CAITLYN 1

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„Cait! Es gibt Neuigkeiten!", rief der Nachbarsjunge aufgeregt, während er auf Caitlyn zu lief. Sie sah von der Arbeit auf und sah ihn fragend an: „Was meinst du, Jack?" Jack hüpfte aufgeregt hin und her und meinte dann: „Sie haben es endlich geschafft. Sie haben die Widerstandsbewegung gegründet und wollen..." „Leise, Jack.", zischte die junge Frau und presste einen Finger auf ihre Lippen während sie sich ängstlich umsah. Zum Glück war der Platz wie leergefegt und das Mädchen seufzte erleichtert auf. Sie sah sich noch einmal um und ließ die fertige Wäsche dann in den Korb fallen. „Warte einen Moment hier, Jack. Und sei leise.", meinte Caitlyn und warf dem Jungen einen flehentlichen Blick zu. Zu ihrer Erleichterung nickte er und mit dem Korb sauberer Wäsche betrat das Mädchen das große Herrenhaus. Ihr ganzes Leben lang hatte sie geträumt in einem dieser Häuser zu wohnen und deshalb schien es fast schon wie eine Verwirklichung, wenn sie das Haus betrat. Nur das sie es nicht als Frau der oberen Schicht sondern als Dienerin betrat.

Mit wenigen geschickten Handgriffen hatte Caitlyn die Wäsche im Innenhof aufgehangen und sofort eilte sie wieder auf den Platz wo Jack wartete. Er wippte aufgeregt mit dem Fuß und als er Caitlyn erblickte, lief er sofort auf sie zu. Doch sie schüttelte warnend den Kopf und ungeduldig wartete Jack bis die junge Frau ihn zu einem Ort geführt hatte, an welchem sie nicht belauscht werden konnten. „Erzähl mir alles!", forderte Caitlyn den Jungen auf und dabei strahlte sie mehr Neugierde aus als Jack von ihr gewöhnt war.

„Sie sagten, dass sich deine Aufforderung wie ein Lauffeuer verbreitet hat und da viele Leute bereit sind zu kämpfen, haben sie ein Treffen veranstaltet. Ich wollte selbst hingehen, doch ich durfte nicht hinein, weil ich noch nicht alt genug war", in seiner Stimme war Missmut zu hören, „Aber sie haben mir gesagt, dass ich dir ausrichten soll, dass das nächste Treffen morgen Nacht stattfinden wird. Sie sagten, dass sie dich anhören und dann entscheiden wollen, ob sie sich dir anschließen wollen." Während des Berichtes hatten Caitlyns Augen angefangen zu leuchten und sie sah den Jungen jetzt aufgeregt an. „Danke Jack! Danke!", antwortete sie und während sie dies sagte, war sie schon verschwunden.

Laufend erreichte Caitlyn ihr Zuhause. Es war eine einfache Zelthütte mit zwei nicht sehr großen Räumen, die durch ein Tuch voneinander getrennt waren – Schlafbereich und Essbereich. Das Mädchen betrat das Zelt und grüßte ihre Mutter beim Vorbeigehen. Dann betrat sie den Schlafraum und fand dort die Drillinge – Caleb, Kal und Rowel. Caitlyn wuschelte ihnen aus Gewohnheit über den Kopf und setzte sich zu den Drei. Sie sahen identisch aus und selbst Caitlyn, welche ihre Geschwister schon seit deren Geburt kannte, fand es manchmal schwer sie zu unterscheiden.

Schließlich sprach Caleb sie an. „Hast du es mitbekommen?", meinte er und Caitlyn erkannte ihn daran, dass er den linken Mundwinkel beim Reden höher zog als die Anderen. Caitlyn sah den Drilling überrascht an: „Ihr wisst von dem Treffen des Widerstands?" Dieses Mal antwortete Kal: „Natürlich! Es ist in aller Munde! Jeder redet darüber und viele fangen an Hoffnung zu schöpfen."

Gedankenverloren nickte das Mädchen und räusperte sich dann: „Deshalb wollte ich auch eigentlich mit euch reden. Denkt ihr, dass sie eine Art Rede von mir erwarten? Oder dass ich das Treffen leite? Oder.." „Jetzt mach mal", „halb lang", „Schwester.", meinten die Drillinge nacheinander und Caleb sprach weiter: „Mach dich jetzt bitte nicht kirre. Du solltest dir einfach überlegen, was du ihnen vermitteln willst und dann wirst du es schon schaffen." „Du bist die Beste im Redehalten.", fügte Rowel hinzu und schließlich sagte Kal: „Wenn jemand das schafft, dann du."

Und das waren die Drillinge. Caitlyn fragte sich manchmal ob ihre Gehirne auf irgendeine Art verbunden waren, denn so ergänzend wie sie dachte niemand. Und die Drei waren großartig im Beruhigen, sodass Caitlyn sich bald nicht mehr so hibbelig und nervös fühlte, sondern belanglos mit Caleb, Kal und Rowel redete bis ihre Mutter das Essen fertig gemacht hatte. Dann setzten sie sich zusammen um den nicht sehr großen Tisch und warteten auf ihre jüngste Schwester, welche gerade mit ihrem Vater an der Hand ihr Zuhause betrat. Beide lächelten und der Vater umarmte jedes seiner Kinder einmal bevor er sich auf dem Teppich niederließ. Dann wurde das Essen serviert. Es war keine Festmahlzeit sondern ein einfaches Gericht, welches ihre Geldbörse nicht strapazierte.

Und sie aßen hungrig drauf los. Jeder aß so schnell es ging, um so viel wie möglich von dem leckersten Teller zu ergattern. Besonders die Drillinge rangelten mit ihrer kleinen Schwester um das einzige Gericht mit ein paar Fleischstücken. Denn das sie Fleisch aßen, war eine Seltenheit. Gütig nahm sich Caitlyn nur ein winziges Stück von der raren Kost und kaute genüsslich. Langsam schluckte sie es hinunter und genoss den leckeren Geschmack.

Der nächste Abend kam schneller als gedacht und mit leicht zittrigen Händen beendete Caitlyn ihre Arbeit. Aufgeregt und kaum hungrig aß sie zu Abend und dann war es Zeit aufzubrechen. Gemächlich machte sie sich auf den Weg und versuchte sich zu entspannen, während sie alleine durch die Straßen zog. Abgemagerte Kinder hockten am Straßenrand und bettelten verzweifelt um Geld. Caitlyn hätte ihnen nur zu gerne etwas abgegeben, aber sie selbst hatte kaum genug. Daher schenkte sie den Kindern ein trauriges Lächeln und senkte dann den Kopf, sodass sie auf ihre Schuhspitzen starrten. Sie waren im Licht der Abenddämmerung nur schemenhaft zu sehen, doch trotzdem sah man die Flicken und abgelaufenen Innenseiten nur zu deutlich.

Zu fixiert auf ihre Füße, bemerkte Caitlyn jedoch fast zu spät die Reiter, welche die Straßen lang galoppiert kamen. Schnell sprang sie zur Seite und gerade noch rechtzeitig. Die Pferde preschten, angetrieben von ihren Reitern, an ihr vorbei ohne sie eines Blickes zu würdigen. Außer einer Ausnahme. Ein junger Ritter, welcher kaum älter als Caitlyn sein konnte, blickte sie an und seine blauen Augen glitten über ihren Körper. Auf einmal peinlich berührt von ihrer dreckigen und lumpigen Kleidung, schaute sie weg. Doch auch als der Ritter schon längst fortgeritten war, bekam sie seine leuchtendblauen Augen nicht mehr aus ihrem Kopf.

Auch nicht als sie den Treffpunkt der sich bildenden Rebellentruppe erreichte. Ein feines Lächeln lag auf ihrem Gesicht, verschwand jedoch wieder als sie die finsteren Blicke der Männer bemerkte, welche sie anstarrten. Caitlyn wollte sich schnell an ihnen vorbeidrängen, doch der Größere der Beiden hielt sie am Arm fest: „Wie ist dein Name?" Das Mädchen schluckte, antwortete aber mit fester Stimme: „Caitlyn Swyft." Beide Männer betrachteten sie eingehend und der Muskulösere meinte schließlich zu dem Großen: „Ist sie das?" Dieser ließ seinen Blick noch ein weiteres Mal über Caitlyn gleiten und nickte dann: „Scheint so. Obwohl ich sie mir ein bisschen... stärker und entschlossener vorgestellt hatte."

Wut breitete sich im Caitlyns Körper aus und sie giftete zurück: „Ich bin nicht schwach. Und entschlossen bin ich mehr als ihr. Außerdem habe ich im Gegensatz zu Anderen ein Gehirn." Der Muskulöse gluckste: „An Schlagfertigkeit und Temperament fehlt es ihr scheinbar nicht." Caitlyn schnaufte und trat ein.

Rebellion: Caitlyn und JonathanWhere stories live. Discover now