Chapter 6

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Als Louis das erste Mal nach Tagen aus einem friedlichen Schlaf erwachte dachte er, dass es alles nur ein Traum war. Doch, als er sich dann auf die andere Seite des Bettes drehte und nichts als Leere sah, wurde ihm bewusst, dass das alles ganz und gar kein Traum war. Es war pure Realität und das machte ihm angst und versetzte ihm zugleich einen Stich ins Herz.

Noch immer in Harrys großen Pulli setzte sich Louis auf und fuhr sich übers Gesicht, auf dem sich die Haut unter seinen Augen unangenehm spannte, aufgrund der getrockneten Tränen. Sein Hals schmerzte ebenfalls vom ganzen Schluchzen.

Kurz sah sich Louis im Schlafzimmer um, erkannte nichts ungewöhnliches, doch er fühlte sich merkwürdig beobachtet. Und es machte ihm angst, denn jetzt war kein Harry da, der ihm hätte sagen können, dass es nichts sei und er es sich nur einbildete, der ihn in den Arm nahm und mit ihm kuschelte, bis er sich wieder sicher fühlte.

Es war nichts da, außer diese fürchterliche Leere. Sowohl in diesem Haus, als auch in seinem Herzen. Es war nicht nur die Leere, es war alles. Diese Einsamkeit, das Gefühl des Verlust, welches Louis von Innen zerfrass und sich nicht mehr beseitigen ließ. Es war die Tatsache, dass Louis die Liebe seines Leben verloren hatte.

Für einen Moment dachte Louis an nichts mehr, zumindest versuchte er es, doch immer wieder schoss ihm Harry in seine Gedanken. Und obwohl er jetzt gerne unter einer heißen Dusche stehen würde und für einen Moment wirklich alles vergessen wollte, er tat es nicht. Louis würde höchstwahrscheinlich wieder am Boden der Dusche kauern und sich wortwörtlich die Seele aus dem Leib heulen, er würde so doll weinen, bis er keine Luft mehr bekäme und am liebsten einfach ersticken wollte.

Erschrocken zuckte Louis zusammen, als er hörte, wie plötzlich etwas im Raum vibrierte. Es war wahrscheinlich sein Handy, nach welchem er dann langsam suchte. Er machte sich erst gar nicht die Mühe dran zu gehen, wozu auch? Doch, als er auf den Namen des verpassten Anrufers sah, weiteten sich seine Augen.

'Anne'

Louis überlegte kein zweites Mal, bis er ihre Nummer wählte und sich sein Handy ans Ohr presste. Es tutete zwei Mal, dann nahm Harrys Mum auch schon ab. "Louis?", hörte er ihre zarte Stimme. Kurz räusperte sich der junge Mann, denn seit Tagen hatte er kein einziges Wort gesprochen. "Ja?"

"Ich nehme an du weißt es. Schließlich...schließlich habt ihr zusammen gelebt.", hörte Louis Annes Stimme aus dem Handy. Er spürte, wie sich wieder Tränen in seinen Augen bildeten und er seine Lippen feste aufeinander presste. Anhand ihrer Stimme erkannte Louis, dass Anne selbst auch den Tränen nahe stand.

"Ja.", bekam sie nur wieder als Antwort. Kurz herschte Stille, in der Louis seine Augen feste zusammen presste und versuchte seine Tränen aufzuhalten. Ihm war noch immer nicht klar, wie der menschliche Körper in der Lage dazu war so massenhaft Tränen zu produzieren.

"Ich denke wir sollten uns zusammen reißen, Louis. Du weißt, dass er immer wollte, dass wir uns verstehen und jetzt sollten wir ihm diesen Wunsch erfüllen. Wir sind doch eine Familile."

Kurz blieb es still. Louis musste erst einmal realisieren, was sie da gesagt hatte, denn er war sprachlos. Er wusste wirklich nicht was er sagen sollte. Ohne etwas zu sagen legte er auf, schmiss sein Hand achtlos auf den Boden, denn es war ihm egal. Ein Handy kann man neu kaufen, anders wie bei geliebten Menschen.

Louis fand Anne immer nett und freundlich, auch wenn sie nicht immer gut miteinander auskamen, denn sie unterstellte ihm oft, er würde ihr Harry wegnehmen, dass er ihn viel zu sehr in Anspruch nahm. Doch Louis konnte daraufhin immer nur gefälscht Lächeln. Doch zu sagen, dass sie sich jetzt, wo Harry tot war, zusammen reißen sollte, und dann noch zu sagen, dass sie doch eine Familie waren, fand Louis unter aller Sau.

Louis hatte immer versucht gut mit Anne klar zu kommen, hatte ihr sogar das ein oder andere Mal eine Schachtel Pralinen mitgebracht, als Harry und er zu Besuchen waren. Das hatte er nur für Harry getan, weil er sich so sehr wünschte, sie würden miteinander klar kommen. Und Louis wusste, wie viel ihm das bedeutet hatte. Aber sie hatte ihm immer nur diese abwertenden Blicke geschenkt.

Sie hätte sich zusammenreißen sollen, als Harry noch gelebt hatte und nichts anderes wollte als das.

He Was The One [Larry Stylinson]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt