JONATHAN 1

14 1 0
                                    

„Habt ihr es gehört, mein edler Herr?", fragte Aiyana und Jonathan Hemingway sah sie fragend an. „Was meint ihr?", sprach er und betrachtete die Frau, als würde er sie zum ersten Mal sehen. „Es spricht sich herum", setzte sie an und ihre Hand fuhr durch das blonde Haar des jungen Ritters. „Dass die Untergrundkämpfer eine Rebellion gegen den König planen." Jonathan zögerte. Eine Hure war keine sichere Quelle, allerdings wusste Jonathan um den Wert dieser Information. „Warum sagt ihr mir das, werte Lady?", fragte er aus. Aiyana glitt von seinem Schoß und legte sich auf das Bett. Der Ritte folgte ihren Bewegungen. „Ihr seid ein Mann von edlem Blute", flüsterte sie und fasste nach der Hand des Ritters, mit dem sie ihn zu sich zog. „Von wem habt ihr es erfahren?", fragte Jonathan weiter. Dafür würde der König mich reich belohnen, dachte er und strich Aiyana sanft über die nackte Haut. „Von vielen", erwiderte Aiyana. Jonathan zog seine Hand zurück und sah ihr in die rehbraunen Augen. „Ihr wisst mehr", sagte er streng und Aiyana strich sich durch ihre hellbraunen Haare. „Ich kann es euch nicht sagen", sprach sie leise. „Ansonsten werdet ihr sie umbringen und mein Geld bleibt aus." Jonathan schnaubte und erhob sich. Es hatte keinen Sinn eine Hure um etwas zu bitten, geschweige denn sie zum Reden zu bringen. Immerhin konnte er dem König sagen, dass die Untergrundkämpfer wieder aktiv seien. Jonathan hob sein Hemd von dem Holzboden auf und bemerkte Aiyana, die sich hinter ihn stellte. „Mein edler Heer, ihr habt doch noch etwas Zeit für mich oder etwa nicht?", fragte sie und umarmte den Ritter von hinten. Jonathan Hemingway war sich bewusst, dass das Mädchen nur auf sein Geld aus war, trotzdem hielt er einen Moment inne. Wie würde es sein, wenn mein eigenes Weib auf mich wartete?, fragte er sich. Jonathan stieß Aiyana von sich ab und knüpfte sich eilig sein Hemd zu. „Was habt ihr?", fragte sie verwirrt und kam wieder auf den jungen Mann zu. „Verzeiht. Meine Zeit ist beschränkt", entschuldigte sich Jonathan, obwohl es nicht der Wahrheit entsprach. Kaum hatte er seine Hose angezogen, griff er nach dem Gürtel, an dem er sein Schwert befestigt hatte, und befestigte diesen um seine Hüften. Nie ging er ohne sein Schwert wohin, auch wenn er nicht im Dienst war. Mit wenigen Schritten war er bei der hölzernen Pforte und warf sich seinen Umhang um, bevor er sechs Kupferstücke hervorholte und sie Aiyana brachte. „Ich wünsche euch eine angenehme Nacht, werte Lady", verabschiedete sich Jonathan und Aiyana gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Kommt bald wieder", flüsterte sie ihm ins Ohr und der junge Ritter wendete sich ab. Ob er wiederkommen würde, wusste Jonathan noch nicht. Er trat die Stufen des Bordell herunter und im Schankraum saßen junge Männer und auch ältere, einige waren hässlich andere sahen aus, als hätten sie das Mannesalter nicht einmal erreicht. Die Wirtin der Schenke warf dem Ritter einen kurzen Blick zu, bevor er das Gebäude endgültig verließ. Die Sonne ging hinter der Stadtmauer unter und die Luft war bereits abgekühlt, sodass Jonathan seinen Umhang enger zog. Er zog die Kapuze über und lief in die Richtung der Burg. Wusste der König, dass eine Rebellion geplant war?, fragte er sich und betrachtete die Bettler, die am Straßenrand kauerten und in dem Dreck von Pferdemist und Exkrementen nach Münzen und etwas Essbaren suchten. Einige sahen Jonathan mit wütendem Blick an. Warum lag das einzige Bordell der Stadt auch ausgerechnet in dieser Ecke? Die Bettler und Armen hassten alle Männer des Königs und jene, die diesen Nahe standen. Diese Menschen stellen keine Gefahr für uns da, dachte Jonathan und schmunzelte.

Als Jonathan Hemingway den Thronsaal betrat waren der Thron sowie der Saal bereits leer. Nur Nestor Cornwall hielt sich noch in der großen Halle auf. Seine weiße Rüstung schimmerte im Abendlicht, welches durch die Fenster fiel. Er wirkte wie ein Raubtier, das darauf wartete seine Beute zu erwischen. Und genau das war Nestor Cornwall, ein Raubtier. „Was machst du zur späten Stunde hier?", fragte dieser und kam mit einem Lächeln auf Jonathan zu. „Ich habe Nachricht für den König, wollte nur nachsehen, ob er bereits zu Bett gegangen ist oder nicht", erklärte er und Nestor blieb vor ihm stehen. „Und du?", fügte Jonathan hinzu und der großgewachsene Mann vor ihm sah sich um, als würden sie nicht alleine in dem Saal sein. „Ich treffe gleiche eine...", setzte Nestor an und sein Gesichtsausdruck verzog sich, während er nach dem richtigen Wort suchte. „Alte Bekannte", vollendete er und Jonathan sah ihn fragend an. Nestor räusperte sich und öffnete den Mund. „Schon gut, ich kann es mir denken", murmelte Jonathan und winkte ab. „Wir sehen uns dann morgen", verabschiedete er sich noch schnell und machte sich wieder auf den Rückweg. Nestor blieb nach seiner Wache doch tatsächlich im Thronsaal um sich mit einer Frau zu treffen, dachte der junge Ritter und öffnete die Flügeltür, bevor er heraustrat. Eine junge Frau, etwa sein alter, lief ihm in die Arme. „Verzeiht werte Dame", entschuldigte sich Jonathan augenblicklich und trat zurück. „Es war meine Schuld, verzeiht mir", sprach sie und sah auf. Ihre blonden Locken wurden zum Großteil von einer Kapuze verdeckt, ihr rundes Gesicht wies keine Makel auf und ihre Augen besaßen die Farbe von blauem Himmel. „Ich denke ihr wollt zu Ritter Nestor?", fragte Jonathan, obwohl er die Antwort auf die Frage längst kannte. Verlegen sah die Frau zu Boden und errötete. Jonathan öffnete die Tür erneut und die Frau flüchtete sich in den Saal. Lachend ließ er die Tür ins Schloss fallen. Mit wenigen Schritten lief er die Stufen auf die gepflasterte Straße hinab. Dabei fragte er sich, wie Nestor immer an solche Frauen kam. Er war hatte sein 40. Lebensjahr schon längst erreicht und trotzdem fielen vor ihm sogar Mädchen zu Boden. Sein eigenes Weib ignorierte er dabei. Hätte ich eine Frau, würde ich für sie alles tun, dachte Jonathan und schlug den Weg zu seinem Zuhause ein.

Rebellion: Caitlyn und JonathanWhere stories live. Discover now