45. Kapitel Der Abend

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"Ayu, wieder in Gedanken?", fragte mich plötzlich jemand neben mir. Erschrocken blickte ich zu meiner Linken und erkannte da den kleinen Brünettkopf mit seinem süßen Lächeln, das er in ruhigen Situationen voll drauf hatte.

"Ja, tatsächlich schon", antwortete ich lachend und schaute dann schnell zur Rechten aus dem Fenster. Durch dieses Fenster konnte man unser Auto vor dem Haus stehen sehen und einige Kinder, die im tiefsten Regen spielten. So sollte Kindheit sein. Draußen spielen egal bei welchem Wetter. Und nicht das was ich erlebt hatte...

"Na komm, deine Mum meinte wir sollen schonmal ins Gästezimmer!" Diesmal wartete er anscheinend nicht auf eine Reaktion, sondern nahm einfach behutsam meine Hand und zog mich mit ihm. Anscheinend kannte er sich hier besser aus als ich.

So stolperten wir die Treppen zu den Schlafzimmern hoch, ab da über nahm ich dann die Führung. Es dauerte nicht lange bis wir nun im Gästezimmer ankamen und uns mit verschlossener Tür ins Bett fallen ließen.

Erstmal herrschte Ruhe. Das einzige, was man hören konnte, war der Atem des jeweils anderen und das leise Gemurmel von unten.

"Deine Tante ist nett", warf Noya dann doch nach einer Ewigkeit ein. Ich nickte nur als Antwort. "Während du mit den Gedanken weg warst hat sie mir gedroht mich mit ihrem Hausschuh zu verprügeln, sollte ich dir was antun." Nun lachte er. Ich tat es ihm nach, verstummte aber gleichzeitig mit ihm wieder.

"Sie kann sehr temperamentvoll sein, was meistens aber im Krankenhaus endet", fügte ich hinzu, als kleine Warnung, was noch kommen könnte, quasi.

"Okay, dann achte ich darauf, sie nicht aufzuregen. Dir was antun könnte ich sowieso nicht." Wir lachten, dann schwiegen wir uns an. Es war kein peinliches Schweigen, eher ein ruhiges Schweigen, bei dem keiner wusste, was man als nächsten sagen soll.

"Lass uns doch raus!", schlug ich plötzlich vor und sprang vom Bett auf. Diese anhaltende Beweglichkeit musste ich ausnutzen.

Also gingen wir nach unten, in den Garten, der noch immer schön gepflegt war. Yukie, meine Tante, konnte sich einen jungen Helfer leisten, der ihr zwei Mal pro Woche den Garten auf Vordermann brachte.

Nun waren wir also hier. Wieder. Das Haus in dem meine Mutter mit ihrer Schwester seit Jahren lebte. Mal ehrlich, ein bisschen war ich schon neidisch. Sie konnte ihre letzten Jahre mit meiner Mutter verbringen und ich nicht. Das war so unfair! Ich war doch ihr Kind und nicht sie! Sie war nur ihre Schwester!

Ich schmollte in den Himmel, was Yuu natürlich nicht entging. "Warum schmollst du?", fragte er, schaute besorgt zu mir. "Ach du... Ich bin einfach nur neidisch, mehr nicht."

Verwirrt schaute er mich an. Klar, er wusste es noch gar nicht.

"Okay, ich schätze ich muss es dir erklären." Während ich das sagte, schaute ich ihn nicht an. Kurz atmete ich tief durch, fing dann an zu reden.

"Meine Mutter lebt fast mein ganzes Leben hier. Bei ihrer Schwester. Weil sie Krebs hat und bald stirbt. Aber ich finde das unfair... Ich bin doch ihr Kind!"

Nun schaute ich ihn endlich an. Er tat es mir gleich. Während er jedoch ernst und nickend schaute, war mein Blick gefüllt mit Trauer und etwas Wut.

"Ich habe meine Mutter nicht oft gesehen, nur wenn sie nach Ewigkeiten mal wieder nach Japan kam. Dabei bin ich doch auch-!" Schnell schluckte ich die Worte wieder runter.

"D-Dabei bin ich doch ihr Kind...", wiederholte ich nochmal, schaute dann in den dunklen Himmel. Es war einfach unfair.

"Ich denke...", fing er nun an, "sie hat es auch nicht einfach. Bestimmt ist ihr die Entscheidung schwer gefallen. Am Ende hat sie sich für ihre Schwester entschieden, weil sie " nur noch" zwei oder drei oder mehr Jahre hat."

Ich schaute noch eine Weile in den Himmel, bis ich einen Seufzer los ließ. "Ja... Aber da gibt es eine Sache die du verstehen musst... Es ist so...-" Plötzlich wurde ich unterbrochen. Von meinem Handy.

"Warte kurz, ja?", fragte ich und ohne auf eine Antwort wartend, stand ich auf und ging schnell ins Haus, um anzunehmen.

"Wer ist da?"

"Hey Ayu."

Es war Yaku. Was wollte er denn so wichtiges, dass er mich anrief?

"W-Was ist denn? Du klingst so ernst?"

"Ach, es ist nichts schlimmes. Ich wollte dich nur daran erinnern, dass du nur noch an die zwei Monate Zeit hast. Und ich hab erfahren, dass du schon einige Chancen verpeilt hast, also wenn ich mal eine Chance bekomme, weiß ich nicht ob ich mich zurück halten kann."

Verdammt, ich sah genau, wie er sich völlig ernst und angespannt, die Nägel feilte, um total cool zu wirken.

"J-Ja ich weiß... Sonst noch was?"

"Nein, das wäre es... Bis in einer Woche und viel Spaß bei deiner Mutter." Dann legte er plötzlich auf. Okay, das war komisch. Und ziemlich ironisch. Ich wollte es doch Noya gerade sagen!

Ich atmete tief durch, dieses Mal würde ich es schaffen. Also riss ich die Gartentür wieder auf, stand so hinter ihm und schaute auf ihn herab, während er sich nach hinten fallen ließ und zu mir hoch schaute.

"Ich muss dir was sagen!", kündigte ich zielbewusst an.

"Was denn? Dass du mich liebst weiß ich ja schon!" Er schien zu überlegen. Davon ließ ich mich aber nicht beirren.

"Also... Du weißt ja, dass...-"

"Essen ist fertig ihr beiden!", unterbrach mich plötzlich meine Mutter, wofür ich sie jetzt am Liebsten verprügelt hätte. Verdammt warum unterbrechen mich alle immer?! Soll ich ihm es vielleicht gar nicht sagen?

So... Nach langer Zeit mal wieder etwas 😅 Ich mache gerade eine schwere Schreibblockade durch, vermutlich die schlimmste, die ich je hatte 😷 Jedoch will ich mich nach meinen Prüfungen voll und ganz aufs Schreiben fixieren, da ich da literally nichts zu tun habe 😂 das sind knapp drei Monate, die ich dann Zeit habe, also kommt da sicher ganz gut was zusammen!😆

Der Abend und die Schönheit (Nishinoya x Oc❤)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt