Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich statt im Keller in meinem Bett. Ich sah mich vorsichtig um und erwartete, dass Kuro mich gleich erschrecken oder er mich in meinem Zimmer erwarten würde, doch statt ihm sah ich meine Mutter auf dem Schreibtischstuhl sitzen.
»Maisha, du bist ja wach!«, bemerkte sie mit leiser Stimme.
»Was ist passiert?«, fragte ich perplex. Hatte ich nicht gerade eben noch Kuro geküsst?
»Du bist im Keller umgekippt, als du den Wein holen wolltest. Das war vor einer guten Stunde.«
Mit großen Augen starrte ich meine Mutter an.
»Du hast eine ganz heiße Stirn. Vermutlich hast du Fieber«, erklärte sie dann.
Langsam begann ich, zu nicken. Erst jetzt fiel mir der nasse Lappen auf, der auf meiner Stirn lag.
Meine Mutter erhob sich vom Stuhl. »Ich hole mal das Fieberthermometer. Wenn ich doch wüsste, wo ich das gelassen habe.« Die letzten Worte bekam ich kaum noch mit, da sie bereits aus dem Zimmer gegangen war.
Ich war so überrumpelt von den Geschehnisse der letzten Augenblicke, sodass ich kurz meine Augen schloss und tief einatmete. Als ich sie wieder öffnete, stand Kuro im Türrahmen.
»Fandest du den Kuss so schlecht, dass du lieber in Ohnmacht fällst, als mir nahe zu kommen?« Ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit.
»Ich habe Fieber, deshalb bin ich umgekippt. Der Kuss war wundervoll.« Schwach lächelte ich ihn an. »So schön, dass ich ihn gerne wiederholen würde.«
Kuro kam auf mich zu und sagte mit sanfter Stimme: »Nichts leichter als das.« Seine Lippen fanden meine und brachten mich dazu, die Augen zu schließen. Ich genoss den innigen Kuss und das Fieber war wie verschwunden.
»Bitte gehe nie wieder«, flüsterte ich anschließend.
»Keine Sorge, ich bleibe bei dir«, antwortete mir plötzlich eine Stimme, die viel weiblicher als die von Kuro klang.
Ich öffnete die Augen und blickte in das Gesicht meiner Mutter. Sie hielt triumphierend das Fieberthermometer hoch. »Ich habe es doch noch gefunden!«
Anerkennend nickte ich und suchte unauffällig das Zimmer nach Kuro ab. Aber natürlich war er nicht mehr da.
Meine Mutter rückte näher an mein Bett und wollte damit beginnen, meine Temperatur zu messen.
»Mama, das kann ich auch alleine! Ich bin vielleicht krank, aber nicht unfähig.« Ich riss ihr das Thermometer aus der Hand und maß meine Temperatur.
»Und, wie viel zeigt es an?«, fragte sie ungeduldig.
Ich blickte genervt zu ihr. »So viel wird es schon nicht sein.« Dann warf ich einen Blick auf die Anzeige und erschrak.
»Vierzig Komma sieben.«

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Papierherz
Mystery / ThrillerMein Herz war aus Papier und als er kam, riss er es in tausend Fetzen, wie Konfetti, mit dem er nichts Geringeres feierte, als meinen Tod. [#27 in Mystery/Thriller; 28.10.17]