11. Nass im Regen

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Ich sah auf und blickte in die grünen Augen von Rosalie.

Ihr Wangen waren vom vielen Tanzen ganz gerötet und das goldene Licht im Saal schmeichelte ihrem hellen Teint. Ihre Augen jedoch funkelten zornig. Sie hatte die Lippen zusammengepresst, als würde sie versuchen sich davon abzuhalten etwas nicht sehr damenhaftes zu sagen.

Ich sah sie verwirrt an. Sie schien nicht sehr verblüfft über unseren Aufprall. Sie sah mir direkt in die Augen, als versuche sie mich mental zu erwürgen.

Aber da sie nichts sagte, sah ich keinen Grund länger Zeit zu verschwenden. Ich musste auf der Stelle von hier verschwinden. Ich ging entschlossen an ihr vorbei, nur um plötzlich am Arm gepackt zu werden. Überrascht drehte ich mich zu ihr um.

"Was ist?", fragte ich ungeduldig und hob eine Augenbraue.

Ohne Vorwarnung zog sie mich mit sich durch die Menge.

„Ich habe mich doch entschuldigt!", zischte ich.

Ihr Griff war unglaublich fest für eine so zierliche Person. Sie drängte mich in eine ruhige Ecke hinter einer prachtvoll großen Säule, so dass wir von dem Rest des Saals getrennt waren.

Ich sah sie fragend an, während sie um ihre Fassung zu ringen schien.

Was war los?

„Wieso hat Mr Kurt mit dir getanzt?", platzte sie plötzlich heraus.

Natürlich.

Ich seufzte.

Dass sie uns gesehen hatte, hätte ich mir denken können.

Was hätte ihr denn sonst auch auf der Seele liegen können? Sie hatte immerhin keine anderen Probleme im Leben.

„Rosalie, ich bin grad wirklich nicht in der Stimmung.", sagte ich wahrheitsgetreu. Ich hatte Angst von Lieutenant Leonor entdeckt zu werden. Je länger ich hierblieb, desto wahrscheinlicher wäre das der Fall. Als ich jedoch Anstalten machte an ihr vorbei zu gehen, hielt sie mich harsch zurück.

„Wieso weichst du aus?", fauchte sie.

„Weil ich nichts dazu zu sagen habe."

Sie ignorierte meine Worte. „Was hast du ihm gesagt, damit er mit dir tanzt?"

„Nichts.", zischte ich genervt.

Sie krallte ihre Fingernägel in mein Fleisch. Ich biss die Zähne zusammen bei dem Schmerz, der meinen Körper durchzuckte.

„Er würde niemals tanzen - und ganz sicher nicht mit einem so...", sie sah an mir herab, „geschmackslosen und miserablen Mädchen wie dich."

Ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen, aber ich musste zugeben, dass mich ihre Worte verletzten. Denn egal, wie stolz und selbstbewusst man sein konnte, niemand hörte gerne erniedrigende Worte.

„Er hat es aber getan", erwiderte ich verbissen, „und ich habe ihn sicher nicht drum gebeten."

Sie ließ mich abrupt los und sah mit einem Mal enttäuscht aus. „Ich verstehe das nicht.", flüsterte sie völlig fassungslos, „Ich habe mir solche Mühe gegeben. Er hätte mich bemerken müssen.", dann lauter, „Ich sehe in diesem Kleid umwerfend aus!"

Die Leute in unserer unmittelbaren Nähe drehten sich verwirrt zu uns um, aber wandten sich auch schnell wieder ab und schenkten uns keine weitere Beachtung.

„Vielleicht solltest du versuchen dich ihm vor die Füße zu werfen. Das würde helfen.", erwiderte ich trocken.

Rosalie trat mit einem giftigen Blick in den Augen näher an mich heran, aber ich wich nicht zurück. Sie hob drohend den Zeigefinger. „Mach du dich nur lustig.", zischte sie, „Aber sobald Mr Leonor dich findet, wird dir das Scherzen noch vergehen."

Ella - Die Stille nach dem SturmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt