15.

44 6 0
                                    

In den folgenden zwei Tagen, geschah nichts Außergewöhnliches. Ich hatte keine weiteren Träume, mein inneres Ich meldete sich nicht und auch sonst schien alles normal zu sein. Hatte ich doch einfach zu wenig Schlaf, zu viel Stress oder anderes, das ich paranormales wahr nahm? Heute war Montag, der erste Schultag. Ich lag in meinem Bett und wollte mich am liebsten darin verkriechen, bis ich alt genug war nicht mehr die Schule besuchen zu müssen. Aber die Hoffnung blieb mir verwehrt, denn meine Mutter rief schon nach uns. Es war gerade mal viertel vor sieben. Die Schule fing um acht Uhr an. Genervt stieg ich aus dem Bett. Was wäre das richtige Outfit für den ersten Tag? Fragend stand ich vor meinem Kleiderschrank. Es durfte nicht zu überheblich rüberkommen, aber gleichzeitig auch nicht prüde. Ich entschied mich für eine dunkelrote kurze Hose und ein gestreiftes Oberteil in weiß und ebenfalls dunkelrot. Zufrieden machte ich mich auf dem Weg ins Badezimmer. Als ich die Tür schloss hörte ich Maximes Tür aufgehen. An ihrem Tempo konnte ich erkennen, das sie es eilig hatte. Vermutlich stand sie weniger fragend vor ihrem Schrank, tendenziell auch meinem Schrank und suchte sich ihr Outfit heraus. Ich wollte mich davon nicht beirren lassen und kontrollierte nicht nach, das sie auch ihre eigenen Anziehsachen nahm. Ändern konnte ich es sowieso nicht. Ich machte mich im Bad frisch und schminkte mich dezent. Anschließend nahm ich noch einen schwarzen Blazer, falls es zu frisch wurde. Meine Haare ließ ich heute offen. In leichten Wellen fallen sie mir über die Schulter. An den äußeren Seiten vom Gesicht aus, drehte ich jeweils eine Strähne und klemmte sie mit einer Haarnadel fest. Zufrieden schaute ich in den Spiegel. Nicht zu auffällig, aber auch nicht übersehbar.
Ein weiterer Blick und ich ging die Treppe hinunter. Meine Mum hatte bereits den Tisch gedeckt. Ich setzte mich mit einem Guten Morgen an den Tisch. Meine Mutter lächelte und wirkte gleichzeitig sehr nervös und angespannt. Wessen erster Schultag war das? Meiner oder ihrer?

,,Guten Morgen Saphire. Hast du gut geschlafen?" Meine Mutter fragte mich neugierig und stellte die Kanne mit Kaffee vor mich hin. Ich nahm sie dankend an und füllte meine Tasse.
,,Ja ganz okay. Etwas aufgeregt vor heute. Kann ich so gehen?", fragte ich sie immer noch etwas unsicher.
,,Saphire du siehst super aus. Wie eine erwachsene junge Frau."
,,Danke. Was Anderes darf eine Mutter wohl auch nicht sagen. Wo ist Papa eigentlich?"
,,Du siehst wirklich gut aus und jetzt Ende. Der ist noch im Bad sich frisch machen. Er kam eben erst von seiner Joggingrunde zurück."
Ich nickte und nahm einen Schluck aus meiner Tasse.
Kurze Zeit später kam Maxime die Treppe hinunter stolziert. Ihr Outfit war definitiv auffallend. Sie trug ein pink weiß gestreiftes Kleid und pinke Ballerinas. Das wäre mir eindeutig zu auffallend, aber sie trug es mit Stolz.
Wir aßen schweigend unser Frühstück. Papa kam zwischenzeitlich aus dem Badezimmer und setzte sich zu uns. Dennoch wurde wenig gesprochen. Maxime schaute immer wieder in ihren Handspiegel, um ihr Make Up zu überprüfen.
Gegen zwanzig vor acht verließen wir das Haus. Je näher wir der Candling High kamen, um so aufgeregter wurde ich. Die Fahrt dauerte keine zehn Minuten, bis wir vor der riesigen Schule anhielten. Es war ein rotes Klinkerbauwerk. Ein Großteil der Fassade war mit Efeu bewachsen. Trotzdem sah sie dabei nicht heruntergekommen aus. Eine große Treppe führte in den Eingang der Schule. Vor der Schule befand sich ein Brunnen mit einer männlichen Skulptur. Allerdings war mir dieser nicht bekannt.
Maxime stieg selbstsicher aus dem Wagen und schaute sich um. Sie setzte sich ihre Sonnenbrille auf die Nase und stolzierte ins Schulgebäude. Die Jungs rundherum fingen an ihr hinterher zu pfeifen. Dies tat sie mit einem Lächeln ab und winkte ihnen zu, als wäre sie der nächste Hollywoodstar.
,,Viel Spaß. Du schaffst das. Es wird dir bestimmt gefallen", versuchte mein Vater mich aufzumuntern. Ich saß immer noch hinten auf der Rückbank und starrte auf das große Schulgebäude.

Du schaffst das

Ich blickte erschrocken auf. Die Stimme aus meinen Träumen. Das Wochenende über, hatte ich sie nicht gehört. In mir kribbelte es, als hätte ich sehnsüchtig darauf gewartet, das sie zu mir sprach. Entschlossen, das ich es schaffe, den Tag zu überleben stieg ich aus dem Wagen. Meinem Vater winkte ich lächelnd zu und verabschiedete mich.
Lange hielt meine Euphorie nicht, denn auf dem Weg ins Gebäude schaute ich in ein paar einzelne Gesichter. Sie kicherten und verzogen ihre Mienen. Meinten sie mich? Ich versuchte es so gut es ging auszublenden, aber das Gefühl belastete mich ungemein. Was habe ich bloß an mir? Es machte mich traurig. Aber aufgeben war keine Option. Ich kramte in meiner Tasche nach dem Zettel, wo mein Schließfachcode draufstand. Entschlossen schritt ich die Treppe hoch und öffnet die große Eingangstür. Ein langer heller Flur erstreckte sie vor mir. An den Seiten gingen immer wieder Türen ab. Zwischen den Türen und den einzelnen Nebenflure standen reihenweise in graugehaltene Schließfächer. Wie sollte ich jemals meins finden? Meine Nummer war 483. Ich schaute auf die ersten Schließfächer die ich sah. 101. Also hatte ich noch einige Meter vor mir, bis ich mein eigenes erreichte. Immer wieder hörte ich Gekicher, aber sobald ich in die Richtung schaute aus denen dieses kam, schauten sie weg. Mädchen und Jungen betrachteten mich, als wäre ich ihr wahrgewordener Albtraum. Dies ist nicht mal übertrieben. So war es schon immer. Mein minimal ausgeprägtes Selbstbewusstsein bekam weitere Risse.

Blut einer Elfe - Erwacht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt