III

35 3 0
                                    


Sie standen vor ihrer Wohnungstür, während Madison peinlich berührt mit ihren Händen nicht wusste wohin. Der jungen Frau war es peinlich, in so einer Wohngegend zu leben.

„Äh...vielleicht war das-"

„Tokios Preise für Apartments sind Wucher. Ich wüsste nicht, was es hier ran auszusetzen gibt. Am Ende kommt es doch eh auf die Einrichtung an. Außerdem..." sie legte den Kopf schief. „Hast du zuvor nicht auch schon Leute gezeichnet?" Madison suchte mit ihren verschwitzten Händen in den Tiefen ihres Rucksacks nach dem Schlüssel, vielleicht um dem forschenden Blickkontakt auszuweichen. Gott, es war Ewigkeiten her, als sie mit jemandem so lange Gespräche geführt hatte und noch länger, dass jemand bei ihr zu Hause gewesen war.

„Aber nicht bei mir." Murmelte sie. Schließlich fischte sie das Stück Metall heraus und wenig später schwang mit einem Klick die Tür auf.

„Nach dir."

Ihre Einraumwohnung war gerade groß genug so dass ihr kleiner Kleiderschrank, ein Bett, die schmale Couch und ein winziger Schreibtisch hineinpassten. Die Wände hingen voll mit Fotos, Bildern, Fotomontagen, Leinwänden und kleinen Notizzetteln. Auf dem Boden sah es nicht anders aus. Aiko trat näher an die gezeichneten Bildnisse heran und betrachtete sie.

Währenddessen stellte Madison ihren Rucksack neben die Tür und ließ ihre Jacke zu Boden fallen. Sie schnappte sich den bunt beklecksten Becher auf dem Schreibtisch und stellte den Wasserhahn an. Während sie die Pinsel auswusch und die Aquarellfarben bereitstellte, meinte Aiko:

„Das sieht gut aus." Ein freudloses Lachen hallte durch den Raum.

„Nicht gut genug." Madison lief zurück zum Schreibtisch und stellte den Becher mit Spitz- und Breitpinseln auf der Platte ab, während sie die Staffelei ausrichtete und sich dabei eine widerspenstige Haarsträhne hinters Ohr steckte. Die Japanerin bewegte sich langsam zum Sofa, welches auch schon bessere Tage gesehen hatte.

„Du fotografierst auch?"

„Jup."

„Ich finde, du bist talentiert."

„Da bist du eine der wenigen." Die Künstlerin schluckte noch einmal ehe sie fragte:

„Wollen wir anfangen?" Aiko lächelte wieder ein wenig. Sie fühlte sich wohl hier.

„Liebend gern." Madison knipste das Licht der Stehlampe neben der zerfledderten Couch an und zog einen kleinen Hocker vor die Staffelei. Sie rückte eine Leinwand in die Sicherung und setzte sich auf den kleinen Schemel.

Aiko hielt Blickkontakt mit ihr, während sie langsam ihr Shirt aus der Hose und über den Kopf zog, so dass ihre Haare ein wenig elektrisiert waren. Das Mädchen öffnete langsam den Gürtel und ließ ihn neben das andere Kleidungsstück fallen. Ihre Finger wanderten langsam zu dem Knopf ihrer Hot Pants und schoben ihn durch die Öffnung. Dann hörte Madison den Reißverschluss und sah wie die kurze Hose zu Boden fiel. Die milchig weiße Haut der Japanerin kam zu Vorschein, die Malerin entdeckte einen kleinen Leberfleck auf dem linken Oberschenkel, erhellt vom Licht der kleinen Lampe. Sie spürte die Karamellfarbenen Augen auf sich liegen, während die 26jährige sich darauf konzentrierte, nur nicht zu dem Gesicht ihrer neuen Bekanntschaft zu sehen.

Aikos Unterwäsche wurde noch durch das etwas längere, schwarze Unterhemd bedeckt, welches jedoch bald Bekanntschaft mit dem weinroten Teppich machte. Nun stand sie in Unterwäsche vor Madison. In dunkelroter Spitzenunterwäsche. Das konnte ja ein Spaß werden.

Man sah die Haut im Bereich der Brust von Aiko noch weißer werden, ein Teil ihres Körpers der nicht so oft die Sonne erblickte wie andere Regionen der Pink haarigen. Schlussendlich riskierte Madison einen Blick zu ihrem Model nur um festzustellen, dass sich ihre Augen begegneten. Sie versuchte das schnelle Herzklopfen zu unterdrücken, während sie das Klicken des BH's hörte und es ihr vorkam, als würde die Hitze und Spannung im Raum zunehmen. Einmal atmete sie noch tief ein und wieder aus. Es war lange her, als sie das letzte Mal einen nackten Körper gesehen hatte und noch länger, dass sie einen begehrte wie jetzt.

Als nun auch der Slip von Aiko abgestreift worden war und sie nun so vor ihr stand wie die Natur sie geschaffen hatte, musste Madison zweimal blinzeln, bevor sie wieder sprechen konnte. Sie war wunderschön.

„Gut, ähm...bitte setz dich auf die Couch." Die Japanerin hielt weiter den Blickkontakt stand und schien mit ihrer Schönheit gut etwas anzufangen. Denn für die freischaffende Künstlerin wirkte es wie eine Peitsche. Das Licht ließ an den richtigen Stellen Schatten entstehen, so dass die Taille noch schmaler wirkte, die Brüste etwas runder und voller. „Könntest du in den Schneidersitz gehen? Nein...das linke Bein ein wenig...ja. Und nun nimm die Hände so vor dein Gesicht und halte sie so. Ein wenig tiefer Liebes, sie sollen dich doch nicht komplett verdecken." Innerlich ohrfeigte sich Madison. 

„So?"

„Schließ bitte noch die Augen. Mach einen etwas traurigen, zerbrochenen Ausdruck...Perfekt."

Dann begann sie zu zeichnen. Langsam schwang der in Farbe getauchte Pinsel über die Leinwand, hinterließ Linien die sich zu Kurven bildeten, Arme welche sich schützend über die Brust legten. Farben verliefen ineinander, ließen Schattierungen entstehen. Die Zeit verstrich, während man nur das Atmen der beiden Frauen im Raum hörte.

Schließlich war sie fertig und legte leise den Pinsel ab.

Das Werk wirkte wie ein genaues Abbild Aikos. Madison blickte zu ihr. Sie war sich nicht sicher ob sie es wagen konnte. Ob sie in der Position war, es tun zu dürfen.

Lautlos stand sie auf und überbrückte die wenigen Meter. Nun stand die 26jährige genau vor ihr. Der Schatten vom Körper der jungen Frau wurde auf die junge Japanerin geworfen und im nächsten Moment schlug diese die Augen auf. Langsam hob Madison ihre Hand und ließ sie kurz an der Wange des Aktmodels ruhen, als würde sie auf ein Einverständnis, eine Erlaubnis, warten. Ihre Haut war genauso weich wie sie es sich vorgestellt hatte. Aiko sagte nichts. Aiko tat nichts. Schaute sie nur stumm an, ihr Blick ließ nur Platz für Sehnsucht und Erregung übrig.

Madisons Finger fuhren hinunter zu ihrem Hals, tanzten über die Schlüsselbeine und blieben zwischen den Brüsten stehen. Langsam gingen sie zurück bis zum Kinn und hielten es fest, während sich die junge Frau nach vorn beugte und die Lippen beider aufeinander trafen.

PAINT ME.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt