlich hörte ich jemandem meinen Namen rufen.                                                                                                       
Erst dachte ich, ich hätte mich verhört, aber ich hörte ihn schließlich wieder.

Ich drehte mich langsam um und sah wie mir ein bekanntes Gesicht hektisch zu winkte.
Es war Matthias, ein guter Bekannter von mir.
Ich kämpfte mich also zurück durch die Menge, an seinem Kopf orientiert. Was wollte er?
Als ich mich an den letzten Menschen am Eck vorbei gekämpft hatte, blieb mein Herz für einen Moment stehen.

Matthias war nicht alleine.

"Oh Gott, so gut dich zu sehen. Kannst du Jo vielleicht heimbringen? Ich weiß, ist wohl scheiße für dich,  aber er ist echt dicht und ich weiß nicht was ich mit ihm machen soll. Ich muss erstmal meine Freundin suchen" Matthias schaute mich mit seinen glänzenden Augen bittend an.

Ich seufzte und schaute den mit geschlossenen Augen gegen die Wand gelehnten Jo an.
"Du weißt, dass zwischen mir und Jo gerade nicht alles so toll ist?"

Matthias warf mir einen flüchtigen Blick zu.
"Ja, aber er wird sich morgen eh nicht mehr dranerinnern und ich sag ihm auch nix falls ich mich noch erinnern kann", er grinste.

Und ich verdrehte die Augen. Immer diese betrunkenen Leute..
"Okay, das hier ist nie passiert", gab ich nach und schaute ihn eindringlich an.

"Ja geht klar, ich such dann mal meine Freundin. Dankeschön", er nickte mir nochmal zu und stolperte dann davon.

Ich atmete tief ein und ging dann zögernd auf Jo zu.
Es war ein ziemliches Stück zu ihm nach Hause, aber vielleicht würde er sich so wenigstens ein wenig ausnüchtern.

"Hey Jo, komm. Ich bring dich heim", ich packte ihn sanft an der Schulter und als er sein Gesicht zu mir drehte, roch ich einen leichten Alkohol Geruch.

Er zog die Stirn kraus und öffnete schließlich die Augen.
Seine braunen Augen schauten mich müde an.
"Was machst du denn hier?"

"Ich bring dich heim. Komm, mach es nicht noch unangenehmer als es schon ist", antwortete ich und packte ihn um die Hüfte um ihn zu stützen.
"Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist", sagte er etwas deutlicher, legte aber trotzdem einen Arm als Stütze um mich.

Ich zog ihn in eine leere Straße und taumelte mit ihm den Gehweg entlang.
"Wo willst du den langlaufen", fragte er verwirrt.
"Jedenfalls nicht durch die Menschenmasse da vorne, vertrau mir ruhig."
Er seufzte leise.
"Weißt du was?", fragte er.
"Ich weiß vieles", antwortete ich.
"Es ist irgendwie komisch, dass wir jetzt so wieder miteinander reden", fuhr er ungerührt fort und klang dabei als ob er was super wichtiges verkündete.
"Jo, du bist betrunken hör einfach auf zu reden."
"Seit wann nennst du mich wieder Jo?", murmelte er.
"Was?", ich hielt überrascht an.

Er lehnte sein gesamtes Gewicht auf mich und versuchte mit Mühe nicht zusammenzuklappen.
"Ach weißt du..." Er seufzte nochmal.
"Früher hast du mich mit meinem ganzen Namen angesprochen. Als einzige und ich mochte das. Das gab mir das Gefühl, dass das mit uns besonders war"
Er stieß kurz auf und ich zog ihn schweigend weiter.
Wusste er nicht wie sehr es weh tat, wenn er so etwas sagte?

Stories about you and me - KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt