13. Der Verehrer

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Kannst du dir eine Woche ohne Internet vorstellen? Eine Woche zu Hause eingesperrt ohne etwas, dass dich ablenken könnte? Nichts, außer den Hausarbeiten?

So in etwa fühlte ich mich im Anwesen ohne die Arbeit im Krankenhaus. Es war unerträglich. Es war eine Zumutung! Mathilda nahm Mr. Kurts Befehle, mich nicht aus dem Haus zu lassen, sehr ernst. Sie ließ mich die unnötigsten Aufgaben erledigen, nur damit sie mich im Auge behalten konnte. Wahrscheinlich sollte ich auch nicht mehr auf die Idee kommen einen neuen Brief zu schreiben – was auch zugegebenermaßen funktionierte. Denn neben der Tatsache, dass Mr Kurt mich vermutlich rausschmeißen würde, konnte ich nicht einmal dran denken einen neuen Versuch zu starten, weil ich alle Hände voll zu tun hatte im Anwesen.

So wusste ich beispielsweise gar nicht, wie viele Kommoden und Vitrinen wir im Anwesen besaßen, bis Mathilda mir befahl alle auszuräumen und zu wischen. Das hatte mich einen kompletten Tag gekostet sämtliche Schränke alleine zu putzen. Mathilda sorgte dafür, dass mir keiner half und ich wurde das Gefühl nicht los, dass Mr Kurt darauf beharrt haben musste.

An einem anderen Tag sollte ich sämtliche Teppiche im Haus waschen. Dafür trugen wir sie in den Innenhof, wo ich mit einem Eimer Wasser, Seife und einer Bürste alle schrubben musste. Und als wäre das nicht schon anstrengend genug, hing ich sie auf eine Leine und schlug sie stundenlang mit einem Stock.

„Das dient dazu, dass die Teppiche schneller trocken werden und nicht versteifen!", hatte Mathilda erklärt, als ich jammernd gefragt hatte, wozu das gut sein sollte. Jedenfalls spürte ich die darauffolgenden Tage meine Arme kaum noch, was Mathilda allerdings nicht davon abhielt mir weitere, sinnlose Aufgaben zu erteilen. Ich musste täglich Staub wischen, Geschirr waschen, draußen das Laub fegen, Unkraut zupfen und vieles mehr.

An nur einem Abend war Mr Kurt ins Anwesen zurückgekehrt. Und das nur, weil er Gäste erwartete, die von weit herkamen und über Nacht geblieben waren. Die Wünsche der Gäste waren extravagant; Die Gattin eines Herren wollte zum Frühstück frischen Kirschsaft - und mit frisch, meinte sie frisch.

Wir mussten Kirschen kaufen gehen. Ich sollte die Kerne jeder einzelnen Kirsche entfernen und anschließend mit den nackten Füßen zerdrücken. Ein sehr merkwürdiges Gefühl unter den Füßen musste ich sagen. Die Frau hatte den Kirschsaft genüsslich getrunken. Ich betone nochmals, dass ich sie mit den nackten Füßen zerdrückt hatte!

Ich schüttelte bloß noch den Kopf. Mich wunderte in diesem Jahrhundert gar nichts mehr.

Am nächsten Tag waren die Gäste zusammen mit Mr Kurt wieder abgefahren. Mit Mr Kurt hatte ich kein Wort gesprochen. Er war seither auch nicht zurückgekommen.

Mit all den anstrengenden, aber banalen Aufgaben verging die ganze erste Woche meines Hausarrests. Ich fühlte mich geistlich schrecklich unterfordert und spürte, wie meine Kompetenz als Ärztin von diesen Menschen nicht geschätzt wurde.

Daher konnte mich niemand verurteilen, weil ich am nächsten Tag den Plan hatte, mich aus dem Haus zu schleichen. Das war nicht mehr auszuhalten. Ich musste ins Krankenhaus. Es gab Menschen, die meine Hilfe brauchten!

Daher wachte ich sehr früh am Morgen auf und zog mich leise an. Nachdem ich mir meinen Schleier über den Kopf geworfen hatte, trat ich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer. Ich schlich leise im dunklen Flur an den Zimmern der anderen vorbei und trat in die Eingangshalle, wo ich mir aus der Garderobe meine Schuhe und den Mantel herausnahm.

Gerade als ich mich vornüberbeugen wollte, um mir die Schuhe anzuziehen, hörte ich das Klicken beim Öffnen der Eingangstür. Ich sah entsetzt, wie sich die Türklinke senkte und kickte blitzschnell die Schuhe in die Ecke. Ich warf meinen Mantel unachtsam zurück in den Schrank, bevor ich sie zuschlug und mich umdrehte. Mir hämmerte das Herz in der Brust, als Mr Kurt knurrend die Tür aufschlug und hereintrat.

Ella - Die Stille nach dem SturmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt