Sherlock sprang erschrocken zurück.
John schien es gar nicht gut zu gehen. Der Kleine zitterte und wimmerte leise.
Scheiße.
Mycroft. Mycroft musste helfen. Wieder einmal.
Sherlock rannte zu seinem „Herrchen", maunzte laut uns schlug die Krallen in Mycrofts Socken. Dann zerrte er daran.
„Komm mit", maunzte er, „sofort, bitte!"
„Was soll das denn?! Hör auf damit!", schimpfte Mycroft, der gerade noch DI Lestrade Rede und Antwort stand. Er beugte sich zu seinem Kater hinunter, um ihn von sich zu schieben.
Sherlock fuhr ihm einmal mit den Krallen über die Hand, woraufhin Mycroft die erschrocken zurückzog, einen Schritt zur Seite machte und beinahe über Sherlock gestürzt wäre.
Dabei jedoch war sein Blick auf den kleinen Hund gefallen, und er sah sofort, dass etwas nicht stimmte.
Sofort kniete er neben dem Kleinen und hielt dessen Köpfchen.
„Herr Inspektor, schauen Sie, der Hund ist krank! Bitte..."
Er sah Lestrade, zu dem er recht schnell Zutrauen gefasst hatte, bittend an.
Sherlock fauchte laut und stupste einen noch unverdauten Brocken an, der mitten in der Hundekotze lag ... Gott, war das eklig, aber er musste Mycroft auf den Gedanken bringen, der ihm eben auch durch den Kopf geschossen war, das war wichtig, und da muss man eben manchmal Opfer bringen.
Mycroft schauderte, aber Sherlock sah an seiner Miene, dass er begriff,
„Inspektor, der kleine hat vorhin von mir von dem gleichen Hundefutter zu fressen gekriegt ... ich hatte eine Gratisprobe von Mr. Perrish bekommen ..."
Lestrade erfasste sofort, was zu tun war.
„Anderson!", rief er. „Das Tierfutter auf Gift untersuchen lassen!"
„Wird gemacht, Chef!"
„Und wir", sagte er zu seinem jungen Kollegen, „fahren jetzt mit dem Jungen und dem Hund zum nächstgelegenen Tierarzt. Schnell!"
Mycroft hatte John vorsichtig auf den Arm genommen.
„Dr. Miller in der Hamilton Street", sagte er atemlos, während er beruhigend auf das kleine Tier einredete und ihm sanft über den Rücken streichelte.
„Na dann los!"
Kaum saßen sie im Wagen, bat Mycroft leise:
„Inspektor, können Sie so gut sein und bei den Watsons anrufen? Denen gehört nämlich der kleine John, genau genommen Harriet. Sie ist ... wir sind befreundet, und sie macht sich sicher Sorgen."
Lestrade nickte, nahm sein eigenes Handy und ließ sich von Mycroft die Nummer geben.
Dann rief er an.
Er bekam Mr. Watson an den Apparat und schilderte ihm, was los war.
„Oh Gott. Danke für den Anruf, Inspektor. Ich werde Harriet wecken, die schläft nämlich schon, und wir kommen sofort zur Tieraztpraxis."
Der sichtlich aufgeregte Mann beendete das Gespräch.
Sie hielten vorm Haus von Dr. Miller, der unten seine Praxisräume hatte und in der oberen Etage wohnte.
Natürlich hatte er längst Feierabend. Aber als es bei ihm Sturm klingelte, war ihm sofort klar, dass es ein Notfall sein musste und er rannte hinunter, um die späten Gäste einzulassen.
Er erfasste sofort die Lage.
„Der gehört doch den Watsons? Okay, Junge, du kommst mit ins Behandlungszimmer. Und Sie, Mister, bleiben hier im Vorraum. Sie können hier warten."
Er lief voran und Mycroft mit dem kleine Hund auf dem Arm folgte ihm.
Dr. Miller hörte sich an, was geschehen war, dann träufelte er John etwas auf die Zunge, dass dafür sorgte, das der alles erbrach, was er noch in seinem Bäuchlein hatte. Dann zog er eine Spritze auf.
„Die wird dafür sorgen, dass er einschlafen wird."
Mycrofts Augen weiteten sich vor Schreck.
Einschlafen? Was das bei Tieren nicht ein Euphemismus, den man nutzte um „sterben" zu umschreiben ...?
Aber Dr. Miller bemerkte seinen Blick.
„Keine Angst, ich meine wirklich nur schlafen. Er muss sich ausruhen, ich werde ihm einen Tropf zum entgiften anlegen, und dabei ist es das beste, wenn er schläft. Ich werde ihn hier behalten, bis er wieder auf die Beine kommt."
Im Vorraum hörte man Stimmen. Die Tür öffnete sich und Harriet stürmte herein.
„Tut mir leid", hörte man Lestrade, „Ich konnte sie nicht zurückhalten."
Harriet war zu dem Behandlungstisch gelaufen und streichelte sanft über Johns Köpfchen. Der Kleine war inzwischen eingeschlafen.
„Wird er wieder gesund?", fragte das Mädchen und sah zuerst den Doktor, dann Mycroft flehend an.
Dr. Miller seufzte.
„Vermutlich schon. Genau kann ich aber nicht sagen, da ich nicht weiß, was das für Gift war ..."
Harriet weinte.
Mycroft trat zu ihr. Er zögerte einen winzigen Augenblick, doch dann legte er seinen Arm um ihre Schultern. Sie lehnte sich dankbar an ihn.
Und auch wenn Mycroft sich ebenso wie sie schreckliche Sorgen um John machte, konnte er nicht umhin diesen Augenblick ein kleines bisschen zu genießen.
„Der kleine bleibt heute Nacht hier", sagte Dr. Miller. „Ich rufe an, sobald sich etwas ändert. Und nun lassen wir ihn am besten in Ruhe und Sie gehen alle nach Hause."
Sie verließen langsam und mit hängenden Köpfen die Praxis.
Draußen vor der Tür fiel Mycrofts Blick auf Sherlock. Der Kater saß da und starrte zu ihm hoch.
„Du möchtest wissen, wie es deinem Freund geht, oder?"
„Miau."
„Wir wissen es noch nicht. Morgen erfahren wir mehr. Wir können nur warten und das beste hoffen."
„Miau."
„Na komm, Sherlock. Lass uns alle nach Hause gehen."
Sherlock bewegte sich keinen Millimeter. Mycroft hockte sich zu ihm nieder und wollte ihn auf den Arm nehmen, doch der Kater fauchte, zog ihm die Krallen über die Hand, zum zweiten Mal an diesem Abend, und ging ein Stück rückwärts.
„Nun gut, dann warte hier."
Mycroft konnte den Kater verstehen. Der sorgte sich eben auch um ...
Dann schüttelte er den Kopf über sich selber. Der Kater war ein kluges Tier, ja. Dennoch sollte er aufhören, ihn so zu vermenschlichen.
Die Holmes' und die Watsons gingen nach Hause (Harry war ebenfalls von ihrem Vater begleitet worden). Sie konnten im Moment nichts tun.
Alles weitere war Sache des Tierarztes.
Und der Polizei.
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Wie Hund und Katze
Fanfiction"Der neugierige und kluge Kater Sherlock Holmes schleicht auf leisen Pfoten umher. John Watson, der junge Labrador, ist sein bester Freund, mutig und herzensgut. Gemeinsam lösen sie einen Kriminalfall und stellen fest, dass ihre Freundschaft allen S...