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ELLE

Jede Faser meines Körpers sträubte sich am Abend gegen die Vorstellung, mit Carlo essen zu müssen. Leano hatte bereits zweimal an meine Tür geklopft, um mich zum Essen zu rufen, doch bis jetzt, hatte ich mich nicht dazu aufraffen können, mich zu bewegen. Ich hasste jeden zu zeigen Gedanken, den ich an den Mafiosi verschwendete. Carlo war ein schrecklicher Mann. Einer, der vor nichts zurückschreckte und mich sogar geschlagen hatte. Was er wohl diesmal tun würde, um mich zu schikanieren? Ich hatte mir nicht die Mühe gemacht, Rosa noch einmal zu fragen, ob sie die Flecken auf meinem Gesicht kaschieren konnte. Nun stand ich meinem Grün blauen Spiegelbild gegenüber und betrachtete meinen Kiefer, der in allen Farben schimmerte. Ganz davon abgesehen, wie seine Handabdrücke sich auf meinem Hals abzeichneten.
»Es gibt essen!«, erklangt Leanos Stimme barsch, bevor er laut ein letztes Mal gegen die Tür hämmerte. Diesmal mit mehr wumms dahinter. Schluckend lief ich die paar Schritte bis zur Tür und öffnete sie, als er gerade dazu ansetzte, seine Faust erneut gegen das Holz zu Trümmern. »Da bist du ja endlich, komm jetzt«, forderte er mich mit erzürnter Stimme auf. Ich wusste nicht, was ihm für eine Laus über die Leber gelaufen war. Vermutlich war dies einfach seine Art. Auch wenn das ein einziger Teil, ganz tief in meinem Gehirn nicht glauben wollte. Ich hörte nicht auf meinen Kopf.
Der Wind heulte um das Haus, als ich dem Italiener die Treppe hinab durch die Villa folgte. Aus Wohnzimmer hörte ich bereits mehrere Stimmen, die sich unterhielten. Auch Carlos Stimme konnte ich hören. Ich schloss meine Hand fest um das Geländer der Treppe, aus Panik. Mein Herz begann schneller zu klopfen und drohte fast aus meiner Brust zu springen. Einstieg der Gedanke an diesen furchteinflößenden Mann, jagte mir Angst ein.

Im Wohnzimmer saßen Carlo und seine Männer an dem gläsernen Tisch. Da sie mich noch nicht gesehen hatten, bog ich schnell in die Küche ab wo ich Rosa am Ofen stehen sah. Sie unterhielt sich mit Leano, der bereits kurz vor mir den Raum betreten hatte und nun im Kühlschrank rumwühlte. Als die Haushälterin mich sah, unterbrach sie sich selbst und lächelte. »Da bist du ja endlich«, sagte sie und rührte in einer Pfanne herum. »Tut mir leid«, entschuldigte ich mich ehrlich bei ihr. Ich lies mich auf einen der Stühle nieder und beobachtete sie. »Leo, gibst du mir das Salz?« bat sie ihn. Sie nannte ihn Leo? Der dunkelhaarige nickte nur und reichte ihr eine Dose mit der Aufschrift Salz. Rosa begann zu summen als sie das Essen würzte. Während sie irgendwann leise anfing italienische Lieder zu singen, setzte Leano sich neben mich und schob mir ein Glas zu, in das ich skeptisch spähte. Es sah aus wie ... Cola. Mit gerunzelter Stirn schloss ich meine Finger um das kalte Glas. »Danke«, brachte ich zögerlich hervor. Seit er vorhin verschwunden war, hatten wir kein Wort mehr miteinander gewechselt. Die Stimmung, noch immer angespannt.
»Wieso sind so viele Leute im Haus?«, traute ich mich dennoch nach einem Augenblick zu fragen. Leano sah mich knapp an und lehnte sich im Stuhl zurück. »Draußen können sie bei dem Sturm schlecht bleiben« erwiderte er, dabei sah er mir kurz in die Augen, bevor er aus dem Fenster starrte. »Außerdem wohnen sie hier« fügte er hinzu. Ich runzelte die Stirn.
»Hier im Haus?«
Er schüttelte den Kopf und sah mich wieder an.
»Drüben im Gästehaus. Sie kommen immer mit uns aus Italien mit, zur Sicherheit« antwortete er auf meine Frage. Ich vergaß immer wieder das seine Familie nicht von hier war.

Ich zog meine Beine auf den Stuhl und schlang meine Arme um sie, als ich merkte, wie er mich ansah. Meine Finger strichen über das kalte Metall der Fußfessel an meinem Knöchel, und ich wandte das Gesicht zum Fenster ab. Es war riskant, sich bei solch einem Sturm direkt am Fenster aufzuhalten. Vielleicht brauchte ich diesen Adrenalinkick, der diese heikle Aktion mir verpasste. Vielleicht hoffte ich, das der Hurricane hier einschlug und es ein für alle Mal beendete. Ja, das tat ich.
Ich spürte Leano's Blicke auf mir. Seine Augen musterten mich und trafen meine Haut wie schmerzhafte Nadeln, die sie durchbrochen. Es war schmerzhaft, doch weniger unangenehm als Carlos blicke. Trotz dessen, war es mir unangenehm, wie er mich musterte. Ich musste ihn nicht ansehen, um zu wissen das er starrte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 21, 2023 ⏰

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