36. Kapitel Durcheinandergewürfelte Gefühle

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Er schaute mich kurz verwirrt an, lachte dann. "Tut mir leid, aber ich bin noch nicht bereit, dir das zu sagen. Ich weiß nämlich nicht, wie du darauf reagierst."

Mir blieb für einen kurzen Moment das Herz stehen. Was sollte mir das jetzt sagen? Es könnte alles bedeuten. Hatte er schon eine? Liebte er mich? Liebte er mich nicht? Mag er mich überhaupt? Hat er nur Mitleid? Das alles hätte doch sein können!

Ich nickte stumm, während ich gegen die Tränen ankämpfte. Verdammt, zeig ihm bloß nicht deine Tränen!

"Ist alles okay?", brachte er mich plötzlich aus meinem Gedanken, während ich erschrocken zu ihm schaute.

"Äh, ja ja, alles gut!", log ich lachend, während er mich skeptisch an schaute.

"Ach Ayumi, ich hab schon so viele Lügner angetroffen, aber so schlecht wie du konnte das niemand. Was ist los?"

Ich biss mir auf die Unterlippe, während mein Blick sich zu Boden richtete. Verdammt er durchschaute mich aber auch immer!

"Es ist... Nichts...", log ich weiter, ich konnte es einfach nicht sagen, so sehr ich auch wollte.

Während mein Blick weiter zu Boden gerichtet war, blickte ich aus dem Augenwinkel in Noyas Gesicht, wo ich eine tobende Wut erkennen konnte.

"Wenn du deinem besten Freund nicht mal deine Probleme anvertrauen kannst, dann brauchst du mich ja nicht. Dann kann ich ja gehen."

Erschrocken schaute ich zu ihm hoch, wie er mir jedoch bereits den Rücken zu kehrte.

"W-Warte... Warte!", rief ich ihm hinter her, doch er würdigte mich keines Blickes. "Warte doch bitte... Yuu!"

Ich sah, wie er bei seinem Namen zusammen zuckte, dennoch drehte er sich nicht um, sondern ging weiter.

"Bitte..."

Nun fing ich auch noch an zu weinen, fiel dabei noch auf die Knie, während ich immer wieder seinen Namen wiederholte. Doch er kam nicht wieder. Er kam nicht wieder. Alle denen ich vertraute, kamen nicht wieder. So wie er auch. Was sollte das?

Inzwischen starrten mich auch so ziemlich alle auf dem Flur an, doch das war mir egal. Ich stand auf, hielt den Blick auf den Boden gesenkt und rannte einfach aus dem Schulgebäude heraus. Wer würde mich denn überhaupt suchen? Wer würde sich denn überhaupt die Mühe machen, mich zu suchen? Niemand, natürlich. Warum auch? Ich werde sterben.

Ja, das alles macht gar keinen Sinn. Es macht keinen Sinn, nach mir zu suchen, ich bin sowieso bald nicht mehr hier. Ich werde einfach verschwinden und die Menschen werden mich vergessen, es würde einfach keinen Sinn machen mich jetzt noch zu suchen.

"Ayumi?"

Erschrocken blieb ich stehen. Wer war da? Wer rief da meinen Namen? Ich schaute hoch. Dort stand Yaku, mit dem selben erschrockenen, verwirrten Blick auf dem Gesicht, wie ich. Er wird doch nicht etwa...?

"W-Was machst du hier?", fragte ich ihn verwirrt während ich mir die Tränen aus dem Gesicht wischte, was mein Make Up vollends ruinierte.

"Ich habs dir doch versprochen. An deinem letzten Tag auf unserer Schule. Ich hab dir versprochen, dass ich dich bei deinem ersten Schulfest auf deiner neuen Schule besuchen werde."

Tatsächlich. Er hat sein Versprechen nicht vergessen. Und er hat es gehalten. Das Versprechen von vor einem Jahr, er wusste es immer noch. Und er hielt sich daran. Nun öffnete er auch noch seine Arme und lud mich förmlich ein ihm um den Hals zu fallen.

Das brachte das Fass zum Über laufen und ich brach in Tränen der Freude und der Trauer aus, während ich ihm in die Arme rannte. Er nahm mich so fest in den Arm, wie damals, wie damals im Krankenhaus, wie damals in der Schule, wie damals einfach.

Er lachte dabei herzlich, während ich mich an ihm ausheulte. Es war wie damals. So wunderschön und geborgen. Er fragte nicht mal, was los war oder ob mir irgendwas passiert war, sondern hielt mich einfach stumm fest, genau das was ich jetzt brauchte.

"Selbst verheult und mit verschmiertem Make Up siehst du einfach toll aus, mein Engel", flüsterte er beruhigend zu und brachte mich damit dazu, noch lauter zu weinen und zu schluchzen.

"Eine Heulsuse wie ein kleines Kind... Du hast dich echt nicht verändert, Ayu", lachte er, während er über meinen Kopf strich und sanft meine Stirn küsste. Er war einfach der beste Bruder, den ich haben konnte, auch wenn er das gar nicht war. In meinem Herzen war er es dennoch wirklich.

Er beruhigte mich weiter, strich über meinen Rücken, über meinen Kopf, machte die selben beruhigenden Geräusche wie immer. Das machte er, bis ich mich endlich unter Kontrolle hatte.

"D-Danke", flüsterte ich so leise es ging, schaute ihm dabei in die Augen. "Kein Problem, dafür ist dein Bruder doch da!", lachte er, während er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht hinter mein Ohr strich.

"Du siehst einfach immer schön aus, egal was passiert", flüsterte er, während er ein Taschentuch aus seiner Tasche holte. "Aber mach das lieber trotzdem weg, vielleicht finden das andere nicht so schön." Ich lachte, nickte und nahm das Taschentuch, wischte mir die Schminke aus dem Gesicht. Das Zeug hatte ich sowieso satt.

"Und jetzt kannst du mir erzählen, warum du verheult und ganz alleine aus der Schule rennst und wo zum Teufel Noya-san ist, der dich doch eigentlich behüten soll wie ein rohes Ei." Er verschränkte die Arme vor der Brust, während er mich mit einem skeptischen Blick ansah.

"W-Wir haben uns zerstritten..."

Er schaute mich verwirrt an, schien zu überlegen. "Okay, willst du mir das vielleicht erklären?", fragte er, während ich nickte. Wir gingen zu einer der Bänke, auf denen komischer Weise nie jemand saß, setzten uns hin und er schaute mich gleich erwartungsvoll an, während ich ihm das alles erklärte.

"Mhm... Okay... Scheinbar eine verzwickte Lage... Oh man..."

Er über legte weiter.

"Lass ihm etwas Zeit. Er hat vielleicht auch ein Problem mit der Liebe wie du eben mit dir selber."

"M-Meinst du?", fragte ich. Dass er auch ein Problem hatte und es mir deshalb nicht sagen konnte? Daran hatte ich gar nicht gedacht.

"Das könnte sein... Okay! Ich werde ihm Zeit lassen! Danke!" Lächelnd fiel ich ihm wieder um den Hals, während er wieder herzhaft lachte.

"Dafür bin ich da! Aber du weißt, du hast noch fünf Monate!", meinte er, während er mich ernst an sah. Ich nickte.

"Das weiß ich!"
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Hallo... 😫 Es tut mir wirklich leid, dass ich jetzt glaube ich zwei Wochen nichts hochgeladen habe, aber ich hatte so wenig Motivation und wusste nicht wie weiter 😭 Aber jetzt hab ich den Anschluss in etwa gefunden und hoffe, dass meine Motivation bleibt 😅😊

Der Abend und die Schönheit (Nishinoya x Oc❤)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt