Kapitel 21

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"Casey?" fragte meine Mum als sie verschlafen die Haustür öffnete. "Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe." entschuldigte ich mich kleinlaut, während ich in die Wohnung gebeten wurde. "Ist irgendetwas passiert? Sonst würdest du dich nicht mitten in der Nacht zu mir..." meine Mutter stoppte und musterte mich. "Bist du etwa den Weg hergelaufen?" wollte sie fassungslos wissen. Ich nickte. "Was ist passiert, Süße?" fragte meine Mum besorgt und setzte sich neben mich auf das kleine Sofa. "Dad ist tot." platzte es aus mir heraus, ehe ich in Tränen ausbrach. Es war seit langem das erste Mal, dass ich ihn Dad nannte. Weshalb ich dies tat? Ich kannte die Antwort nicht und ebenso wenig den Grund für meinen Tränenausbruch. Womöglich begann ich nun alles langsam zu verarbeiten, aber vor allem zu realisieren. Ich würde nie wieder die Chance bekommen mich mit ihm zu unterhalten. Nicht, dass mir je danach war. Ich kam gut ohne ihn klar und habe mich bewusst dazu entschlossen, ihm aus meinem Leben zu streichen. Schließlich geschah dies nicht bloß von meiner Seite aus. Nur konnte ich den Gedanken, dass er nun wirklich nicht mehr existierte, nicht einordnen. Ich wusste nicht, welche Gefühle die richtigen sind. "Gibt es überhaupt so etwas, wie falsche Gefühle?" fragte ich mich und wischte meine Tränen beiseite. "Komm her." forderte meine Mum mich auf, ehe sie mich in ihre Arme schloss. "Ich weiß nicht, weshalb es mich trotzdem so belastet." flüsterte ich, wobei ich meine Augen schloss und der Stimme meiner Mutter lauschte. "Casey, Liebling. Es ist ein großer Unterschied, ob du jemanden für tot erklärst, weil du nichts mit ihm zu tun haben willst oder diese Person wirklich stirbt. Du kannst nichts mehr rückgängig machen und so wie ich dich kenne, gibst du dir die Schuld. Du machst dir Vorwürfe, weil du dich nicht mehr angestrengt hast, um ihm eine gute Tochter zu sein. Hab ich recht?" hakte sie nach, woraufhin ich schüchtern aufschaute. "Sollte ich mir nicht die Schuld geben? Es fühlt sich nämlich so an als wäre ich ein undankbares Gör und..." meine Mum fiel mir ins Wort. "Jetzt hör aber auf, Cassidy!" befiel sie mir mit ernstem Ton. "Du hast getan, was du konntest und darüber hinaus noch viel mehr. Es kann sich niemand aussuchen, in was für eine Familie man geboren wird. Du hattest es nicht einfach, ganz im Gegenteil. Dein Vater war ein grausamer Mann, wofür du allerdings nicht die Schuld trägst. Bereits vor deiner Geburt hatte er Probleme und war gewalttätig. Ich hätte ihn verlassen sollen, doch konnte ich es nicht. Er war die Liebe meines Lebens gewesen und ich war blind. Dennoch bereue ich es nicht bei ihm geblieben zu sein, denn du bist das Beste gewesen, was ich mir je hätte erträumen können." ihre Worte ließen mich vor Freude strahlen. "Ich liebe dich, Mum." entgegnete ich und wurde liebevoll an sie gedrückt. "Ich dich auch, mein Engel und es bricht mir noch immer das Herz, dass ich dir für so eine lange Zeit nicht die Mutter sein konnte, die du verdient hattest. Ich war so sehr mit mir beschäftigt und mit meinem Alkoholproblem, dass ich es nicht geschafft habe, mich bei dir zu melden. Es war mir einfach peinlich, doch brauchte ich den Alkohol. Ich brauchte ihn, weil ich nicht anders vergessen konnte." "Du musst dich für nichts rechtfertigen. Schließlich bist du jetzt da und nicht bloß für mich, sondern auch für Aiden und Alison. Der Kleine liebt es bei dir zu sein. Du holst mit ihm nach, was wir nie gemacht haben und, dass ist das größte Geschenk für mich." erklärte ich ihr mit einem sanften Lächeln. Sie schwieg einen Moment. "Womit habe ich eine solche Tochter verdient? Eine die so klug und selbstlos ist." "Ich muss es von dir gelernt haben." sagte ich, woraufhin meine Mutter ihren Kopf schüttelte. "Wenn du etwas nicht von mir hast dann das. Ich war damals egoistisch gewesen und habe dich, mein kleines Mädchen, im Stich gelassen. Du bist zu einer starken, selbstbewussten Frau geworden und ich kann dir nur immer wieder sagen, wie stolz ich auf dich bin." "Du weißt, dass wir dieses Gespräch schon des öfteren hatten. Aber ich bin auch stolz auf dich. Ich bin mir zudem ganz sicher, dass ich eine Eigenschaft auf jeden Fall von dir habe." begann ich, woraufhin meine Mum mich gespannt ansah. "Ich kämpfe und gebe niemals auf, denn das wurde mir nicht beigebracht." antwortete ich stolz. "So ist es, Liebling." stimmte mir meine Mutter zu und gab mir einen Kuss auf meinen Haaransatz. Ich genoss den Augenblick der Stille, bevor ich zu überlegen begann, ob ich ihr von Jessica erzählen sollte. "Ist es vielleicht noch zu früh?" dachte ich unsicher und setzte mich ans andere Ende von der Couch, um meine Mum ansehen zu können. "Trotzdem gibt es noch etwas, was dich beschäftigt." bemerkte sie, während ich meine Knie an den Körper heranzog. "Ich wurde nicht von der Klinik über Dad's Tod informiert." fing ich zögernd an. "Von wem dann?" fragte meine Mutter stutzig. "Von einer jungen Frau namens Jessica. Sie hat mich kontaktiert, weil ich ihre Halbschwester bin." plapperte ich hastig drauflos und sah gebannt zu meiner Mum. Diese wirkte ziemlich überrumpelt, was für mich kein Wunder war. "Sie hat es auch erst durch seinen Tod herausgefunden." erklärte ich und spielte nervös an den Bändern meines schwarzen Sweatshirts. "Ihr habt euch getroffen?" hakte meine Mum neugierig nach, woraufhin ich ihr ein Nicken schenkte. "Was weißt du über sie?" "Noch nicht sehr viel." gab ich ehrlicherweise zu. "Ist sie älter als du?" wollte meine Mutter wissen. Ich zögerte, um ihr zu antworten, da ich Angst hatte sie zu verletzten, wenn herauskommt, dass Dad sie wirklich betrogen hatte. "Jessica ist 23." "Ich wusste, dass dein Vater mir nicht treu war. Zumindest war ich mir ziemlich sicher." entgegnete meine Mum und schien dabei in Gedanken versunken zu sein. "Es ist komisch nun zu erfahren, dass es wirklich stimmte." fügte sie hinzu. Ich schwieg. "Versteht ihr euch denn?" brach meine Mum die Stille. "Jessica ist toll und ich bin mir sicher, dass du auch so denken wirst, wenn du sie kennen lernst. Also, falls du es irgendwann möchtest." sagte ich schüchtern. Meine Mum nickte. "Ich weiß, dass du dir immer eine Schwester gewünscht hast als du jünger gewesen bist. Es freut mich, dass dein Wunsch nach so langer Zeit doch noch in Erfüllung gegangen ist." entgegnete sie glücklich. "Ich denke, dass wir toll miteinander auskommen werden. Das sagt mir mein Gefühl. Wir scheinen uns nämlich in vielen Dingen zu ähneln." antwortete ich lächelnd. "Habt ihr äußerlich ebenfalls Gemeinsamkeiten?" "Wir sind beide blond." erklärte ich ihr lachend, da dies das erste war, was mir einfiel. Meine Mum grinste. " Also von mir hast du deine Haarfarbe nicht.Dein Vater war blond als ich ihn kennengelernt habe." "Sie hat auf jeden Fall seine blauen Augen. Allerdings strahlen ihre eine angenehme Wärme aus." bemerkte ich und versuchte mir Jessica vorzustellen. Sie war doch ein ganzes Stück größer als ich, was nicht unbedingt schwer war, und schlanker. Ihre Haare waren ein wenig heller und zu einem langen Bob geschnitten, wodurch sie deutlich kürzer als meine waren. "Wie hat Spencer reagiert?" riss meine Mutter mich aus meinen Gedanken. "Er weiß noch nichts von alldem." gestand ich, bevor ich seufzte. "Ihm ist aufgefallen, dass etwas nicht stimmt. Schließlich habe ich, kurz nachdem ich einen Anruf bekommen habe, Hals über Kopf die Wohnung verlassen." fuhr ich fort. "Er ist der letzte, der es nicht verstehen würde, wenn du ihm alles in Ruhe erzählst. Du kennst Spencer. Er wird nachvollziehen können, weshalb du nicht sofort drüber reden wolltest." beruhigte meine Mutter mich. Ich nickte. "Spencer ist die verständnisvollste Person, die ich kenne." lächelte ich. "Wie wäre es, wenn du ihm schreibst, dass du die Nacht bei mir geschlafen hast. Dann macht er sich morgen früh keine Sorgen." schlug meine Mutter vor, doch schüttelte ich den Kopf. "Ich schlafe Zuhause." "Dann lass mich dich zumindest fahren." bat sie mich. 

Crave you// criminal mindsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt