Drittes Kapitel - Part 1

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„Ein Wendigo sieht aus wie ein yeti, der seit 1850 nichts anderes mehr als Schnee gegessen hat. Sie sind gewöhnlich ein bisschen größer als Menschen und skelettdünn. Oft, vor allem in den nördlichen Regionen, fehlen ihnen ein paar Körperteile, die für Erfrierungen sehr anfällig sind, wie zum Beispiel Finger oder Zehen. Manchmal sind sie in weißes Fell gehüllt, andere Charakterisierungen beschreiben sie als haarlos. Was alle diese Beschreibungen gemeinsam haben ist, dass sie unmenschlich lange Zähne, Klauen anstatt Fingernägel und leuchtende Augen haben", las ich vor.

„Wie kann man sie töten?", fragte John.

Ich klickte mich ein wenig durch das Internet und stieß auf Folgendes: „Bei der Transformation von einem Menschen in einen Wendigo verwandelt sich das Herz zu purem Eis. Wenn man es also mit einer Eisen- oder Silberklinge zerschmettert, kann man das Wesen töten. Um ganz sicher zu sein, sollte man seinen Körper zerschneiden." Ich las mich noch durch eine weitere Seite durch. „Hier steht, die einzige Möglichkeit es zu töten ist Feuer."

John nickte. „Gut. Das macht Sinn. Wenn das Herz aus Eis ist, muss man es eben schmelzen. Und wo lebt es?"

„Hier steht nur, dass es sich im Wald aufhält. Es hat keine Vorliebe für bestimmte Orte."

Dean zeigte auf den Bildschirm. „Da ist ein Bild von einer Höhle. Vielleicht bevorzugen sie doch etwas." Ich gab einen zustimmenden Laut von mir und vergrößerte das Bild.

Dieses Exemplar war mindestens drei Meter groß und sah einfach nur abscheulich aus. Wenn ich mir vorstellte, dass ich dem dort draußen fast begegnet wäre, schlotterten meine Knie. Es hatte eine Wolfsschnauze mit einem Hirschgeweih, stand aber auf zwei Beinen. Es war überall außer am knochigen Brustkorb behaart. Die Beine sahen aus wie die eines Pferdes oder einer Ziege mit Hufen an den Enden. Die Arme mit den wuchtigen Pranken schleiften auf dem Boden und die Fingernägel sahen tatsächlich wie Krallen aus. Es war eine Abscheulichkeit.

„Sieht doch ganz nett aus", bemerkte Dean und lachte kurz auf, doch als keiner mit einstimmte, murrte er und zog die Brauen zusammen.

„Also fahren wir jetzt zurück und suchen eine Höhle." John schnappte sich die Autoschlüssel. „Leonie, du und Maxwell bleiben hier." Ich stockte. Mittlerweile hatte ich mich an den Nervenkitzel gewöhnt und jetzt sollte ich im Motel bleiben? Maxwell hatte scheinbar auch etwas dagegen, denn er schüttelte heftig den Kopf. „Nein. Das ist meine Verlobte da draußen. Ich komme mit!" Bekräftigend nickte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Sam hat sich um mich gekümmert und jetzt würde ich helfen, ihn zu retten. Wie sollte ich denn lernen zu jagen, wenn ich nicht schon so früh wie möglich anfing?

„Leonie, hör zu. Dean und ich sind nun mal die Jäger und ihr beide würdet uns bloß aufhalten. Wir müssten uns nicht nur damit beschäftigen Sam und das Mädchen wiederzufinden und zu retten, sondern auch noch euch beschützen. Glaubt mir, wenn ich sage, dass ihr hier eine bessere Hilfe seid", erklärte John und schmiss Dean die Schlüssel zu. „Du fährst." Der Sohn wusste gar nicht was er sagen sollte und so schaute er seinen Vater nur überrascht und mit offenem Mundan. Dann schlich sich ein selbstsicheres Lächeln auf sein Gesicht und er zwinkerte mir stolz zu. Um seinetwillen erschien auch auf meinem Gesicht ein Lächeln, obwohl ich eigentlich enttäuscht war.


Maxwell und ich tigerten durch das Zimmer, nachdem die beiden abgehauen waren. Er blieb andauernd stehen und tippte auf allen Möbeln mit den Fingern herum.

„Maxwell ist ein schöner Name. Woher stammt er?", fragte ich zur Ablenkung und kramte in meinem Rucksack nach einem Haargummi.

„Aus Schottland. Maxwell war damals ein Familienname und wurde als Vorname eingeführt. Er heißt so was wie Teich von Maccus." „Interessant.Ich habe mal ein Buch gelesen, in dem ein Protagonist Maxon heißt. Du erinnerst mich an ihn. Liest du gern?"

Ich durfte mir in der Buchhandlung ein Buch aussuchen, als wir gestern sehr früh morgens an dem Kaufhaus vorbei gefahren waren. Ich hatte mir mein Lieblingsbuch „Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte" mitgenommen. Nun strich ich vorsichtig und liebevoll über den minten Einband. Bücher waren mir schon immer heilig gewesen. Sie waren wie kleine Freunde, die einen in andere Welten entführten. Es versetzte mir manchmal einen Stich ins Herz, wenn ich daran dachte, dass die Welten und Figuren, über die ich las, nicht in der realen Welt existierten.

„Ich lese Sachbücher über Pflanzen und Maschinen", meinte Maxwell.

Gerade als ich antworten wollte, klingelte mein neues Handy. Es war mittlerweile 00:28 Uhr. Das bedeutete vor etwas mehr als 24 Stunden wurden meine Eltern ermordet. Es kam mir vor, als wären seitdem schon mehrere Monate vergangen.

„Willst du nicht ran gehen?", riss Maxwell mich aus meinen Gedanken.

Vor Schreck ließ ich fast mein Handy fallen. „Hallo?"

„Hier ist Dean. Sitzt du vor dem Laptop?" Ich stellte auf Lautsprecher und setzte mich auf den Stuhl. Der Computer war zum Glück noch angeschaltet. „Jetzt ja. Was gibt's?"

„Es gibt hier weit und breit keine Höhle. Guck noch mal, ob es irgendeinen Hinweis auf das Versteck dieses Mistkerls gibt." Ich konnte ihn durch das Rauschen kaum verstehen.

„Warum ist es denn bei euch so laut?", fragte ich. „Hier ist ein Wasserfall."

Ich tippte meine Suchanfrage bei Google ein, doch es gab keine Treffer. „Nichts", seufzte ich.

„Verdammt!", kam es von Dean frustriert zurück. Da kam mir eine Idee.

 „Ein Wasserfall, ja? Meistens fließen die doch an Vorsprüngen herab. Hinter den meisten Wasserfällen gibt es also Hohlräume", vermutete ich hoffnungsvoll. Eine Zeit lang hörte ich nichts. Dann ein Aufschlag und ein Keuchen. „Du hattest Recht. Hier ist tatsächlich eine Höhle", berichtete Dean und legte auf.

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