Kapitel 7

27 3 0
                                    

"Scheiße", rief Noa.

Vor schreck fiel ich aus dem Bett.

Ja das kannst du laut sagen, dachte ich und rieb meinen schmerzenden Ellbogen.

Was hat er denn wieder? Es ist doch erst ... ja wieviel Uhr war es denn?

Ich schaute auf mein Handy und kniff sofort die Augen vor dem grellen Licht zusammen. Halb zehn lass ich von der Uhr ab.

WTF jetzt kapierte ich. Um neun Uhr hatte das Frühstück begonnen und es ging bloß bis zehn.

Ich rappelte mich hoch und sah, dass Noa versuchte Jason aus dem Bett zu zerren. Dass er bei Noas Geschrei nicht aufgewacht war, grenzte an einem Wunder.

"Mann mach nicht so einen Stress was ist denn überhaupt los?", grummelte der unter seiner Decke und hielt sich sein Kissen auf den Kopf.

"Wir haben verschlafen und kriegen gleich kein Frühstück mehr, wenn wir uns jetzt nicht beeilen", erklärte Noa hastig.

Wenn es um Pünktlichkeit ging war er immer an erster Stelle. Er hasst es einfach zu spät zu kommen. Und ich war nicht besonders scharf darauf ohne Essen über den Tag kommen zu müssen.

"Bleib ruhig es gibt doch noch was zu Mittag"meinte Jason.

Noa schnappte sich Jasons Decke und zog sie ihm weg, der grunste nur kraftlos.

"Sehr lustig. Du hast nicht zufällig vergessen dass wir uns ein Lunchpacket machen müssen, weil wir erst abends von der Besichtigung der Burg und der Stadtrally zurück sind."

"Schitte," tönte jetzt auch Jason und quälte sich aus dem Bett.

Ich suchte schnell meine Klamotten zusammen. Wobei ich fast über die leeren Flaschen fiel.

Mein Gott was hatten wir alles gesoffen? Kein Wunder, dass Jason nicht aufstehen wollte und Noa überhört hatte. Apropos überhört, hatte ich nicht einen Wecker gestellt?!

Ich schaute auf meine Wecker App und stellte fest das es vier mal geklingelt haben musste.

Als ich mich angezogen hatte, zog ich meine Schuhe an.

"Ey Lukas, das kann jetzt nicht dein ernst sein," fuhr mich Noa an, "wir sind sowas von in Eille und du schmierst dir Gell in die Haare?!"

Ich wand den Blick nicht vom Spiegel ab.

"Ich bin doch schon fertig und ihr müsst euch eh noch die Schuhe anziehen und eueren Rucksack packen! Das hab ich nämlich schon gestern getan."

"Stimmt ja, der Rucksack."

Kurz darauf hörte ich hektisches krammen.

Ich wusch mir das restliche Gell von den Händen und schon stürmten wir zum Esssaal.

"Verdammt! Da beeilen wir uns und kommen trotzdem zu spät," fluchte Jason.

"Und jetzt?"wollte Noa wissen.

"Jetzt bewegen die Herren sich zum Bus!"

Ich drehte mich um. Hinter uns stand Mr Arons.

"Und was ist mit unserem Frühstück? Oder wenigstens einem Lunchpacket?"

"Tja Jason, wer nicht kommt zur rechten Zeit, der muss sehen was übrig bleibt. Aber in diesem Fall haben wir selbst dafür keine Zeit, denn der Bus steht uns nur zu bestimmten Zeiten zur Verfügung. Ich hoffe ihr lernt daraus und kommt morgen früh pünktlich!"

Super. Das wird lustig.

Wir trotteten hinter Mr Arons her. Vor der Jugendherberge wartete der Bus, inklusive Mitschüler schon. Als wir einstiegen schaute uns Mrs Winter strafend an.

"Wenn ich eure Klassenlehrerin gewesen wäre hättet ihr jetzt Küchendienst," ließ sie uns wissen.

Sie konnte uns drei nicht leiden seitdem wir ihr in der fünften Klasse einen Zettel mit der Aufschrift:

Ich kann mich nicht durchsetzen! =}

an den Rücken geklebt hatten. Dabei wollten wir bloß unsere Pflicht als Klassensprecher erfüllen, weil sich ein paar Mitschüler darüber beschwert hatten ... dummerweise hatten wir dafür ihren ewigen Groll geerntet.

Ich schaute mich im Bus nach einem freien Platz um. Im Bus waren genau so viele Plätze wie Schüler, plus die zwei Lehrer, die da waren.

Also fand ich auch einen Platz und wollte mich gerade setzen, als sich Jason regelrecht darauf schmiss.

Frech grinste er mich an:

"Sorry Kumpel, aber Noa hat mir meinen Platz auch weggeschnappt."

Ich ging weiter ohne eine Bemerkung, denn ich nahm das nicht so ernst. In diesem Sinne war ich, von uns dreien, wohl der besonnenste, denn Noa und Jason 'prügeln' sich gerne wegen jeder Kleinigkeit.

Schließlich fand ich einen Platz neben Jasmin.

"Hi," sagte ich während ich mich setzte.

Sie lächelte: "Hi."

Mir fiel nichts ein worüber wir hätten reden können, eigentlich kannte ich sie auch nicht besonders gut. Sie war zu Beginn des Schuljahres in unsere Klasse gekommen und immer sehr zurückhaltend. Sie bekam gute Noten so weit ich wusste, aber Anschluss an die Mädchen in unserer Klasse hatte sie nicht gefunden. Einige behaupten sogar sie sei verrückt, weshalb auch immer.

Ich steckte mir den IPod in die Ohren und schaute durch den Bus. Jason drehte sich um, schaute mich an und machte grinsend eine Kopfbewegung zu Jasmin.

Deshalb hat er sich also auf 'meinen' Platz geworfen. Er wollte nicht neben Jasmin sitzen. Grimmig schaute ich zurück um ihm zu verstehen zu geben, dass nichts dabei ist neben ihr zu sitzen.

Er drehte sich einfach mit einem schulterzucken um.

Ich ließ meinen Blick nach denklich auf Jasmin ruhen. Sie starrte schon die ganze Zeit aus dem Fenster, welches sie auf Felder blicken ließ.

Warum hatte sie eigentlich keinen Anschluss zu den anderen? Sie hatte ihnen doch nichts getan. Oder war es gerade das, dass niemand weiß was sie so macht und mag?

Ich dachte die ganze Fahrt über Jasmin nach und mir wurde klar, das ich nicht einmal wusste weshalb sie auf unsere Schule gewechselt hatte.

SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt