3. Kapitel ~ Spring!

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3. Kapitel~ Spring!

Ein junger Mann, ich würde darauf tippen, das er ein oder zwei Jahre älter ist, lotst uns nach draußen. Er hat sich als Eric vorgestellt, einer unserer Ausbilder und einer der Anführer der Ferox. Für so eine hohe Führungsposition wirkt er ziemlich jung. Er hat viele Tattoos und Piercings, das erkenne ich auf den ersten Blick und auch so wirkt er irgendwie... angst einflössend. So als müsste man viel Respekt vor ihm haben.

Ich laufe neben dem blonden Mädchen her, das sich kurz vor mir für eine Fraktion entschieden hat. "Hey.", sagt sie lächelnd. Doch ein Gespräch, um uns irgendwie kennenzulernen, ist uns nicht vergönnt. Denn plötzlich rennen alle los. In einem so schnellem Tempo, dass es mir völlig unrealistisch vor kommt mit ihnen mithalten zu können.

Kieshiena, zumindest glaube ich mich an ihren Namen zu erinnern, rennt ebenfalls los. Ich folge ihr. Mein Rock flattert hinter mir her, das bemerke ich. Doch das ist mir egal. Meine Füße brennen, nein, all die Stellen an denen mein Vater mich geschlagen hat, brennen. Trotzdem renne ich so schnell mein Körper mich trägt. Wenn ich den Schmerz verdränge, funktioniert das schon.

Als mir auffällt das die Jugendlichen, die schon seit dem Anfang ihres Lebens bei den Ferox sind, anfangen die Pfeiler nach oben zum Bahnsteig hochzuklettern, zieht sich mein Magen zusammen. Das ist schon ziemlich...hoch. Ich komme bei den Pfeilern an, atme tief durch und schließe die Augen. Ich kann das...Einfach ganz ruhig bleiben, dann klappt das. Kieshiena klettert über mir. "Kommst du? Los...du musst dich beeilen!", sagt sie. So wie es aussieht sind wir beiden die Letzten. Dann muss ich mir wenigstens keine Sorgen mehr machen, das mir jemand unter den Rock gucken könnte.

"Ich kann nicht...", murmle ich, dabei kaue ich mir auf der Lippe herum. "Doch, du kannst! Du musst sogar. Sonst wirst du fraktionslos! Und ich glaube nicht das du das willst." Ich nicke und atme abermals tief durch. So schwer wird es schon nicht sein.

Ich beginne weiter zu klettern, ziehe mich hoch, quäle mich bei jeder Stufe neu. Mir ist speiübel. Wenn ich jetzt nach unten sehen würde, würde ich fallen oder mich nicht mehr rühren können. Also fixiere ich meine Hände. Als ich endlich ganz oben ankomme, beginnen meine Beine zu ziehen, wie immer wenn ich mich hoch oben aufhalte, oder sehe wie jemand anders in erschreckenden Höhen herum turnt. Das kann ich nicht haben. Das mag ich einfach nicht. Sogar in einfachen Gebäuden, in denen nichts passieren kann, geht es mir so.

Komischerweise hilft mir ein Junge mit schwarzen Haare, indem er mich auf die Beine zieht. "Danke.", sage ich knapp. Doch er grinst mich nur an. "Hübscher Rock." Etwas empört rolle ich unwillkürlich mit den Augen."Halt die Klappe."

Die ersten beginnen sich nebeneinander aufzustellen. Hier wird nichts erklärt. Man muss allein schalten, aber ich denke, ich weiß was ich als nächstes machen muss...In den fahrenden Zug springen. Oh gott, ich werde sterben oder mir weh tun oder runterfallen. Das könnte wirklich furchtbar weh tun. "Ich bin übrigens Kieshiena.", stellt sie sich im völlig falschem Zeitpunkt grinsend vor. "Ally.", sage ich, noch immer völlig außer Atem. Ich ringe nach Luft und kann nur schwer das starke Zittern meines aufgeregten Körpers unterdrücken. "Das ist cool, oder? Richtig aufregend." Ich presse meine Lippen aufeinander. "Geht so.", antworte ich. Dabei fühlt es sich an wie die Hölle auf Erden.

Willenlos | Divergent / Die Bestimmung ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt