Kapitel 15

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Es ist dunkel. So dunkel. Ich taste mich an den kalten Steinen der Mauern entlang, ich kann kein Ende sehen wenn ich hochblicke. Die glitschigen Stufen lassen meine Schritte unsicher und laut von den Wänden Widerhallen. Trotzdem gehe ich weiter.

"Was tue ich... Wenn..."

Schnell verdränge ich meine Angst wieder. Ich will wütend sein, auf diesen Streich. Auf diesen dämlichen Streich von dieser dämlichen Alina, die ich nie, nie gut gefunden habe!

Doch meine Schritte werden sofort wieder vorsichtiger als ich den unerträglichen Hall meiner festen Schritte den Turm hinauf klacken höre.

"Ich werde sie anbrüllen was so witzig sein soll an..."

"LUKAsss"

Wie ein zischen. Es ist bloß ein flüstern und doch erschaudert es mich.

Ich bewege mich nicht mehr. Wie angefroren stehe ich da.

"Was tue ich hier bloß? Wie konnte ich so dumm sein und um was weiß ich wieviel Uhr... ja wie spät ist es mittlerweile, in einen dunklen, abseits stehenden Burgturm zu latschen und einer Stimme zu folgen???

"LUKAS?"

"Was soll das? Warum quälen sie mich so? Was habe ich gemacht, dass sie mich ausgewählt haben? Warum nicht Jasmin, sie hat doch dieses Image! Wie kommt man überhaupt auf so einen Mist? Jemanden zu Tode erschrecken bis er fast wahnsinnig wird... bin ich wahnsinnig?...haben sie mich wirklich soweit gebracht?"

"LUKAsss!"

"Was willst du von mir!"

Ich schreie und es hallt bitterlich in die Stille! Ich wollte doch bloß meine Angst  loswerden. Mir einreden, dass alles nur ein Hirngespinst ist.

"Ich glaube nicht an Geister. ICH GLAUBE NICHT AN GEISTER!"

Es ertönen Schritte. Erschrocken starre ich auf meine Füße. Dich sie stehen genau da wo ich sie hingestellt habe!

"Ich glaube nicht an dich!"

Die pure Panik erfasst mich.

"War das nicht bei Peter Pan so? Ich glaube nicht an Feen und dann stirbt TinkerBell?"

"Ich glaube nicht an Dich!"

Ich schreie es nach oben doch die Schritte rattern nur die endlosen Stufen hinunter. Zu MIR hinunter, wie mir plötzlich bewusst wird!
Ich stolpere fast als ich mich aus meiner Schockstarre lose um die Stufen hinunter zu stürzen die ich eben erst noch so wütend hinaufgestiegen war. Ich gleiche meine übereilten Schritte aus indem ich mich an beiden Wänden abstütze.

"LUKAsss!"

"Nein, verschwinde. Himmel Herr Gott was willst du denn von mir!?"

Ich höre es! Es dauert nicht mehr lange und es hat mich eingeholt! Ich will die letzten zwei Stufen hinunter springen und den Gang zur Tür zurück sprinten. Doch es sind keine zwei, es sind deutlich mehr die ich hinunterfalle. Auf denen ich liegen bleibe und mir den Rücken halte.

Der Schmerz durchfährt meine Glieder als ich mich an den Steinen versuche hochzuziehen.

"LUKAS!"

Die Stimme ist direkt hinter mir. Kein Atemhauch, keine Berührung. Nur die Stimme.

Ich traue mich nicht mich umzudrehen. Jeglicher Mut und jede Angst ist schon längst ohne mich aus diesem Burgturm gerast. Ich warte doch es passiert nichts weiter. Auch nachdem ich einen Schritt auf die Tür zugemacht habe bleibt es still.
Ich setze noch einen Fuß vor.

"Warte! Lukas bitte!"

Jetzt drehe ich mich doch um. Im dunkeln, auf dem Treppenabsatz, steht, Jasmin! Ich starre sie an. Das Gewitter in meinem Bauch braut sich zusammen. Sie tritt aus dem Schatten heraus und geht vorsichtig auf mich zu.

"Oh an deiner Stelle wäre ich auch vorsichtig Jasmin, ganz vorsichtig!!"

Ich kann nicht länger an mich halten. Jasmin steht mir jetzt genau gegenüber, ich kann ihr in die Augen sehen, auch wenn diese im Dunkeln nur schwerlich auszumachen sind.

"Was fällt dir ein mich so zu erschrecken! Du rufst hier Stunden meinen Namen und ich zittere vor mich hin und du? Du kommst einfach auf mich zu? Wann willst du dich mal entschuldigen für die letzten Tage? Für alle die kleinen Streiche die du mir gespielt hast? Weißt du, ich habe schon daran gezweifelt ob ich noch alle Tassen beisammen habe!"

Jasmin öffnet den Mund um zu protestieren, doch sie verstummt. Auch mein Wutausbruch verebbt schlagartig als etwas die Stufen runterfällt.

"Ich hätte es sein müssen nicht sie! Lukasss!"

Ich spüre wie es mir eiskalt den Rücken runter rinnt.

"Das war nicht Jasmin! Jasmin steht direkt neben mir! Sie kann es nicht gewesen sein, sie war still. Sie wollte etwas sagen, sie wollte mich anschreien, aber das war nicht ihre Stimme! Das war kein Mensch, ganz sicher!"

Entgeistert von dem Unheimlichen Klang der Worte blickt Jasmin mir in die Augen. Wir stürmen zur Tür wobei ich den stechenden Schmerz in meinem Rücken verzweifelt ignoriere.
Ich sehe den Schatten des Schlosses draußen, nur wenige Meter von hier entfernt. Ich packe gleichzeitig mit Jasmin den Knauf der hölzerne Doppeltür. Sie ist schneller als ich und schiebt ihren Oberkörper durch die Tür welche sich in Sekunden schnelle zu schlägt. Sie kann gerade noch aufschreien und ich packe ihre Schulter und werfe mich mit ihr nach hinten bevor das Holz sie einklemmen kann.

"Alles in Ordnung?" Meine Stimme zittert. Ich kann kaum armen vor Schmerz. Ich bin wieder auf die Rippe gekracht die eben schon meinen Sturz ausbaden durfte.

Sie keucht. Ich bin mir nicht sicher, entscheide allerdings, dass es ihr einfach gut gehen muss. Sie kann mich jetzt nicht im Stich lassen.

"Ich hätte es sein müssen, nicht sie!!!"

"Komm mit!"

"Bist du wahnsinnig!? Ich geh da nicht hoch! Es... ich meine dieses Ding! Es ist da oben!"

Doch Jasmin zieht mich erbarmungslos mit sich die Stufen hinauf.

"Sei nicht so störrisch, beweg dich!" Die Panik in ihrer Stimme frisst sich in meine Glieder. Sie bebt vor Angst!

"Sie bebt vor Angst! Das heißt.. das... es ist.. Wahr! Es war kein Streich! Oder spielen sie ihn jetzt auch ihr? Uns beiden! Natürlich, wir haben doch so ein tolles Freakpaar abgegeben! Das war es doch was Alina sagte, oder etwa nicht!?"

"Komm weiter, los komm Lukas! Da ist eine Mittelplatform. Eine Falltür ist dort, wir können uns da verstecken! Ich war auch ganz oben, sie wird eine Weile brauchen um hinunter zu gelangen. Also KOMM!!!"

Ich folge ihr, sprinte hinter ihr her. Sie behält recht. Da ist eine Plattform,... und weitere Stufen nach oben. Viele Stufen, aber nicht genug für meinen Geschmack.

Wir zerren an der Falltür und ich halte sie offen als Jasmin hineinspringt. Sie drückt von unten gegen damit ich hinterher kann. Doch da ist ein Schatten, ein flinker dunkler Fleck in meinem Augenwinkel. Mein Herz macht einen Satz als ich schon vor der Lücke knie und ein Windhauch, ein Atemzug meinen Nacken streift. Ich springe ins Dunkel ohne auf Jasmin zu achten die ich wegtrete bei meinem Fluchtversuch.

Der eben genau das wird. Ein Versuch!

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