The Doctor Said

505 31 2
                                    

"Herr Bora bitte!"
Diese drei Wörter verursachten, dass ein panisches Gefühl in ihm hochkam. Zitternd sah er den blauäugigen Mann neben ihm an. Dieser legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter, welche helfen sollte, ihm ein Stück seiner Nervosität zu nehmen. Zwar wussten beide, dass das nicht helfen würde, aber der Kleinere von beiden lächelte seinen Begleiter dankend an. Er war so froh, dass er bei ihm war, auch wenn er nicht mit rein kommen durfte.
"Ich warte hier auf dich, du schaffst das, Schatz." Der Blonde beugte sich vor und verschloss seine Lippen mit dem Braunhaarigen. Widerstrebend löste er sich, stand auf und lief mit wackeligen Knieen aus dem Wartezimmer, der Blick seines Freundes im Rücken. Die Sekretärin führte ihn in das düster wirkende Arztzimmer und meinte, dass der Arzt gleich kommen würde und verschwand.
Nun saß er allein auf dem weißen, unbequemen Stuhl und fühlte sich wieder so einsam. Die Leere in ihm war fast nicht auszuhalten. Seine Finger schlangen sich fester um die Stuhllehne, als ihm wie schon sooft der Kälte Schweiß ausbrach.
Kurz darauf begann er wieder zu husten.

"Ah, guten Tag Herr Bora!" Er sah wie der Arzt auf ihn zukam und ihm beabsichtigt einladend die Hand entgegen streckte. Doch anstatt sie anzunehmen, sah er nur darauf und vermied es, diese Hand anzufassen.
Es war ihm nicht peinlich, lieber ertrug er jedes mal diese Stille als die Haut anderer zu berühren.
Der Arzt schien es nach einigen Sekunden aufzugeben, umrundete den Tisch und warf sich auf seinen viel gemütlicher aussehenden Stuhl.
"Also, warum sind wir hier?"
Der Kleinere wusste nicht recht, was er mit dieser Frage anfangen sollte und schwieg.
"Deine Eltern haben mir telefonisch mitgeteilt, dass du sehr..deprimiert und traurig seit einiger Zeit drauf bist."
Abwartend sah der Arzt ihn an.

Ist es nur das? dachte der Braunhaarige.
Glaube ich nicht..

"Erzähl mal."
Zitternd holte er Luft. Nun wünschte er sich mehr als alles andere, dass sein Freund doch mitgekommen wäre.
"I.. Ich..sehe in nichts mehr einen Sinn.. Ich will nicht mehr.." krächzte er und drückte sich in seinem Stuhl nach hinten.
"Ok, verstehe. Du hast anscheinend ein kleines Tief-" Der Grünäugige beobachtete, wie der Doktor verstohlen auf die Uhr sah, "aber das ist garkein Problem. Du solltest dich einfach mehr unter Menschen begeben, dann legt sich das alles wieder. Äh... Ja, vielleicht auch Sachen unternehmen die Spaß machen." Der Doktor trommelte fast unmerkbar auf seine Armlehne.
"A.. Aber ich habe an nichts mehr Freude.. Alles ist so grau und leer und-" Schon wurde er unterbrochen, "Das ist ebenfalls kein Problem."
Er kramte in einer Schublade und hielt dem Kleineren ein blaues Päckchen hin.
" Diese Pillen werden dir helfen dich zu erinnern wie man lacht." meinte er und mit leerem Blick nahm er die Packung an.
"Na siehst du, du siehst schon viel fröhlicher aus!" sagte er und klatschte einmal in die Hände.

Tue ich das..?
Er glaubte es nicht und wollte dem Doktor das auch mitteilen, aber er hielt inne als er sah, dass dieser wiederholt auf die Uhr sah.
"So, ich werde deine Eltern anrufen und ihnen sagen, dass es dir schon besser geht! Machs gut!"
Dass war eine unterdrückte Aufforderung, dass er gehen sollte.
Aber mir geht es doch garnicht besser..

Aber er hielt den Mund, stand auf und ging aus dem Raum. Im Flur blieb er stehen.
Was weiß der schon.. Wenn ich mich immer einsamer fühle? Ich bin ihm egal, er hat nur darauf gewartet bis ich endlich weg bin damit er heim zu seiner Familie kann.
Er blickte auf die Pillenpackung in seiner Hand und drückte sie mit einem kleinen Anflug an Wut leicht zusammen. Dann ließ er sie in seiner Hosentasche verschwinden und lief zu seinem Freund zurück, der einzige Mensch, der ihn unterstützte und bei ihm war.
Dieser lächelte ihm schon entgegen, aber der Braunhaarige senkte seinen Blick, er wollte nicht, dass seine große Liebe sah, wie kaputt er doch war, obwohl er das längst wusste.
Der Größere von beiden ging auf seinen Freund zu, verschränkte ihre Finger und zog ihn aus der Praxis raus.
Draußen war es schon dunkel.
"Was hat der Doktor gesagt Ardy?" Eben angesprochener, Ardy, sah nur auf den Boden, Stille Tränen rannen seine Wangen herunter.
"E.. Er sagte, dass ich nur ein kleines Tief habe, obwohl ich ihm gesagt habe, dass ich nicht mehr will.. Dann hat er mir Tabletten verschrieben.. Und das wars. Er ruft meine Eltern an um ihnen zu sagen, dass es mir schon deutlich besser geht. Aber tut es das?" Jetzt sah Ardy doch zweifelnd hoch, in die besorgten Augen seines Freundes. Dieser sah mit einem Blick, wie Tief Ardy in diesem Loch steckte und hatte tagtäglich große Angst um ihn, denn er liebte ihn mehr als alles andere und würde es nie verkraften, wenn er nichtmehr da ist, weil er einfach aufgegeben hat. Jetzt sah er umso mehr, wie nah Ardy an dem Punkt 'Aufgeben' doch war..

Der Blonde schloss seine Arme um den zerbrechlich wirkenden Jungen und küsste seinen Kopf. "Was sind das für Tabletten?" Ein Schluchzen.
"Sie sollen mir helfen, dass ich mich erinnere wie man lacht.. Er wollte mich einfach möglichst schnell aus seinem Zimmer raushaben damit er gehen konnte.", "Ardy, das glaube ich jetzt nicht.."
Doch beide wussten, dass es so war.
Zusammen liefen sie zu ihrem Lieblingsort auf einer Lichtung im Wald. Dort war eine Felskante, die Tief in einen reißenden Fluss führte.
Schon als sie noch auf dem Weg hierher waren, wusste Ardy, dass es soweit war.
Auf der Lichtung sah er zu, wie sein Freund sich ins Gras setzte und zu ihm sah. Tränen liefen ihm das Gesicht runter.
"Es tut mir leid, Taddl.. Ich liebe dich!" Er sah noch den verwirrten Gesichtsausdruck seines Freundes, der sich augenblicklich in einen panischen und geschockten umwandelte, doch ehe er aufstehen konnte um Ardy vor seinem Vorhaben zu bewahren, rannte dieser auf den Felsvorsprung zu und stürzte ohne zu überlegen in die Tiefe.
Er flog.
Das erste Mal in seinem Leben flog er. Eine sonderbare Zufriedenheit keimte in ihm auf und er streckte monoton die Arme aus und lies sich fallen.
Doch ein paar Sekunden vor seinem Aufprall schlangen sich zwei Arme von hinten um ihn und ein warmer Körper klammerte sich an ihn.
"Wenn du gehst, geh ich mit. Ich liebe dich, Ardy." flüsterte Taddl ihm ins Ohr.
Erneute Tränen schossen dem Kleinen in die Augen. Er hatte seinen Freund mit in den Tod gerissen..
Schnell drehte er sich um und sah ihm in seine blauen Augen. "Ich liebe dich auch Taddl!" Daraufhin küssten sie sich und spürten den Aufprall nur dumpf..
Er hatte aufgegeben. Und Sein Freund mit ihm.

Hoffe es gefällt euch<3

Oneshots || Tardy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt