7

518 82 58
                                    

»Du liegst jetzt schon seit zwei Tagen im Bett, willst du nicht mal raus gehen und was unternehmen?«

»Ich bin krank, Kuro. Ich muss mich ausruhen und im Bett bleiben.« Seufzend musterte ich den Typen, der so viele Fragen bei mir aufwarf. War er jetzt mein Freund? War ich mit ihm zusammen? Was steckte überhaupt hinter diesem mystischen Namen? Wo wohnte er, was machte er, wie alt war er, wer war er?

Ich setzte mich vorsichtig auf und schaute ihn schief an. »Kuro?«

»Hm?« Gedankenverloren schaute er aus dem Fenster.

»Wir kennen uns jetzt seit fast fünf Wochen. Wir haben uns zwei Mal geküsst. Ich will dich kennenlernen, Kuro. Ich will wissen wer die Person ist, in die ich mich verliebt habe.«

Seufzend setzte sich Kuro auf die Bettkante. »Das geht nicht, Maisha«, antwortete er kühl, ganz anders als die letzten Male.

»Was? Was geht nicht?« Verzweifelt blickte ich in das weiße Gesicht, das die viel zu langen, schwarzen Haare umgab.

Es entstand eine Pause. Kuro schien zu überlegen, was er antworten sollte. Dann räusperte er sich und sagte: »Wir.«

Dieses eine Wort löste ein Gefühlschaos in mir aus. Meine Gefühle überschlugen sich und ich hatte das Gefühl, mein Kopf würde gleich explodieren. Starke Kopfschmerzen entstanden und gingen in den Bauch über.

Ich hatte gedacht wir würden uns lieben. Ich hatte gedacht, wir könnten uns besser kennenlernen und es könnte eine Beziehung entstehen. Doch anscheinend war es keine Liebe, sondern nur eine Lüge. Eine Lüge, die mich letztendlich zum Weinen brachte.

Aus meinem Auge bahnte eine kleine Träne ihren Weg über meine Wange und tropfte am Kinn auf meine Bettdecke. Sie wurde vom Stoff aufgesogen und verblasste nach einigen Sekunden - im Gegensatz zu dem Schmerz in meinem Herzen, der nicht so schnell nachlassen würde. Er war nach wie vor da.

»Nicht weinen«, kam es von Kuro. Das war ungefähr die bescheuertste Bemerkung, die man jetzt von sich hätte geben können.

»Es war doch klar, dass aus den Küssen nicht mehr wird. Wie denn auch? Wir kennen uns nicht, wir wissen nichts voneinander. Kann man sich überhaupt in einen Fremden verlieben?« Die kühle Art von Kuro gefiel mir ganz und gar nicht. Es war nicht er. »Dein Herz ist wie aus Papier. Und ich bin wie eine Schere. Wir vertragen uns nicht, ich würde dein Herz nur in tausend Stücke schneiden.«

Immer mehr Tränen befeuchteten mein Gesicht. »Wie konntest du mir nur sowas antun? Macht es dir etwa Spaß, andere zu verletzen?« Ich hatte keine Lust, auf seine Fragen einzugehen. Die Tränen versiegten und an die Stelle der Trauer trat die Wut. »Was hast du dir dabei denn gedacht? Denkst du überhaupt? Oder baust du einfach durchgehend Scheiße?« Vergeblich versuchte ich mich selbst zu beruhigen. »Du bist doch nichts als ein Stück Scheiße.«

Kuro sah mich mit müden Augen an. Er war ganz ruhig und alles, was er sagte, war: »Du hast den Brief also noch nicht gelesen?«

PapierherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt