My life on Supernatural

Prolog

Für mich war der 16. Geburtstag schon immer etwas Besonderes gewesen. Es war wie ein kleiner Schritt zum Erwachsen werden. Dann begann meiner Meinung nach das "goldene Zeitalter". Na ja, das "goldene Jahr". Das Jahr, in dem man sich neu erfinden konnte, neue Freunde, neue Persönlichkeit, neuer Style. Ich weiß noch, dass ich mehr oder weniger freiwillig die Nacht nicht geschlafen habe, weil ich der festen Überzeugung war, dass meine Freunde mir um Mitternacht schon gratulierten, weil sie wussten, wie viel mir dieser Geburtstag bedeutete. Ich dachte, meine Eltern würden reinkommen und mir ein peinliches Geburtstagslied mit ihren schiefen Stimmen singen.Ich hätte mich peinlich berührt unter der Bettdecke verkrochen und dann die schon tropfenden Kerzen, die den ganzen Kuchen ruinierten,ausgepustet. Dabei hätte ich mir gewünscht, dass ich gesund und glücklich bleibe und alles solchen Kram. Perfekt wäre ein Erdbeerkuchen. Die frischen Erdbeeren glänzten und schon beim Anblick dieser Köstlichkeit lief mir das Wasser im Mund zusammen.Die zwei Kerzen waren bunt gestreift und in der Form einer 1 und einer 6. Wie im Film bei einer perfekten Familie, bei der der Vater in einer hohen Führungsposition war und seine Tochter „kleines Mädchen" nannte, egal wie alt und groß sie war, und die Mutter den ganzen Tag zu Hause vor dem Herd stand, perfekte Mahlzeiten zauberte, eine Schürze trug und weiße Mehlstreifen im Gesicht hatte.

Als die Uhr dann von 00:05 auf 00:06 sprang wusste ich, dass das alles nicht geschehen würde. Mein kleiner perfekter Traum zerplatzte, wie eine Seifenblase, die man mit dem Finger berührt hatte. Ich hatte laut geseufzt und mich dann unter der Bettdecke verkrochen. Mein Handy hatte vibriert und ich war sofort aufgesprungen. Es war mein Netzanbieter. Die erste Nachricht, die ich anlässlich meines Geburtstags bekommen hatte, war von meinem Netzanbieter. Als ich das begriffen hatte, verließ ich frustriert mein Zimmer und suchte meine Eltern. Ich weiß nicht mehr, was ich mir dabei gedacht hatte. Wollte ich um Geburtstagsglückwünsche betteln? Nach meinem Geschenk fragen?

Ich kann mich noch genau an den Geruch erinnern, der mir sofort in die Nase gestiegen war, nachdem ich das Zimmer verlassen hatte. Es roch chemisch und ich erkannte auch um welches Element es sich handelte,weil wir erst vor Kurzem im Chemieunterricht darüber gesprochen hatten. Schwefel.

Neugierig tappte ich barfuß ins Wohnzimmer. Der Teppich im Flur war weich unter meinen Füßen und ich spürte jede einzelne Faser, die meine Sohle berührte.

In diesem Moment wusste ich bereits aus einem unerklärlichen Grund,dass etwas nicht stimmte. Meine Nackenhaare stellten sich auf und mir wurde plötzlich übel. Es war als würde mein ganzer Körper schon wissen, was jetzt passieren würde, nur mein Gehirn realisierte es noch nicht. Als wären meine Nervenbahnen verstopft.

Ich lugte vorsichtig um die Ecke ins Zimmer und das Erste, das ich sah,war der Fernseher. Es lief gerade "Die Chroniken der Unterwelt"mit Lily Collins. Warum ich mich heute noch an dieses Detail erinnern kann? Keine Ahnung.

Aus dem Augenwinkel erhaschte ich eine Bewegung.

Ich wünschte, ich hätte damals den Kopf nicht gedreht und wäre einfach zurück in mein Zimmer gegangen.

Doch natürlich drehte ich meinen Kopf. Nur um erblicken zu müssen, wie unsere Nachbarin vor dem Klavier stand. Vor ihr, kniend, den Kopf auf den weißen Tasten, mein Vater. Er schaute mich an und formte mit den Lippen ein einziges Wort.

Ich erinnere mich noch genau an die Bewegungen. Wie seine Bartstoppeln sich verschoben, seine Augenbrauen sich hoben und ihm eine einzelne Träne aus dem Augenwinkel fiel. Sie landete auf der kaputten Taste,die ich damals versehentlich bei meiner ersten Klavierstunde zerstört hatte. Es verlief alles irgendwie in Zeitlupe.

Verzweifelt und flehend, wie ich noch nie jemanden flehen gesehen hatte, formte er Lauf.

Ich hätte sofort rennen sollen, aber natürlich realisierte mein blödes Gehirn wieder nicht, was es zu tun hatte. Also stand ich einfach wie eine Statue da. Angewurzelt, eingemauert, dazu verdammt alles sehen zu müssen, was passierte.