Es war schrecklich. Zwinger wurden geöffnet und Dämonen hineingelassen. Okay, ich musste handeln.
Jetzt.
Sofort.
Shit.
Ohne groß zu überlegen rannte ich zu Glona hinüber und rüttelte an seinen Handschellen. Er realisierte meinen nicht-gefesselt-Modus in Sekundenschnelle und sagte: „Kel, renn!“
„Nein.“, sagte ich und riss verzweifelt weiter. Mittlerweile war ein Dämon, der einem Löwen nicht unähnlich war, bis auf das winzige Detail, das seine Mähne blau schimmerte (!), nur noch ein paar Meter von uns entfernt.
„Scheiße, Glona, was soll ich machen?“
„Okay, ganz ruhig. Das ist ein griechischer Löwe. Seine Mähne ist härter als Stahl und schärfer als eine Konservendose. Damit lässt sich alles schneiden…“
„Also auch eure Fesseln.“
„Also auch unsere Fesseln.“
Okay, ich würde also einem Löwen seine Mähne klauen.
Gaaaaar kein Problem. Ich ging langsam auf den Löwen zu und murmelte dabei immer wieder Dinge wie Psssst und braves Kätzchen und so. Der Löwe brüllte laut und bäumte sich auf. Okay, alles cool. Ich versuchte um den Dämon herumzugehen, aber er ließ mich keine Sekunde aus den Augen. Ich musste irgendwie auf seinen Rücken. Und zwar schnell, denn die Lage meiner Gefährten spitzte sich immer mehr zu. Mona trat heftig nach einer Art Schlange und einer der Aaron (er hatte ein bisschen hellere Harre als Armi, daher kannte ich die beiden auseinander) schleuderte gerade Sand in die Augen eines Skorpions. Ich fragte mich, warum die Engel sich nicht einfach ihre Schützlinge schnappten und davon flogen. Aber meine Frage wurde recht schnell beantwortet, als ein Flugdämon auftauchte und hoch flog. Irgendwann traf er auf eine Glasdecke. Wie waren eingesperrt.
Ich wandte mich wieder dem Löwen zu und bemerkte entzückt, dass er kehrgemacht hatte und mir den Rücken zukehrte. Offensichtlich langweilte ich ihn. Gut für mich, schlecht für ich. Intuitiv rannte ich nach vorne und setzte zum Sprung an. Wenn er sich jetzt umdrehte, schoss es mir durch den Kopf, wäre ich binnen weniger Sekunden Hackfleisch. Doch er wendete nicht. Ich landete mit einem Plumps! auf seinem Rücken und krallte mich, erstmal um nicht runterzufallen, an seiner Mähne fest. Er schüttelte sich kräftig und brüllte. Ganz kurz konnte ich einen Blick auf Rex erhaschen, der mich mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Triumphgefühl durchströmte mich. Wenigstens hatte ich ihm seine diesjährigen Spiele versaut. Doch meine euphorische Stimmung hielt nicht lange, denn der Dämon schüttelte sich immer mehr. Mein einziger Halt war seine blaue Mähne. Doch plötzlich sprang er einen Schritt nach vorne und blieb dann abrupt stehen. Gegen meinen Willen wurde ich von dem Rücken in den Sand geschleudert und blieb dort mit dem Gesicht nach unten liegen. Als ich mich stöhnend wieder aufrichtete bemerkte ich, dass meine Handflächen bluteten, Und in ihnen befanden sich ein paar Strähnen blaues Löwenhaar. So schnell ich konnte, rannte ich zu Einer Schwester von Glona, die mir am nächsten war. Ich schlug mit der Mähne auf ihre Metallhandschellen und war extrem überrascht, als sie so einfach in zwei brachen. Ich achtete nicht auf ihre Reaktion, sondern rannte schnell weiter.
Als alle befreit waren, sammelten wir uns in der Mitte.
„Okay, wegfliegen können wir nicht. Kämpfen schon, aber das wird schwer…“
„…weil wir weder Waffen noch Schilde haben.“, beendete ich Glonas Satz.
„Ganz genau. Und viel Zeit haben wir auch nicht mehr, es kommen immer mehr Monster.“
„Ich hab eine Idee.“, meldete sich Aaron zu Wort.
„Immer raus damit, Bruder.“
„Sie ist waghalsig. Was wäre, wenn wir Rex umbringen?“
Ein Schatten fiel über mich und ich wirbelte herum. Ein 1,5 Meter großer Skorpion. Kleinigkeit. Ich führte ein paar gekonnte Tritte aus und schon floh er.
„Okay, also Kel und ich schließen uns deinem Plan an.“
Bitte was? Hatte Glona gerade für mich geredet? Ich wollte gerade etwas sagen, als mir auffiel, dass jetzt nicht wirklich der rechte Zeitpunkt für Diskussionen war.
„Klar.“, schloss ich mich kurz und knapp an.
Also würden wir Rex umbringen.
„Ich schlage vor…“, fuhr Aaron fort, „…wir stürmen alle gleichzeitig die Tribüne und stürzen uns auf ihn.“
„Nein.“, fuhr ihm Armi dazwischen.
„Es wäre sinnvoller, wir schicken ein paar von uns vor, um Feinde auszuräumen. Der Rest bringt ihn dann um.“
„Ja.“, stimmte ich ihm zu.
„Mona, Aaron und zwei Engel gehen vor, Armi, der Engel und ich töten ihn dann.“, plante ich.
So wurde es gemacht. Aaron. Mona und die zwei Schwestern von Glona rannten auf die Tribüne zu und sprangen über sie drüber.
„Was passiert eigentlich, wenn wir Rex töten?“, fragte ich.
„Vermutlich werden alle anderen Dämonen fliehen. Das wäre die gute Variante.“, antwortete Glona.
„Und die Schlechte?“
„Sie übernehmen Rex‘ Platz und machen weiter wie bisher.“
Okay, ich wäre dann mal für Variante eins.
Armi rannte los und ich reagierte blitzschnell und hastete hinterher. Glona an meiner Seite. Kurz vor der Tribünenwand packte er mich an der Taille und flog mich hoch. Was war das denn? Dachte er ich konnte nicht einen lächerlichen Meter springen? Doch bevor ich meiner Empörung Worte machen konnte, wurde ich schon durch einen Shinx-Dämon abgelenkt, der sich mir in den Weg stellte. Schnell kickte ich ihm in den Bauch und übersprang die Abgrenzung zwischen der ersten und zweiten Sitzreihe. Rex befand sich in der Siebten. Noch fünf Reihen. Armi war bereits in der vierten und Glona in der sechsten. Die anderen waren alle in der siebten und kämpften mit den Wächtern von Rex. In dem ganzen Gemenge konnte ich Rex nicht ausmachen, aber ich war mich sicher, er musste sich irgendwo in diesem Getümmel befinden. Viele der Zuschauer waren übrigens schon geflohen, nur ein paar verteidigten ihren König. Ich überbrückte weitere zwei Sitzreihen und befand mich nun neben Armi, der gerade gegen einen Dämonen kämpfte. Ich schlug ihn beiseite und er nickte mir dankend zu. Plötzlich sah ich jemanden wegrennen.
Rex
Ich kickte Armi mit meinem Ellenbogen und nickte in Rex‘ Richtung. Er verstand sofort und wir rannten ihm nach. Rex verschwand durch einen Seiteneingang wieder im Inneren des Gebäudes.
Armi und ich rannten ihm nach.
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Der Gefallene Unsterbliche
FantasyDas Erste, was ich sah, war ein Sixpack. Das Zweite waren wunderschöne grüne Augen und schwarzblaue kinnlange Haare. Das Dritte waren schwarze, riesige Flügel. Was wäre, wenn Kelly eines Tages von der Schule nach Hause kommen würde und ein gefallen...