Kapitel 6:

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Die Reiseroute war schnell klar, da keiner von uns etwas mit der Andresse auf dem Testament anfangen konnte mussten wir uns eine Karte des Kontinent der Reichen beschaffen. Das wollte wir in der Weißen Stadt erledigen, denn dort mussten wir sowieso hin. Diese Stadt ist der einzige Ort an dem sich beiden Kontinente treffen und ein Überqueren der Grenze zu Fuß möglich ist. Bisher war noch keiner von uns dort wir haben nur Geschichten gehört, dass dort Eltern ihre eigenen Kinder verkaufen. Die werden dann wie Tiere an lange Metallstangen gebunden und den Interessierten vorgeführt. Wenn jemand nicht verkauft wird bekommt er Abends die Peitsche zu spüren bekommt ein altes Brot und einen Hundenapf mit Wasser um dann der Nacht ausgesetzt zu werden. Am nächsten Tag geht der Albtraum dann von vorne los, heißt es. Ob das Stimmt werden wir in etwa zwei Tagen erfahren, wenn wir Versuchen durch die Mauer zu kommen, die Stadt Teilt. Sie besitzt vier Durchgänge und alle sind streng bewacht von den grausamsten Sentineln dieser Welt. Wir packen das nötigste zusammen, ein paar decken etwas zu Essen. Nicht viel das wäre schlechter zu transportieren, doch genug um zu überleben. Uns ist allen klar dass unsere Vorräte nicht lange halten werden und dass wir vermutlich schon in Tagen uns neue "besorgen" müssen. Wir verabschieden uns von den anderen und Will gibt noch ein paar befehle was in seiner Abwesenheit geschehen soll. Dann marschieren wir los, immer Richtung Süden. Die reichen bevorzugen die wärmeren Gebiete, daher war von Anfang an klar welcher Kontinent welcher Bevölkerungsgruppe gehört. Wir sind ständig auf der Hut, da nach dem letzten überfall so ziemlich jeder unser Feind ist. Der Besitzer des Gekaperten Schiffs hat uns nicht nur seine Sentinel auf den Hals gehetzt sondern auch ein Kopfgeld auf unsere Köpfe ausgesetzt. Pro Festnahme, ob Tod oder lebendig egal, gibt es 500.000€ Belohnung, wenn sich beweisen lässt das derjenige zu unserer Bande gehört hat. Hinterhältig. Selbst wenn es so ist und jemand aus unserer Bande geschnappt wird, es wird sich nie beweisen lassen. Also wird der Besitzer des Schiffs auch kein Kopfgeld herausrücken. Trotzdem werden alle, nicht nur die Sentinel sondern auch Arme wie wir selbst, versuchen uns zu ergreifen. Erst jetzt wird mir klar, wie gering unsere Chancen auf Erfolg stehen.

Das ausgesetzte Kopfgeld macht sich bereits nach wenigen Stunden bemerkbar. Vor uns liegt ein Bauerndorf. Richtig Malerisch liegt es zwischen den sanften, saftigen Berghängen die mit Feldern und Rindern besprenkelt sind. Ein Bach zieht sich, in der Sonne glitzernd am Rand des Dorfes entlang und treibt eine kleine Mühle an. Die einzige Straße die durch das Dorf führt ist wie ausgestorben. Nur ein einziger hochgewachsener, breitschultriger Mann steht mitten auf der Brücke über dem Bach. Er hat seinen Hut tief ins Gesicht gezogen, man kann nicht viel von seinem Gesicht erkennen. Nur der große Grashalm den er zwischen die Zähne geklemmt hat ragt hervor. Er trägt typische Bauernkleidung und wirkt lässig und entspannt. Trotzdem wirkt er einschüchternd. Er und die Tatsache, dass das Dorf komplett verlassen in seinem Rücken liegt. Doch das scheint ihn keineswegs zu stören.

"Hey," grüßt er "woher kommt ihr vier?" "Wir sind Weisen aus Hamburg, auf dem Weg in die Weiße Stadt zum Betteln." Erwidert Will, diese Antwort haben wir uns noch vor der Abreise zurechtgelegt, da es klar war, dass diese Frage früher oder später kommt. Hamburg eine neue Stadt weit weg von unserer eigentlichen Herkunft. Das sollte uns davor schützen, dass uns jemand mit den Schiffsüberfällen in Verbindung bringt. "Hamburg," er spuckt den Grashalm in den Bach "ihr macht aber nicht den Eindruck, als ob ihr von so weit her kommt." Mist der Typ ist nicht so dumm, wie er aussieht. Plötzlich stößt er sich vom Geländer der Brücke ab an dem er gelehnt hat. Hinter ihm kommt ein Plakat mit vier Steckbriefen zum Vorschein. Die Gesichter sind unverkennbar. Wir weichen alle gleichzeitig einen Schritt zurück. "Ich glaube eher ihr seid auf der Flucht." Er genießt den Moment sichtlich bevor er fort fährt: "So wie ich das sehe wird es meinem Dorf bald sehr viel besser gehen." Er grinst breit und kommt langsam auf uns zu.


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