Kurzgeschichten - Scherben

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Sie lächelte. Mag sein dass ihre Seele weinte, aber äußerlich lächelte sie. Sie sah sie lachen. IHRE beste Freundin. Wie sie das sagte. So locker. So leger. 

„In der Klasse reden sie schon. Sie sagen, du hättest sie für Larissa stehen gelassen.“ Ihr Mund bleibt offen stehen. Wieder dieses Lächeln, wieder Tränen innerlich. Sie hat sie stehen gelassen. Ja. Natürlich. Verächtliches lachen. Jeder Laut schmerzt in der Seele.

„Schlampe.“ Wieder dieses lächeln. Eigentlich will sie sterben. Irgendwie. Jetzt. Auf der Stelle. Einfach die Augen schließen und tot sein.

Das Glas gleitet ihr aus der Hand und verteilt sich quer auf dem Fußboden ihres Zimmers. Sie ist alleine. Endlich. Sie lässt sich fallen, auf die Knie, in die Scherben. „Es sind bloß ein paar verdammte Scherben!“, versucht sie sich zur Ordnung zu rufen. Doch diese Kleinigkeit war zu viel. Tränen fließen. Unaufhörlich, hinterlassen nasse Tropfen auf den Fliesen. Ihre Hände zittern als sie versucht die Scherben zusammenzukehren. Sie schneidet sich an mehreren, doch sie bemerkt es nicht. Sie sitzt noch immer da, auf den blutigen Knien, die Scherben aufkehrend, zu einem kleinen Berg, wieder und wieder. Immer noch weinend. Dann hört sie den Schlüssel der Haustür. Schnell entsorgt sie die Scherben im nächsten Mülleimer und wäscht sich das Gesicht, die Hände und die Knie. Dann geht sie nach unten, ihre Eltern mit dem falschen Lächeln begrüßen und ihr falsches Leben weiterleben.

Poetry by AJayAliveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt