Kapitel 5 - Professor Lupin

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Ich klopfte gegen die Eichentür von Professor Lupins Büro. Ich erwartete ein "Herein", aber stattdessen öffnete er selbst die Tür und lächelte mich an. Ich war überrascht, wie mitgenommen er aussah. Natürlich wusste ich, wie schlimm es war, ein Werwolf zu sein und einmal im Monat morden zu wollen. Aber unter diesem Professor hatte ich mir, warum auch immer, nie einen 'echten Gestaltwandler' vorgestellt, sondern eher eine besserwisserische, gepflegte Kopie.

Lupin jedoch hatte zerrissene Umhänge, fast Lumpen, als Kleidung und ein zerkratztes und von der Übermüdung blasses Gesicht.

Trotzdem wirkte er mit seinen Hellbraunen Haaren und dem, von einer Narbe etwas runtergezogenen, Lächeln, seltsam freundlich und ich fühlte mich sogleich willkommen. Sogar meine Motivation und gute Laune stieg etwas, als ich mich auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch setzte.

Das Zimmer war für ein Büro sehr gemütlich eingerichtet und in der einen Ecke stand noch ein halbleerer Koffer, der ebenfalls ziemlich zerbeult war.

"Catrina", sagte er lächelnd als Begrüßung und setzte sich gegenüber von mir auf seinen Schreibtischsessel.

Ich war überrascht, dass er mich mit meinem Vornamen ansprach und nickte deshalb nur.

"Ich finde zuersteinmal, dass wir uns mit Du ansprechen können, da wir uns doch ziemlich oft sehen werden müssen. Dieses ganze umgangliche "Sie" wird uns wohl nur behindern. Und ich bin der Meinung, wir sollten möglichst persönlich miteinander umgehen, damit du mir vertrauen kannst.", er legte eine kurze unterstreichende Pause ein, dann fuhr er fort. "Ich kann verstehen, wie ungewohnt und unangenehm es für dich sein muss, aus deinem normalen Alltag gerissen zu werden, trotzdem bin ich der Meinung, dass Hogwarts genau die richtige Vorbereitung für dein späteres Leben ist. Schließlich wirst du nicht ewig unter Beobachtung und Sicherheit deiner Mutter sein. Natürlich bist du hier, um den Schulstoff zu lernen, aber ich gehe davon aus, dass es ebenfalls eine völlig neue Umgebung für dich ist.", er sah mich an, "Du warst doch sicherlich noch nicht oft, lange, von vielen Menschen umgeben oder? Noch dazu aus deinem Alter."

Ich schüttelte langsam den Kopf. Ähnliche Worte hatte Mom auch zu mir gesagt und es klang, als würde sich mich adoptieren lassen.

"Nein Professor"

Er nickte. "Nenn mich doch einfach nur Lupin."

Ich wusste, dass er Remus Lupin hieß, trotzdem nickte ich ohne Widerspruch. Im großen und ganzen war es mir auch egal, wie ich ihn nennen sollte.

"Catrina-"

Ich fiel ihm ins Wort. "-Cat. Einfach nur Cat...", ich sah, wie er mir einen merkwürdigen Blick zuwarf und entschuldige mich sogleich, aber er schüttelte den Kopf. "Nein, ist in Ordnung! Danke Cat."

Dann sah er mich einfach nur an. Nach ein paar Minuten, in denen ich mich immer unbehaglicher fühlte, räusperte ich mich. "Ja was wollten sie  sagen?" Es kam mir nachwievor merkwürdig vor, einen Lehrer zu duzen und ich beschloss, egal was er dazu sagte, ihn nicht mit Du anzusprechen.

Es schien, als würde Lupin aus tiefen Gedanken erwachen, als er antwortete. "Oh, ja. Entschuldigung. Der... Der nächste Vollmond. Sorgen s- Sorg dafür, dass du dich früh genug vor dem Krankenflügel einfindest. Weiteres erfährst du da. Entschuldige mich jetzt."

Und damit stand er auf und öffnete mir die Tür. Als ich etwas verwirrt, über die plötzliche Wendung des Gesprächs, an ihm vorbei ging und das Büro verließ lächelte er mich kurz entschuldigend an, dann schloss er hinter mir die Tür. Das. War so ziemlich das merkwürdigste Gespräch, dass ich bis jetzt an diesem Schloss geführt hatte. Er war also doch ein merkwürdiger Vogel. Trotzdem dachte ich auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum über den ersten Teil des Gesprächs nach, indem mir Lupin absolut sympathisch erschien.

Als ich vor dem Gemeinschaftsraum stand, und plötzlich keine Schüler mehr sah, die mir entgegen kamen fiel mir ein, dass der nächste Unterricht schon begonnen haben musste. Ich kramte in meinen Unterlagen. Als nächstes hatten wir Pflege Magischer Geschöpfe. Bei Professor Hagrid... War das nicht dieser Halbriese vom Bahnhof? Pflege Magischer Geschöpfe hatte man wahrscheinlich draußen, deshalb machte ich mich so schnell es ging auf den Weg zu den Ländereien. Als ich das Schloss verließ und die frische Sommer-Herbst-Luft einzog beruhigte ich mich etwas. Was war schon dabei, mal zu spät zu kommen. Ich holte erneut meinen Stundenplan hervor, um nach weiteren Hinweisen auf den Unterrichts platz zu suchen, da fiel mir ein weiteres Detail auf. Wir hatten dieses Fach gemeinsam mit den Slytherins. Meine Neugierde war geweckt und ich sah mich naiv nach einer grün gekleideten Schülergruppe um. Zu meiner linken waren viele große, lange Gewächshäuser, in denen wir wohl Kräuterkunde hatten. Zu meiner rechten senkte sich die Wiese etwas zu einem großen, schwarzen See, über den ich bereits fahren durfte. Und ein Stückchen weiter links von dem See, an einem Waldrand, ich glaube dieses 'Wäldchen' hieß verbotener Wald, stand eine kleine Hütte, davor ein paar Kürbisse und Erdbeeren eingepflanzt. Ich hatte von Harry gehört, dass Hagrid in einer kleinen Hütte am Verbotenen Wald wohnte, deshalb ging ich zielstrebig darauf zu. Als ich dort ankam, kam etwas großes aus dem Wald gelaufen. Bei genauerem hinschauen erkannte ich Hagrid und in seinen Armen etwas grünes. Als er an mir vorbei rannte, sah er mich kurz an. "Livington!! Die... die Stunde ist vorbei!"

Ich erstarrte. Jedoch nicht wegen seinen Worten, sondern wegen dem, was er im Arm hielt. Es war Draco, aus dem Zug.

Harry Potter - Moonlight (F-F) [Deutsch]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt