A Chance

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Ich hörte Schreie. "Nein, lasst mich! Nein!" Es waren Schreie von Kindern, die von Beißern zerfleischt wurden. Im Hintergrund Schüsse und Schreie anderer Menschen. Ich rannte ums Überleben, bewaffnet mit einem Gewehr und begleitet von zwei Soldaten, die eindeutig überfordert waren.

Now

Ich wachte am nächsten Tag auf. Wie jede Nacht von diesen Erinnerungen aus Atlanta und noch vielen anderen geweckt. 'Ein Alptraum in einem Alptraum. Schon komisch irgendwie.' Ich stand ob dieses Gedankens ironisch grinsend von meiner Plane auf. Die Nacht über war es ruhig gewesen, es hatten sich keine Beißer zu meinem Versteck verirrt, doch ich beschloss dennoch weiterzuziehen. Ohne wirkliches Ziel, wie immer. So packte ich alles zusammen und ging einfach los an diesem Morgen. Ich lief Stunden umher, in ruhigen Schritten, um nicht sofort wieder erschöpft zu sein. Jedoch war ich wachsam. Ich nahm meine Umgebung genauestens wahr. Von Grün war ich umgeben, doch was war das? Ich ging weiter voran und folgte einem kleinen Weg. Schließlich erblickte ich eine kleine weiße Kapelle. Ich war neugierig. Noch dazu sah ich gerade, wie ein dunkelhäutiger Pfarrer Leute hineinließ. Eine Frau mit Katana und Rastalocken, einen Mann in Weste mit Engelsflügelmuster und einer Armbrust bewaffnet und dazu ein Mann mit einem Baby im Arm, gefolgt von einem Jungen mit Sherrifshut. Alle waren bewaffnet. Ich beschloss deshalb, weiterzugehen. Denn wenn Terminus mich eines lehrte, dann "Traue niemandem oder stirb". Die Leute sahen von Weitem zwar aus, als seien sie okay, doch das schienen die von Terminus zu Anfang ja auch, denn niemand trug ein Schild mit dem Schriftzug "Hey, willkommen! Wir sind Kannibalen!" um den Hals. Also wusste man nie, woran man war. Ob dieser Gedanken bemerkt ich nicht, dass sich von hinten ein Beißer an mich anschlich.Der Beißer schnappte nach mir. Ich bemerkte die Berührung und sprach fluchend aus dem Busch. "Drecksvieh!" Mit einer Hand nach dem Schwert greifen, wollte ich gegen den Beißer kämpfe, doch da fie lauch schon ein Schuss. Der Bolzen einer Armbrust durchbohrte den Kopf des Beißers. Ich drehte mich um und erhob mein Schwert aus Reflex, was mir sonst immer ein Gefühl von Stärke und Sicherheit gab, und sah, dass auf mich selbst ebenfalls Waffen gerichtet waren. Ich bekam keine Angst, doch an Selbstüberschätzung litt ich auch nicht. Also sprach ich beruhigend: "Hey, hey. Leute ,ich wusste nicht, dass hier Leute sind. Ich bin dafür, dass wir alle unsere Waffen ablegen. Ich fange auch an." Mit diesen Worten ließ ich mein Schwert fallen als Zeichen dafür, dass ich friedlich bleiben würde. Dies kostete mich einiges an Überwindung und vermutlich war es eine blöde Idee, dass ich sogar noch die Hände hob. "Seht ihr? Ahja... Danke an den Armbrustschützen. Was schulde ich euch?" Ja, gegen Ende konnte selbst ich das Misstrauen aus meiner Stimme heraushören und mir rutschte eine dumme Frage heraus. "Ihr wollt mich nicht etwa auch aufessen?" Der Mann mit dem Baby auf dem Arm tauschte ob meiner Worte einen Blick mit den anderen, gab dann das Baby an den Jungen namens Carl. Den Namen schnappte ich zumindest von dem Flüstern des Mannes auf. Der Mann trat nun vor. "Ich bin Rick Grimes und Sie?" Seine Stimme klang für mich misstrauisch und hart. Er schien der Anführer zu sein. Ich fixierte ihn mit meinem Blick ernst. "Ich bin Alice Mary Johnson und zu meiner Frage eben: ich meinte sie ernst." Ja, ich bestand auf einer Antwort, obwohl Waffen auf mich gerichtet waren. "Nein, das wird niemand. Waren Sie auch in Terminus, Alice?" Auf diese Frage hin nickte ich nur. "Ich bin vor wenigen Monaten mit viel Glück rausgekommen. Meine zweite Gruppe sah ich dort sterben und ich schlussfolgerte, sie hatten kein Glück." Meine Stimme klang nun traurig.Rick musterte mich und schien in meinem jetzt verunsicherten Blick etwas zu suchen. "Ich würde Sie gerne mit uns nehmen, wenn es so ist, wie Sie sagen. Aber zuerst habe ich noch ein paar Fragen. Erstens: Wie viele Beißer haben Sie getötet?" Er klang ernst und seine Miene deutete auf die Wichtigkeit der Fragen hin. Ich war etwas erstaunt, weil ich aus einem Gefühl heraus beschloss, sie zu begleiten und so antwortete ich: "Zu viele, als dass ich sie noch zähle." Gespannt wartete ich auf die nächset Frage. Als er sich mit der ersten Antwort zufrieden gab, kam die nächste Frage. "Wie viele Menschen haben Sie getötet und weshalb?" Ich vernahm die Frage, hasste mich für meine Antwort schon ehe ich sie aussprach und sah kurz zu Boden, ehe ich die Fäuste ballte. Als ich wieder aufsah, antwortete ich. "Viele in Terminus, um zu fliehen und sechs weitere. Ich wollte nicht, dass sie mich anfassen - wenn Sie verstehen - und mich umbringen. Der Rest, weil sie infiziert waren und mich baten, sie zu erlösen. Glauben Sie, was Sie wollen, aber stolz bin ich darauf nicht, Apokalypse hin oder her. Überleben oder sterben, es waren Menschen und es tut mir Leid, auch wenn die Gründe aus meiner Sicht die richtigen waren. Aber die führere Polizistin in mir sträubt sich immer noch gegen dergleichen." Da war ich etwas zu genau in meiner Antwort, schätzte ich, doch ich sah im Blick mancher ein gewisses Verständnis.Rick nickte nur. "Sie hatten keine Wahl. Sie waren auch Polizistin? Wo kommen Sie her?" Ich merkte, dass diese Frage nicht zu den üblichen gehörte an der Art, wie beiläufig sie klang. "Ich bin in King County aufgewachsen, doch war in Atlanta stationiert. Ich sollte, als dieser Dreck anfing, die Straßen sicher, aber Sie können sich denken, wie es lief. Ich habe dort meine erste Gruppe kennengelernt. Zwei Soldaten, drei Kinder, für die ich die Mutterrolle übernahm, da die jüngste erst vier, die älteste sieben war. Außerdem noch ein Ehepaar und ein paar Senioren. Doch sie starben alle nach zwei Jahren. Das war das Ende von Gruppe eins meiner Freunde." Er nickte und ging zum "Du" über. "Tut mir Leid, dass du es so erfahren musstest. Ich komme auch aus King County. Ich war Sheriff." Dann wurde er wieder ernster. "Letzte Frage: Hast du Waffen? Egal, was DU sagst, ich werde es überprüfen", fügte er hinzu. Ich lächelte. "Ich habe eine Pistole, jedoch ohne Munition im Rucksack. Sonst nur mein Schwert." Ohne Widerstand ließ ich mich durchsuchen. Als alles okay schien, meinte Rick, ich solle mit reinkommen. Dort stellte er mich den anderen vor. Er erklärte mir, dass sie auf Pater Gabriel gestoßen waren. Da war es schon fast Nachmittag.

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