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11th January 2016, Timmins, Ontario, Canada

Cora und Nicholas kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Dieser Häuser, es waren schon keine Häuser mehr sondern teils Schlösser, übertrafen all' ihre Erwartungen.

Das Haus der Libells war ein vierstöckiges Gebäude, und als Cora als Kind dort zum Spielen war, hatte sie Angst, die Stockwerke würden über ihr zusammenbrechen. Sie hatte schon in Hochhäusern gelebt, zusammen mit ihrem Vater, aber das Haus der Libells war eine ganz andere Welt. Cora hatte sich zudem schon oft gefragt, wie viele Stufen dieses Haus wohl hat.

Cora drehte sich zu Nicholas und sah ihn an. "Gib Clio einfach die Tüte und sag Mom, dass ich noch unterwegs bin und ich mich melde, wenn ich abgeholt werden will. Ich habe dich lieb, bis später!", sagte Cora, öffnete die Tür und hatte sie schneller wieder zugeschlagen als Nicholas "Ich dich auch, viel Spaß!" sagen konnte. Er schüttelte den Kopf, wartete noch, bis Cora ins Haus gelassen wurde und fuhr dann davon.

"Dich haben wir lange nicht mehr gesehen, Cora.", lächelte Mrs. Libell und Cora lächelte sie höflich an, zog sich ihre Jacke aus und hielt diese fest in der Hand. "Ist Luna da?", fragte sie und Mr. Libell betrat den Eingangsbereich. "Oh, Cora Garcia, das ist lange her. Wie schön, dich wiederzusehen!", er reichte ihr die Hand und Cora nahm sie freundlich entgegen. "Ich wollte Luna einmal einen kurzen Besuch abstatten. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen.", erklärte die junge Frau lächelnd und das Ehepaar Libell nickten, lächelten Cora zu. "Sie müsste oben in ihrem Zimmer sein. Du weißt noch, wo es ist?", fragte Mr. Libell und die Gefragte nickte hastig. "Ja, natürlich, Mr. Libell! Den Weg habe ich mir vor Jahren eingeprägt.", lachte Cora leise und das Ehepaar nickte erneut, ehe sie Cora einen angenehmen Abend wünschten und wieder in die Wohnstube verschwanden.

Cora ging die Stufen hinauf, bis sie nach mehreren Minuten endlich vor der Zimmertür ihrer Kindergartenfreundin stand. Sie klopfte das Klopfzeichen, welches sich die beiden vor mehr als einem Jahrzehnt ausgedacht haben, und Cora es sich gemerkt hatte. Sofort hörte Cora Geraschel, Geräume und Gerumpel aus dem Zimmer und dann wurde die Tür aufgerissen. Luna atmete schwer und wischte sich einmal über die Stirn, ehe sie Cora ungläubig anstarrte. "Cora Medea Garcia. Was eine Ehre. Was machst du hier! Oh mein Gott, wie lange das schon her ist!", Luna schloss Cora in eine feste Umarmung und Cora erwiderte diese Geste vorsichtig. Sie wollte Luna nicht zu nahe treten.

"Cora! Cora der Sternenhimmel!", sagte Luna aufgeregt, nachdem die beiden Mädchen sich stundenlang über die vergangenen Jahre unterhielten haben. Luna hat von ihren Freunden erzählt, die zwar alle drei aus wohlhabenden Kreisen kamen, Coras Vater lag also offensichtlich falsch, Luna aber nicht wegen des Geldes mit ihnen befreundet war, da sie ja auch genug davon hatte sondern wegen der Persönlichkeiten von Emil, Cecil und Ella, und Cora hat von ihrer restlichen Schulzeit, ihrem Ausbildungsplatz und letztendlich auch von der Begegnung mit Shawn erzählt. Wie sie Luna kannte, konnte diese sich ihre anzüglichen Kommentare nicht verkneifen aber da hatte Cora überhaupt nichts gegen. Es ist Lunas Art und der war so wunderbar, wie er war. Cora bewunderte Luna als Person sehr. Obwohl die Libells reich waren, war Luna bodenständig, frech, schlagfertig und sie war selbstbewusst. Diese Komponente fand Cora wundervoll.

Die beiden Mädchen stürmten aus Lunas Zimmer, all' die Stufen hinunter bis zur Eingangstür und dann hinaus in den Vorgarten.

Coras Augen leuchteten auf. Sie sah kurz zu Luna, die den Mond mit großen Augen betrachtete. Cora lächelte sie an obwohl Luna es nicht bemerkte und sie fingen an, durch die leeren Straßen zu gehen.

Luna und Cora gingen seit einigen Minuten still nebeneinander her und betrachteten immer wieder den klaren Sternenhimmel. „Es ist wunderschön.", sagte Luna in die Stille und sie richtete ihre Augen auf Cora. Sie blieben stehen. „Als du mir im Kindergarten erzählt hast, dass du dir jeden Abend die Sterne angucken darfst, war ich anfangs ziemlich eifersüchtig. Ich hatte eine feste Schlafenszeit und ich habe mich immer mit allen Mitteln dagegen gewehrt. Und dann, als ich das von dir gehört habe, bin ich sofort zu Mom gerannt und habe ihr gesagt, dass ich solange aufbleiben will, um die Sterne sehen zu können. Ich weiß nicht, ob du es mitbekommen hast, aber sie hat jeden Tag bei dir Zuhause angerufen und sich bei deinem Vater über seine Beziehung aufgeregt.", lächelte Luna und Cora erwiderte diese kleine Geste. „Nach ein paar Wochen hat sie nachgegeben und mich die Sterne jeden Abend sehen lassen, und als ich dir das erzählen wollte, warst du plötzlich nicht mehr da.", die gute Stimmung war augenblicklich verebbt.

Als ihre Eltern sich scheiden ließen, war Cora wegen dem Sorgerecht im Gericht. Weil sie nach der Trennung bei ihrem Vater gelebt hat, der eine Wohnung in der Nähe ihres Kindergartens hatte, aber ihre Mutter das Sorgerecht bekommen hatte, musste Cora umziehen und ihre Kindergartenfreunde zurücklassen. „Es war so langweilig ohne dich. Ich habe jeden Tag gehofft, du kommst zurück in den Kindergarten, aber es kam nie dazu.", Luna lächelte den Mond traurig zu.

„Aber zwei Jahre später wurden wir eingeschult und siehe da, wir kamen in eine Klasse. Es war schön, dich endlich wiederzusehen, aber irgendwie hat es sich komisch angefühlt, weißt du?", fuhr Luna fort und Cora nickte. Beide schwiegen und sahen in den Sternenhimmel. Eine Sternschnuppe flog über ihren Köpfen hinweg. Beide schlossen die Augen. Sie wünschten sich was. Ewige Freundschaft.

s m i l e | s.m.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt