Ich hatte den ganzen Tag schon ein komisches Gefühl im Bauch, dachte mir nur nichts dabei. Es wird schon nichts sein. Gut gelaunt holte ich Cajou am Halfter aus ihrer Box und drehte sie so, dass ich an beiden Seiten eine Metallkette mit Karabiner, die extra dafür gedacht waren, befestigte. Da stand sie nun, ein Hinterhuf entlastet, mit hängender Unterlippe und fast geschlossenen Augen. Ich musste grinsen.
Gedankenversunken striegelte ich Cajou's Fell. Dann kratzte ich die Hufe aus, kämmte Mähne und Schopf und sortierte das Stroh aus ihrem Schweif. Ich hatte noch genug Zeit, holte einen Hocker und die Schere. Den Hocker stellte ich neben sie, dann stieg ich darauf und mithilfe der Schere schnitt ich Mähne und Schopf wieder etwas kürzer. Auch beim Schweif schnitt ich ein Stück ab. Anschließend stellte ich sie wieder in ihre Box und machte mich auf den Weg zur Sattelkammer.
Ich entschied mich heute für eine hellbraune Schabracke, deren Rand mit kleinen Edelsteinen verziert war. Passende Bandagen und Fliegenohren durften auch nicht fehlen. Auf den Sattel legte ich noch schwarze Hufglocken, dann ging ich zurück in den Stall. Mist, Trense vergessen. Ich hängte den Sattel an Cajou's Box auf, legte den Kleinkram hin und ging wieder zurück zur Sattelkammer.
Doch welche Trense sollte ich nehmen? Mexikanisch? Micklem? Englisch oder doch Schwedisch? Die Qual der Wahl fiel mir jedes Mal schwer. Ich entschied mich für Mexikanisch und ging dann gut gelaunt zurück zu Cajou's Box.
Fertig gesattelt wartete ich auf Jans Kommando.
"Theres? Wenn du soweit bist kann es losgehen!" rief Jan von der anderen Seite der Stallgasse.
Dann nahm ich Cajou und führte sie auf einen Dressurplatz.Es ging ganz gut, außer, dass Cajou absolut keine Lust hatte was zu machen. Sie warf oft ihren Kopf hoch, blieb stehen und weigerte sich weiter zu gehen. Mich kostete das alle Nerven und nach kurzer Zeit hatte ich keine Lust mehr. Jan stand einfach nur da, die Arme vor der muskulösen Brust verschränkt und frech grinsend. Wenigstens gab er keine Kommentare ab, sondern ließ mich soweit in Ruhe.
"Könntest du bitte aufhören, so dämlich zu grinsen?" sagte ich genervt und startete einen neuen Versuch, Cajou anzugaloppieren, was mir wieder misslang.
"Warum denn, Kleines?" entgegnete er nur und entlastete sein rechtes Bein.
"Weil das dezent nervt."
Er fing an zu lachen und jagte mir eine riesen Gänsehaut über den Rücken, so toll klang sein Lachen in meinen Ohren.*
Der Schweiß tropfte mir von der Stirn. Ich galoppierte Firestorm auf das nächste Hindernis zu.
Jan striezte mich. Der Parcour war M-Höhe und er sagte, dass es super aussehe. Ich hatte das Gefühl nicht, denn ich musste Stormy immer vom losstürmen abhalten und wenn ich ihm ordentliche Paraden gab, ging er so langsam, dass ich Mühe hatte ihn vorwärts zu kriegen. Also genau so wie gestern. Langsam war ich am verzweifeln. Was war denn nur mit meinen Pferden los? Das konnte unmöglich an der Hitze liegen.
Ich parierte vor Jan durch zum Halten, um mich zu beschweren.
"Jan! Ich kann nicht mehr!""Ach komm schon, Theres. So anstrengend ist das nun wirklich nicht. Kneif deinen Hintern zusammen und zeig deinen Ehrgeiz!"meckerte er und machte eine scheuchende Handbewegung. Ich hatte wirklich absolut keinen Bock mehr. Deshalb versuchte ich bei ihm einfach den Dackelblick, vielleicht half der ja etwas. "Okay okay! Dann machen wir halt den Parcour auf Zeit. Stil funktioniert ja."gab Jan schließlich nach und fächelte sich Luft zu.
"Ok. Ich versuchs."sagte ich, wendete mein Pferd und galoppierte ihn wieder an. Zum Aussitzen reichten meine Kräfte nicht mehr wirklich, deshalb ging ich in den leichten Sitz. Dann ritt ich auf einen Steilsprung zu. Ich hatte wirklich kaum Kraft mehr und sackte nach unserer Landung im Sattel zusammen. Stormy hatte so einen riesigen Satz über das Hindernis gemacht, da wir etwas zu groß rankamen, dass ich Mühe hatte, mich überhaupt im Sattel zu halten. Die Zügel hatte ich bereits über dem Sprung verloren, weil meine Finger zu sehr weh taten. Firestorm hatte die ganze Zeit im Maul gezogen. Mein Pferd dachte, dass er den Kopf frei bekam und sprintete daraufhin los, wie ein Rennpferd. Ich versuchte nach den Zügeln zu greifen, doch sie wackelten bei Storms Tempo zu sehr. Er wurde immer schneller und machte ab und zu einen Bocksprung.
Ich bekam langsam Angst. Was wenn er hinfällt und sich schwer verletzt, sich vielleicht sogar etwas bricht? Ich startete einen neuen Versuch, die Zügel zu greifen, doch sie hingen zu weit unten und wippten einfach zu stark hin und her.
Runde um Runde schossen wir um den Platz, ohne in den Kurven abzubremsen. Ich konnte Jans Rufe hören, doch ich konnte weder eine Volte reiten, noch mein Pferd irgendwie anders bremsen. Mittlerweile hing ich mit dem Oberkörper über seinem Hals und krallte mich mit letzter Kraft an seiner Mähne fest. Firestorms Muskeln arbeiteten unter mir und der Wallach fing an zu schnauben. Doch langsamer werden? Tzz, ne. Mein Pferd doch nicht.
"Storm...stop."flüsterte ich, in der Hoffnung, dass mein Pferd durchparieren würde. Vergebens. Nicht mehr ganz bei mir, merkte ich, dass es plötzlich stark ruckte. Er stand still, doch sein ganzer Körper bebte unter mir. Ich öffnete meine Augen, die ich vor Erschöpfung und Angst geschlossen hatte. Der Hals des Wallaches war schweißnass und weiß, der Schaum tropfte ihm von Hals und Maul. Die Nüstern waren aufgebläht, seine Augen riesig. Er kaute eifrig am Gebiss, doch das war mir egal. Mir ging es in erster Linie darum, dass er nicht zusammenklappte und ich womöglich noch unter ihm begraben wurde, wenn er zusammenbrach.
"Theres! Was ist passiert?" Jan stand plötzlich neben mir. anscheinend hatte er Storm zum Stehen gebracht. Er griff nach mir und zog mich vom Pferd, dann wurde ich schließlich in seinen Armen bewusstlos...
*Stimmen drangen an mein Ohr, die immer lauter wurden. Ich kannte sie, aber Zuordnen ging nicht. Deswegen versuchte ich, meine Augen zu öffnen. Als erstes erkannte ich nichts, außer grelles Licht. Dann wurde mein Bild scharf. Drei Leute standen um mich herum, die ich als Frau Ast, Jan und einen Mann Mitte 40 identifizierte.
"Sie ist wach, Gottseidank!"sagte Frau Ast. "Wie geht es dir? Hast du Schmerzen?"
Ich versuchte zu antworten, doch mein Hals war staubtrocken. Nach paar Versuchen ging es endlich. "Ich...nein. Mir geht's soweit gut. Wo bin ich? Was ist passiert?"brachte ich dann schließlich hervor.
"Du bist beim Reiten wahrscheinlich kollabiert. Wir vermuten Sonnenstich. Jan hat dich dann hierher gebracht. Du bist im Krankenzimmer."sagte der Mann. "Ich bin übrigens Doktor Mühlbauer."
"Theres, mir tut das so unendlich leid. Ich wollte nicht, dass du dich überanstrengst, aber ich dachte, dass du nur Spaß machst. Ich passe in Zukunft besser auf, versprochen!" Jan beugte sich über mich und sah mich verletzt an.
"Mir geht's gut. Kein Ding. Was ist mit Stormy? Wo ist er? Geht's ihm gut? Ist ihm was passiert?"
"Dein Pferd steht abgewaschen in der Box. Ihm geht es bestens."sagte Frau Ast und ich wurde allmählich ruhiger.
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Cajou und Stormy trauen sich ja was 😱
Zum Glück ist nichts schlimmeres passiert 🙊
Was denkt ihr, wie geht es weiter?
Schreibt mir eure Meinung gern in die Kommentare und lasst mir einen ⭐️ da! ❤️
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Reitinternat zur goldenen Krone Die grüne Hand
Подростковая литература1.Teil (2. und 3. Teil ebenfalls in Überarbeitung) In Überarbeitung!!!! Theres, 16, ist neu auf dem Internat und findet trotzdem schnell neue Freundinnen. Eines Nachts, treffen die Mädchen auf eine grüne Hand und versuchen hinter das Geheimnis dies...