8. Kapitel

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Amalia's Sicht:

Freitag. Ich hasse Freitag. Jeden Freitag dieses Gefühl zu haben, jeder hat am Wochende Spaß und du wartest dass das Wochende vorüber geht.
Als ich angezogen, mit Maskara geschminkt und mit einem seitlichen geflochtenen Zopf, runter in die Küche ging, saß natürlich auch schon mein Zwilling mit ihrem Handy und mit ihrer Michael Kors Tasche da. Ich aß mein Müsli und ging zu Mamas Arbeitszimmer und klopfte. Die wird sicherlich nicht mehr schlafen, da man für sowas ja keine Zeit hat. Niemand reagierte, also öffnete ich langsam die Tür. Niemand saß drin in den Raum. Mhm, sicherlich hat sie schon wieder ein Termin oder Meeting außerhalb. Typisch. Ich weiß doch ganz genau, dass wir unsere Eltern nicht viel sehen, auch wenn sie hier bei uns sind, weil schließlich steht Arbeit und Erfolg an erster Stelle und irgendwann in der Reihe kommt dann Familie, aber das auch sehr weit hinten, wenn man nicht mal zu dem Geburtstag seiner Kinder kommen kann.
Reg dich jezt nicht auf Amalia, dies bist du doch schon gewohnt und du solltest dich lieber mal auf dem Weg zur Schule machen.
Gesagt getan.

Wisst ihr welche Frage ich mir jeden Tag stelle und seid Jahren keine Antwort weiß? Wieso mobben mich die Leute, wieso meine Schwester? Hab ich denen etwas getan? Sie meinen sie kennen mich, aber nein! Mein wahres Ich kennt nur Melanie, meine beste Freundin. Haben die Spaß Menschen kaputt zu machen? Können sie mich nicht in Ruhe lassen?

Ich hörte wieder die alltäglichen Rufe wie "Du Schlampe, dich braucht niemand, du bist sinnlos, die Welt wäre viel besser ohne dich, du nimmst nur Essen weg du fette Sau!", "Streber, erschläfst ja nur deine Noten", "Ist schon klar das deine Familie so viel im Ausland ist, dass sie dich Monster nicht sehen müssen, die schämen sich nur für dich!", "Wie kann man eine solche Missgeburt nur sein?"
Ja das tut weh, gerade wenn sowas auch die eigene Schwester zu einem sagt, aber was mich wundert, woher sie wissen, dass unsere Eltern so viel unterwegs sind, weil es ist ja wichtig das man von außen "die perfekte Familie" ist und bei jeden Veranstaltungen kommt, da man ja gut da stehen muss. Ich glaube das hat mein Zwiling ihren Freunden gesagt, weil niemand das eigentlich weiß und wir über dieses Thema nicht gerne reden möchten.

Im Klassenzimmer angekommen setzte ich mich neben Charlotte und begrüßten uns mit einem Lächeln, da der Lehrer schon die Türe betrat.

Nachdem dann nach guten 27 Minten in denen der Unterricht schon begonnen hat, sich auch andere Mitschüler, damit meine ich natürlich Soso und ihre Hälfte der Clique, dazu entschieden zu kommen, machte unser Lehrer eine Ansage.
"Ja also, da von ein paar Schülern hier die Noten nicht gerade die besten sind", er schaute zu meiner Schwester, "und es allgemein sehr Laut hier ist, habe ich beschlossen eine geregelte Sitzordnung zu machen." Alle stöhnten. "Muss das sein?", rief irgendjemand. "Ja, fangen wir an. Emma du sitzt dich neben Joshua,... ."so ging es dann weiter und es hockten dann überall Mädchen und Jungen nebeneinander in dreier Reihen.
Leider musste Lotte auf die andere Hälfte des Klassenzimmer und meine Schwester musste auf Lotte's Seite ziemlich weit vorne, was ihr nicht gefiel und das dann auch noch ohne ihre Freunde.

Aber momentmal. Ehm ich hocke hier  in der ersten Reihe, in der Mitte einer 3 Reihe und rechts und links neben mir sind Plätze frei und hinter mir die Bank ist auch leer. Super das ist ja prima und zog dabei meine Augenbrauen zusammen. Ich hörte natürlich schon wieder ein paar Sprüche wie "Schau bei dir will niemand hocken".

"Amalia dies wird nur für heute so sein das es hier so leer bei dir ist, aber ab Montag werden die Plätze belegt sein und ich habe das so bewusst entschieden, da wir nicht wissen, auf welchen Stand die Schüler sind und du ihnen somit ja vielleicht helfen kannst", sagte unser Lehrer lächelnd. Ich nickte.

Am Abend telefonierte ich mit Mel.
"Und wie ist es so wenn deine Mam zuhause ist?"
"Wie immer", antwortet ich, "nur am Arbeiten. Ich hab sie heute noch nicht einmal gesehen und Soso nützt das ja natürlich aus und ist bei ihren Freunden oder auf einer Party."
"Hey wenn du willst kannst du morgen zu mir kommen, ich habe Zeit und muss nicht Arbeiten. Meine Eltern sind auch nicht da.", schlug sie begeisternd vor. Ich war ihr sehr dankbar über den raschen Themawechsel.
"Ja das wäre total schön", freute ich mich.
Um 22 Uhr beendete meine beste Freundin und ich unser Telefonat.

Ich ging runter und schaute ob irgendjemand da war. Niemand. Also ging ich ins Wohnzimmer und setzte mich ans Klavier. Eigentlich dient das Klavier nur zur Deko, aber niemand weiß das ich dort öfters drauf spiele. Beziehungsweise niemand weiß das ich Klavier spielen kann.
Jetzt hättest du genug Zeit Amalia und es ist auch niemand da, der dir zuhören könnte. Perfekter Zeitpunkt und wir wissen doch beide wie sehr du es vermisst.

Meine Finger fingen an wie von selbst zu spielen. Ich spielte einfach drauf los, ohne darüber nachzudenken welches Lied.  Erst summte ich mit geschlossenen Augen den Text mit und dann traute ich mich endlich zu singen.
Ich lies all meine Gefühle raus und war in der Musik gefangen. Dieses Gefühl. Sich frei fühlen. Die ganze Welt für einen Augenblick vergessen zu können, mit all ihren schrecklichen Seiten. Sich glücklich fühlen. Ich weiß nicht wie ich die Gefühle beschreiben soll wenn mich die Musik fässelt. Sei es beim tanzen, Klavier spielen, singen oder auch nur beim Musik hören. Es ist nicht nur Musik. Es ist Leidenschaft. Sie verzaubert einen und vor ihr kann man sein wahres Ich nicht verstecken. Sie kann schöne oder nicht so schöne Erinnerungen hervorrufen. Gefühle. Ein unbeschreibliches Gefühl.

"Dead-end streets and boulevards
You threw in the towel, I broke your heart
But there's a first time for everything
Who would've thought you'd feel so cold
And all these memories seem so old
To think you were my everything
Remember when we'd talk all night
But time ain't easy on us, how can love die?
I got so much shit to say
But I can't help feeling like I'm camouflage
Fortress around my heart
You were mine just yesterday
Now I have no idea who you are
It's like you camouflage"

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Das Lied  Camouflage von Selena Gomez welches Amalia auf dem Klavier spielt und singt könnt ihr ganz oben beim Kaptiel sehen.

Ich hab mir bei dem Kapitel nicht ganz leicht getan zum schreiben, dass lag auch zum Teil daran wegen dem Lied.
Ich hoffe es hat euch gefallen und es würde mich riesig freuen wenn ihr eure Meinung zu dem Kapitel in die Kommentare schreibt und Voted :)

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