Blut einer Elfe - Erwacht

6.

Wieder kam das Gefühl von Ruhe auf. So stark, dass ich meine Augen kaum noch aufhalten konnte. Es überkam mich von jetzt auf gleich. Ich fühlte mich gar nicht müde, aber es war so als wurde ich in den Schlaf gerissen.

Als ich meine Augen wieder öffnete, befand ich mich überall, nur nicht im Flugzeug. Ich befand mich scheinbar in einem riesigen mysteriösen Wald. Ich sollte vermutlich Angst haben, um mein Leben rennen oder mich einfach in die nächste Psychiatrie einweisen lassen, aber all das traf nicht zu. Ich fühlte mich außerordentlich gut. Fast schon so, als wäre ich schon einmal hier gewesen. Dieser Wald schien magisch zu sein, denn es fühlte sich zumindest so an und außerdem gab es hier Bäume, Sträucher und Blumen die definitiv nicht in der normalen Welt existierten. Überall funkelten kleine Glühwürmchen und die Farben der Umgebung waren in rosa-, grün- und gelbtönen gehüllt. Ich sah nicht ganz klar, es wirkte alles leicht verschwommen. Die ganze Umgebung wirkte einfach anders, anders als die Erde auf der ich wohnte. Intuitiv ging ich weiter in den Wald hinein. Als hätte ich mein Ziel vor Augen, bahnte ich mir den Weg durch den Wald. Ich wusste scheinbar genau, wo herabhängende Zweige oder auf den bodenliegenden Ästen meinen Weg kreuzten. Innerhalb weniger Minuten, so schien es mir, erreichte ich eine große helle Lichtung. Mein Gefühl sagte mir, das ich hier richtig bin und ich mein Ziel erreicht habe. Also wartete ich auf der Lichtung gespannt, was hier nun geschah. Lange musste ich nicht warten, bis sich was zwischen den Bäumen zu meiner linken Seite tat. Aus den Augenwinkeln habe ich etwas aufleuchten sehen, sodass ich mich blitzschnell zu der Richtung drehte. Ein Licht kam zwischen den Ästen hervor. Bei näherem betrachten, konnte man erkennen, das eine Gestalt in diesem Licht umschlossen war. Allerdings konnte ich nicht erkennen, wer die Person war und was es vor allem war, denn menschlich wirkte es jedenfalls nicht. Allein schon, das es leuchtete , war nicht gerade menschlich. Aber trotz allem, fühlte ich eine gewisse Vertrautheit. Ich wusste, das dieses Wesen mir nichts tun würde. Im Gegenteil. Ich würde sogar behaupten, es würde mich beschützen. Das Licht, verlor an Stärke, sodass ich Umrisse von Flügeln erkennen konnte. Vivienne würde jetzt felsenfest behaupten, das Wesen wäre eine Elfe oder Fee. Ich würde ihr vermutlich nicht glauben, aber da ich direkt vor dem Wesen stehe, kann ich nicht leugnen, das es doch gewisse Züge aufweist, die einer Elfe sehr nahe liegen. Zwischen uns lagen nur noch wenige Meter, aber weder ich noch das Gegenüber wollte näher herantreten. Das musste es auch nicht, die Gestalt fing an zu sprechen und füllte mit seiner Stimme die komplette Lichtung aus.
,,Saphire mein Schatz. All die Jahre habe ich dich vermisst. Es ist schön dich endlich wieder zu sehen, du warst noch so klein als ich dich das letzte mal gesehen habe. Aber bald ist es soweit, dann erfährst du alles. Dann wird ein Teil von dir, so wie ich. Hab keine Angst. Ich tue dir nichts."
Es dauerte einige Sekunden bis ich verstand was sie sagte. Zu gefesselt war ich von ihrem Bann. Die Gestalt war eine Frau und ihre Stimmfarbe war so klar und kräftig, das ich eine Gänsehaut bekam. Wieder verschlug es mir die Sprache und ich konnte vor Starre den Mund nicht schließen. Ich stand wie gefesselt in der Mitte der Lichtung. Die Frau ist näher an mich herangetreten. Wenige Zentimeter vor mir und ich konnte sie förmlich spüren, wie sie mein Gesicht in ihre Hände nahm. Dabei lagen ihre Hände sanft vor ihrem Bauch. Wobei in dem Moment öffnete sie ihre Arme, bereit mich zu umarmen. Ich war immer noch wie im Bann und rührte mich keinen Millimeter. Etwas in mir wollte die Berührung zulassen und dann passierte dies. Es fühlte sich an, als würde das Fremde in mir, was ich immer öfters spürte nach ihr rufen. Wärme durchfuhr mich. Ich hatte seit langem das Gefühl willkommen zu sein. Aber ehe ich es genoss, weiter von der Frau umarmt zu werden, sprach die Frau erneut:
,,Wir müssen uns nun verabschieden. Dein Flug endet bald und du musst wieder aufwachen. Wir sehen uns wieder und das schon bald. Dann wirst du erkennen, wer du wirklich bist. Sei stark Saphire. Du warst bisher immer so tapfer." Das Licht was die Frau umgab, wurde wieder heller und ich konnte nicht anders, als die Augen zu schließen und im nächsten Moment saß ich wieder im Sitz des Flugzeuges.