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5th February 2016, Timmins, Ontario, Canada

Cora hat vor wenigen Tage die Freunde von Luna kennen gelernt. Emil, Cecil und Ella verstanden sich auf Anhieb gut mit Cora und schlossen sie in ihren Gesprächen mit ein, obwohl Cora sich nur selten an ihnen beteiligte. Sie fande Lunas Freunde wirklich sympathisch und freute sich schon auf weitere Nachmittage mit ihnen.

Heute verbrachte Cora wieder einen Tag mit ihrem Vater. Sie hatte Jaron lange nicht mehr sehen können, da er viel um die Ohren hatte, aber sie hatte sich umso mehr gefreut, als ihre Mutter ihr gesagt hatte, dass Jaron heute mit ihr Zeit verbringen will.

Coras Gedanken waren von Shawn gänzlich befreit. Sie hatte ihn 48 Tage lang nicht mehr gesehen.

Und sie hatte auch nicht vor, das in nächster Zeit zu ändern.


Jaron quetschte sich durch die Menge, Cora ging nicht mal einen Zentimeter hinter ihm und hatte sich an den Arm ihres Vaters gekrallt. Jaron hatte mit Coras Mutter besprochen, seiner Tochter neue Klamotten zu kaufen, da sie, wie Leda behauptete, nicht mehr in ihre Sachen passte und sie zudem auch neue Unterwäsche bräuchte. Letzteres kaufte Cora eigentlich immer mit ihrer Mutter, aber heute hatte Leda viel Papierkram zu erledigen.

Da Cora jetzt ja Achtzehn war, durfte sie zu ihrem Vater ziehen, wenn sie wollte. Cora hat sich aber noch keine Gedanken darüber gemacht. Sie wollte erstmal ein junger Teenager mit keinen Sorgen in der Welt sein.

Als Jaron und Cora immer weiter durch die Menschenmenge trotteten, hörte sie die Rufe von Beistehenden. „Hau mal ordentlich zu du Pussy!", „Das habe ich schon mal besser gesehen, Bro!" und vieles weiteres. Cora schüttelte ihren Kopf, versuchte mit dieser Bewegung ihre Haare von ihrem Gesicht zu verbannen, und sah über die Köpfe der Menschen hinweg. Mit ihrer Körpergröße von 1,76m war sie genau so groß, um ein kleines bisschen von dem Mittelpunkt dieser Szenerie erfassen zu können.

„Shawn, wehr' dich doch!", wurde gesagt und Cora hielt sofort Ausschau nach dem Jungen, den sie seit 48 Tagen nicht mehr gesehen hat. Sie sah sich um und erkannte schon die Security des Einkaufzentrums auf das Szenario zurennen. Cora ließ den Arm ihres Vaters los, kämpfte sich durch die Menschen und blieb schließlich in der Mitte stehen.

Vor ihr lag Shawn auf dem Boden. Er hatte sich auf seinen Ellenbogen abgestützt, aus seiner Nase lief Blut und um seine sonst so strahlenden, braunen Augen entwickelten sich Hämatome. Er hat sich geprügelt.

Sie sah ihn einfach nur an. Ihr Gesicht zeigte keinerlei Emotion.

Sie stand vor ihm und analysierte sein verletztes Gesicht.

Blut klebte an seinen Lippen. Und als er Cora endlich entdeckte, wich ihm jegliche Farbe aus dem Gesicht. Er rappelte sich schleunigst auf, wischte sich mit dem Handrücken das Blut vom Mund und ging auf Cora zu. Sie sah ihn immer noch stillschweigend an.

„Cora! Cora, Schatz!", rief ihr Vater hinter der großen Menschenmasse, versuchend, seine Tochter zu finden, doch sie wagte es nicht, Jaron zu antworten. Ihre volle Aufmerksamkeit war auf Shawn gerichtet, der nun vor ihr stand und nach ihren Händen greifen wollte. Sie schüttelte den Kopf.

Und dann packte sie ihn am Handgelenk, zog ihn durch die Masse und schnurstracks an ihrem Vater vorbei zu den Kundentoiletten quer durch die Mall.

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