Der 31. Oktober rückte immer näher und meine Vorfreude stieg mehr und mehr. Schließlich war er endlich da und ich schnappte mir alle Sachen, die ich benötigen würde, um sowohl mich als auch Jan optimal vorzubereiten.
Ich packte alles in eine Tasche und verabschiedete mich von meinen Mädels, die sich dazu entschlossen hatten, nicht auf die Party zu gehen, da keiner eine passende Begleitung gefunden hatte. Dann verließ ich das Gebäude, ging über den Innenhof zu Jan's Bungalow und klopfte laut an der Tür. Jan öffnete mir und ich schmiss die Tasche auf seine Couch.
"Schau mal, was ich auf dem Dachboden meiner Mom gefunden habe." Jan hielt einen Stapel dünner Bücher hoch. "Die können wir mit Kunstblut beschmieren und als Accessoires benutzen, meine Mom braucht sie nicht mehr."
"Das klingt gut. Die Tube mit dem Blut ist im Beutel. Ich fang schonmal an die Schminke für dich rauszusuchen. Wir haben nicht ewig Zeit, in drei Stunden gehts los!"
Jan zog im Bad seine Hose und das Oberteil um und ich half ihm noch bei der Krawatte des Kostüms. Dann musste er sich auf den Hocker setzen und ich knipste das Licht an.
Ich nahm zuerst weiße Faschingsschminke und färbte Jans Gesicht und Hals komplett weiß. Danach folgten seine Arme und Hände. Im Kostümladen hatten wir ziemlich eklig aussehende Sticker mit Verletzungen gefunden, die mir echt Angst einjagten. Auf Jans Stirn klebte ich eine Schussverletzung und auf beide Wangen lange Schnitte, aus denen das Blut lief. Mit dem Kunstblut verpasste ich ihm aufgeplatzte Lippen und Schnittverletzungen an den Armen. Mithilfe meines Lidschattens schminkte ich ihm dunkle, blutunterlaufene Augenringe.
Dann war er soweit fertig, ich fixierte sein Make-up mit Spray, zog mich ebenfalls um und setzte mich dann selber an den Spiegel, um mich zu schminken.
*
Fertig geschminkt und angezogen, mit den Büchern in der Hand, machten wir ein paar Bilder vor Jans großem Spiegel, bevor wir uns auf den Weg in die Essenshalle machten.
Dort war schon einiges los. Von Vampiren über Mumien bis hin zu Horror-Rapunzel war alles dabei. Sogar einige Lehrer waren mit da.
"Komm, wir gehen zu meinen Eltern und zeigen ihnen unsern Partnerlook." Jan nahm mich an die Hand und führte mich durch die Menge.
"Oh, hallo Schätzchen, hallo Theres. Ihr seht ja toll aus!" Frau Ast stellte ihr Sektglas ab und betrachtete mich und Jan ausgiebig. Sie selbst war als Batgirl und ihr Mann als Batman verkleidet. Wir bedankten uns und unterhielten uns ein Stück mit Jans Eltern. "Eure Kostüme sehen echt gut aus und die Idee mit den Büchern ist auch super!" Jans Vater nahm sein Handy und schoss mehrere Fotos von Jan und mir.
Wir, also Jan und ich, drängelten und unter die anderen Schüler, von denen einige echt coole Kostüme trugen, durch die man sie fast nicht erkannte. Ab und zu gingen wir ans Buffet und gönnten uns ein paar Snacks. Wir erzählten und lachten viel und genossen den Abend in vollen Zügen. Ab und zu tanzten wir zur Musik, da es mehr eine Party als ein Ball war.
"Ich muss mal aufs Klo, bin gleich wieder da." schrie ich Jan ins Ohr. Er nickte und ich verschwand aus dem Saal.
Gerade, als ich fertig war und meine Hände waschen wollte, sah ich einen Schatten unter der Trennwand hindurch huschen. Ich schnappte meine Tasche und öffnete die Tür der Nachbarkabine. Dort saß die grüne Hand auf dem Klodeckel und regte sich nicht. Ich beobachtete sie noch ein paar Sekunden, dann ging ich schnell zu den Waschbecken und wusch mir die Hände, bevor ich die Toilette schnell verließ. Ich musste Jan davon erzählen, egal wie das die Mädels finden würden. Er war der einzige, den ich so gut kannte, der hier schon seit Kindheit lebte.
Ich betrat die eigentliche Essenshalle und versuchte Jan ausfindig zu machen. Es dauerte etwas, denn mittlerweile war der ganze Raum voll Menschen und das Licht sehr gedimmt. Da ich ihn so nicht sehen konnte, drängelte ich mich einfach durch die Menge. Nach ein paar Minuten entdeckte ich den Vielfraß am Buffet, wie er sich ein Snack nach dem anderen reindrückte.
"Oh, hi 'eres."laberte Jan mit vollem Mund los. Ich nickte nur bestätigend mit dem Kopf und schnappte mir Jans Hände, damit er nicht noch mehr essen konnte. Er sah mich genervt an und folgte mir dann aber weg vom Buffet. "Was soll das werden? Lass mich essen!"fauchte er.
"Nix da! Du hast schon genug gefressen heute Abend..."sagte ich. Gerade als er was sagen wollte, wurde das erste Mal an diesem Abend ein langsames Lied gespielt. Die meisten verschwanden an den Rand der Tanzfläche und nur ein paar Paare tanzten eng verschlungen zu der langsamen Musik. Ich bin nicht überragend gut in Musik aber ich tippte auf eine Ballade.
Jan zog kurz an meiner Hand und erlangte so meine Aufmerksamkeit. "Darf ich bitten?" Er verbeugte sich leicht vor mir und sah mich dann erwartungsvoll an. Ohne Nachzudenken willigte ich ein, knickste und ließ mich von ihm mitten auf die Tanzfläche ziehen. Dort waren schon ein paar mehr Paare unterwegs. Im Augenwinkel konnte ich auch Jans Eltern erkennen. Als Jan seine eine Hand auf meine Hüfte legte wurde die Stelle ganz heiß und mir wurde bewusst, dass ich keine Ahnung vom tanzen hatte. Alles was ich kann, sind die Grundschritte vom Walzer aber das ich das gelernt hatte, war nun auch schon wieder mindestens ein Jahr her.
"Jan! Ich kann nicht tanzen!"flüsterte ich in sein Ohr. "Na und? Ich kann es auch nicht!"feixte er und führte mich. Nebenbei erklärte er mir, wie ich mich bewegen soll. Soviel dazu, er kann nicht tanzen...
"Siehst du? Geht doch!"sagte er, als das Lied vorbei war und wir außer Atem an einer Wand lehnten. "Soviel zum Thema, du kannst nicht tanzen."keuchte ich. "Ach naja, das hat mir mein Opa mal beigebracht. So schwer zu merken war das doch gar nicht, oder?"
"Naja keine Ahnung. Ich war schon ziemlich überfordert."sagte ich. "Das hat man gemerkt."lachte Jan, fing sich aber direkt wieder. "Du bist halt besser in der Schule."
"Was für eine Erkenntnis."sagte ich zu mir.
"Wollen wir gehen? Ich hab keine Lust mehr auf die ganzen Menschen. Außerdem ist morgen Schule." Jan wartete meine Antwort gar nicht ab, sondern zog mich durch die Halle bis hin zu seinem Bungalow.
"Du kannst heute Nacht hier schlafen." sagte er und schloss auf. "Wenn du willst."
"ich würde gern, aber ich hab fünf Mädchen in meinem Zimmer sitzen, die mich dafür hassen werden, wenn ich denen nicht erzähle, wie es war."
Wir verabschiedeten uns, leider ohne Kuss oder Umarmung und ich ging zu meinem Zimmer, wo ich erstmal den ganzen Abend erzählen musste.
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Die beiden sind so süß zusammen 🥺 Hoffentlich geht es bald weiter mit den beiden!
Und so ein Tänzchen ist doch was feines, oder? 💃
Schreibt mir eure Meinung gern in die Kommentare und lasst mir einen ⭐️ da! ❤️
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Reitinternat zur goldenen Krone Die grüne Hand
Fiksi Remaja1.Teil (2. und 3. Teil ebenfalls in Überarbeitung) In Überarbeitung!!!! Theres, 16, ist neu auf dem Internat und findet trotzdem schnell neue Freundinnen. Eines Nachts, treffen die Mädchen auf eine grüne Hand und versuchen hinter das Geheimnis dies...