Drittes Kapitel - Part 2

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Überrascht starrte ich das Handy an. Kein Danke, kein Tschüß? „Das heißt, sie haben sie gleich, nicht wahr?" Maxwell war so voller Hoffnung, dass ich nichts einwenden konnte.

„Steht schon ein Termin für die Hochzeit?" Ich tippte mir auf den rechten Ringfinger. Der junge Mann brauchte ein paar Sekunden, um zu verstehen, dass ich von ihm und Aurelia sprach.

„Ja, nächste Woche Samstag." „Dann seid ihr ja mitten im Vorbereitungsstress." Er nickte und setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber.

Eine Stille breitete sich aus und ich ging hinüber zu Deans Bett, auf dem seine Tasche stand. Vielleicht hatte er eine Pistole dort drin. Ich würde mich wesentlich sicherer fühlen und so konnte ich das Zerlegen und Zusammenbauen noch einmal üben. Sollte ich in seinen Sachen herumkramen? Ich dachte nicht, dass es ihn wirklich stören würde, zumal ich ja die Pistole unbedingt brauchte.

Nachein paar Minuten des Wühlens hatte ich die Tasche bestimmt drei Mal auf den Kopf gestellt. Keine Spur von einer M1911. Wo würde ich eine Pistole verstecken, wenn ich schon mein ganzes Leben lang paranoid war?

Mein Blick blieb an Deans Kopfkissen hängen. Vielleicht darunter für den Fall, dass in der Nacht ein Monster auftauchte. Tatsächlich sah ich sie, als ich das Kopfkissen anhob und nahm sie an mich. Der Stahl fühlte sich ungewohnt kalt und schwer an. Als würde er mir signalisieren wollen, dass er gefährlicher war, als er aussah.

„Kannst du damit umgehen?" Maxwell sah ängstlich aus und sein Blick huschte über die Waffe. Wenn ich die Wahrheit, also nein, sagen würde, wäre er noch angsterfüllter. Also meinte ich: „Ja." und ging zurück zum Tisch. Den Laptop schob ich Richtung Heizung und legte die Waffe vor mich. Dann begann ich sie auseinander zunehmen, immerhin so weit wie Dean es mir gezeigt hatte. Ich konnte Maxwells Blick auf mir spüren und rutschte prompt ein paar Mal beim Schlitten nach hinten ziehen ab. Jedes Mal zuckte der Mann zusammen und er begann sichtlich daran zu zweifeln, dass ich mit der Waffe umgehen konnte.

Eine halbe Stunde lang konnte ich mich mit der Pistole beschäftigen. Dann wurde es langweilig und ich begann hibbelig zu werden. „Ich lese jetzt", beschloss ich und schmiss mich aufs Bett.

Kaum hatte ich mich hingelegte, kroch die Müdigkeit in meine Glieder.Sofort überrollte mich ein enormes Bedürfnis nach Schlaf und meine Augenlider fielen hinunter. Nicht schlafen! So stand ich wieder auf und begann im Stehen zu lesen.

Naja, ich las zwar die Buchstaben, doch konnte mich kein bisschen auf die Geschichte konzentrieren. Ich dachte nur daran, dass Sam in Gefahr war, ich bei fremden Menschen wohnte und gleich einschlafen würde.


Um kurz nach zwei hörte ich einen Automotor und dachte schon, ich hätte ihn mir aus Schlafmangel eingebildet, doch dann hörte ich einen Schlüssel, der sich im Schloss herumdrehte. Maxwell sprang auf und starrte mich an. Ich klappte das Buch zu und zog die Pistole. Vielleicht waren es nicht die Jungs und Aurelia, sondern ein Monster, das den Schlüssel geklaut hatte.

Mit einem Klicken entsicherte ich die Waffe und die Tür schwang auf. Zu meinem Erleichtern blickte ich in Deans Gesicht. Er schaute auf die Schusswaffe in meinen Händen und seine Augen wurden zuerst groß. Dann konnte ich Stolz in ihnen erkennen und er trat ein.

Erst als das Licht so auf ihn fiel, sah ich, dass sein gesamtes Gesicht von Dreck und ein wenig Blut überzogen war. Hinter ihm trat Aurelia ein, die sofort zu ihrem Verlobten stürmte und ihn stürmisch küsste.

Als Sam durch die Tür trat, entfuhr mir ein Keuchen. Sein Gesicht erkannte ich kaum wieder. Es war blutverschmiert, nur seine Augen, die in dem Licht grau aussahen, stachen heraus. Ich sicherte die Waffe wieder, legte sie aufs Bett und stürmte zu ihm.

Ohne zu zögern nahm ich seinen Arm und zog ihn ins Bad. Überrascht ließ er sich mitziehen und auf den Badewannenrand drücken. Ich nahm eins der Handtücher und machte es nass. Dann wischte ich ihm sorgfältig das Gesicht ab. Erst als ich fast fertig war, fand Sammy seine Stimme wieder und hielt meine Hand fest, damit ich aufhörte.

In diesem Moment fiel mir auf, dass ich weinte und schluchzte wie ein Baby. Da waren sie wieder – die nervigen Tränen.

„Hör auf." Seine Stimme war fest und sanft zugleich. Er legte das blutige Handtuch in das Waschbecken und schaute mir fest in die Augen. „Mir geht es gut. Allen geht's gut." Ich schluchzte weiter und fragte mich, wie er mich angucken konnte, wenn meine Schminke total verschmiert war, meine Augenringe mir bis zur Nasenspitze gingen und meine Haare wahrscheinlich in alle Richtungen abstanden.

Ich wischte mir die Tränen ab und beruhigte mich ein wenig. Jetzt hatte ich sogar vor einem Fremden eine wahrhaftige Heulattacke bekommen. Besser ging es nicht mehr. 

My life on SupernaturalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt